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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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Segeltuch. Im Halbdunkel hinter der Klappe sah das Gesicht des Soldaten aus, als hätte jemand mit einem dicken rosa Stift darauf gemalt. »Dieses Zeichen«, sagte er gelassen. »Wo hast du es her?«
    »Von Speedy Parker. Er sagte, ich sollte Sie finden und es Ihnen zeigen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Den Namen kenne ich nicht. Und jetzt gib mir das Zeichen. Sofort.« Er packte Jacks Handgelenk. »Gib es mir, und dann sag mir, wo du es gestohlen hast.«
    »Ich spreche die Wahrheit«, sagte Jack. »Ich bekam es von Lester Speedy Parker. Er arbeitet in Funworld. Aber es war kein Zahn, als er es mir gab. Es war ein Gitarren-Plektron.«
    »Ich glaube, du weißt nicht, was dir bevorsteht, Junge.«
    »Sie kennen ihn«, beharrte Jack. »Er hat Sie mir beschrieben – er hat mir gesagt, Sie wären Hauptmann der Außenwache. Speedy hat mir aufgetragen, Sie ausfindig zu machen.«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf; sein Griff um Jacks Handgelenk wurde fester. »Beschreib diesen Mann. Ich merke sofort, ob du mich anlügst, Junge, also gib dir Mühe.«
    »Speedy ist alt«, sagte Jack. »Er war früher Musiker.« Er glaubte, in den Augen des Mannes eine Art Begreifen aufblitzen zu sehen. »Er ist schwarz – ein schwarzer Mann. Mit weißem Haar. In seinem Gesicht sind tiefe Falten. Er ist ziemlich dünn, aber wesentlich kräftiger, als er aussieht.«
    »Ein schwarzer Mann? Du meinst, ein brauner Mann?«
    »Nun ja, schwarze Leute sind nicht richtig schwarz. Ebenso, wie weiße Leute nicht richtig weiß sind.«
    »Ein brauner Mann namens Parker.« Der Hauptmann ließ sanft Jacks Handgelenk los. »Hier heißt er Parkus. Also kommst du von …« Er deutete mit einem Nicken auf einen fernen, unsichtbaren Punkt am Horizont.
    »So ist es«, sagte Jack.
    »Und Parkus – Parker – hat dich geschickt, damit du unsere Königin siehst.«
    »Er sagte, ich müsste sie sehen. Und Sie würden mich zu ihr bringen.«
    »Das muss schnell geschehen«, sagte der Hauptmann. »Ich glaube, ich weiß, wie wir es anstellen können, aber wir dürfen keine Zeit verlieren.« Er hatte seine Gedanken mit militärischer Gewandtheit in eine andere Richtung gelenkt. »Jetzt hör genau zu. Hier treibt sich ein Haufen Bastarde herum, deshalb werden wir so tun, als wärest du mein Sohn von der falschen Seite des Lakens. Du hast irgendeinen kleinen Auftrag, den ich dir erteilt habe, nicht ausgeführt, und ich bin wütend auf dich. Ich glaube, dass uns niemand aufhalten wird, wenn wir eine überzeugende Vorstellung geben. Zumindest kann ich dich auf diese Weise hineinbringen – aber es könnte etwas riskanter werden, sobald wir drinnen sind. Glaubst du, dass du das schaffst? Die Leute davon zu überzeugen, dass du mein Sohn bist?«
    »Meine Mutter ist Schauspielerin«, sagte Jack und empfand wieder seinen alten Stolz auf sie.
    »Gut, dann wollen wir sehen, was du gelernt hast«, sagte der Hauptmann und überraschte Jack, indem er ihm zuzwinkerte. »Ich werde versuchen, dir nicht weh zu tun.« Dann fuhr Jack zusammen, weil sich eine sehr kräftige Hand um seinen Oberarm legte. »Gehen wir«, sagte er und verließ, Jack halb hinter sich herzerrend, den Raum hinter der Klappe.
    »Wenn ich dir sage, du sollst den Plattenweg hinter der Küche scheuern, dann scheuerst du die Platten«, sagte der Hauptmann laut, ohne ihn anzusehen. »Hast du verstanden? Du tust, was dir aufgetragen wird. Und wenn du es nicht tust, dann wirst du bestraft.«
    »Aber ich habe doch ein paar Platten gescheuert …« heulte Jack.
    »Ich habe dir nicht aufgetragen, ein paar Platten zu scheuern!« brüllte der Hauptmann und zerrte Jack hinter sich her. Die Leute um sie herum wichen zurück, um den Hauptmann durchzulassen. Einige grinsten Jack voller Mitgefühl an.
    »Ich wollte sie ja alle scheuern, ehrlich, ich wollte gleich wieder zurück …«
    Der Hauptmann zerrte ihn auf das Tor zu, ohne die Wachtposten auch nur anzusehen, und zog ihn hindurch. »Nein, Dad!« heulte Jack. »Du tust mir weh!«
    »Ich werde dir noch viel mehr weh tun«, sagte der Hauptmann und zerrte ihn über den weitläufigen Hof, den Jack vom Karrenweg aus gesehen hatte.
    Am anderen Ende des Hofes zog ihn der Soldat die hölzernen Stufen hinauf und in den Palast hinein. »Jetzt kommt es darauf an, dass du eine gute Schau abziehst«, flüsterte der Mann und schritt einen langen Korridor entlang, wobei er Jacks Arm so hart umfasste, dass blaue Flecke zurückblieben.
    »Ich will alles tun, ich verspreche es!« rief

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