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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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geworden war.
    Als er zwei kleine, dunkle Pferde entdeckte, die – vielleicht fünfzig Meter entfernt – einen Pflug zogen, dachte er, aus dem Vergnügungspark wäre eine Farm geworden, doch dann bemerkte er die Menge, die vom Rande des Feldes aus den Pflügern zusah, und begriff, dass es ein Wettbewerb war. Dann fiel sein Blick auf einen riesigen, rothaarigen Mann mit nacktem Oberkörper, der wie ein Kreisel herumwirbelte. In den ausgestreckten Händen hielt er einen langen, schweren Gegenstand. Plötzlich hörte der Mann mit dem Herumwirbeln auf und ließ den Gegenstand los, der weit durch die Luft flog, bevor er auf das Gras aufschlug und als Hammer erkennbar wurde. Funworld war ein Jahrmarkt, keine Farm – jetzt sah Jack auch Tische, auf denen sich Essbares häufte, und Kinder auf den Schultern ihrer Väter.
    Ob es auf diesem Jahrmarkt wohl einen Speedy Parker gab, der dafür sorgte, dass jeder Riemen und jedes Geschirr hielt, dass für jeden Herd genügend Holzt da war? Jack hoffte es.
    Und saß seine Mutter noch immer im Tea and Jam Shoppe und fragte sich, warum sie ihn hatte gehen lassen?
    Jack drehte sich wieder um und sah, wie der lange Karren durch die Tore des Sommerpalastes rumpelte und nach links abbog, wo er die Leute, die sich dort bewegten, voneinander trennte wie ein von der Fifth Avenue abbiegendes Auto die Fußgänger, die gerade die Seitenstraße überqueren. Einen Moment später folgte er dem Karren.
     
    2
     
    Er hatte gefürchtet, dass sich alle Leute auf dem Gelände des Pavillons nach ihm umdrehen und sofort spüren würden, dass er anders war als sie. Er hielt die Augen niedergeschlagen, wann immer es möglich war, und tat, als wäre er ein Junge, der einen schwierigen Auftrag zu erfüllen hat – er war ausgeschickt worden, um eine Reihe von Dingen zu besorgen; sein Gesicht zeigte, wie er sich konzentrierte, nichts zu vergessen. Eine Schaufel, zwei Hacken, eine Rolle Bindfaden, ein Glas Gänseschmalz … Erst allmählich wurde ihm klar, dass keiner der Erwachsenen vor dem Sommerpalast ihn auch nur wahrnahm. Sie beeilten sich oder trödelten herum, betrachteten die angebotenen Waren – Decken, Eisentöpfe, Armreifen –, die in kleinen Zelten ausgestellt waren, tranken aus Holzbechern, zupften sich gegenseitig am Ärmel, um eine Bemerkung zu machen oder ein Gespräch in Gang zu bringen, diskutierten mit der Wache am Tor; jeder war vollauf mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Die Rolle, die Jack spielte, war so unnötig, dass sie lächerlich war. Er richtete sich auf und beschrieb einen unregelmäßigen Halbkreis, um ans Tor zu gelangen.
    Er hatte fast auf den ersten Blick erkannt, dass er nicht einfach würde hindurchgehen können – die beiden Wachtposten hielten jeden an, der versuchte, in den Sommerpalast hineinzukommen. Die Leute mussten Papiere vorzeigen oder Abzeichen oder Siegel präsentieren, die ihnen den Zutritt gestatteten. Jack hatte nur Speedy Parkers Gitarren-Plektron, und er glaubte nicht, dass die Wachen das gelten ließen. Ein Mann, der ans Tor getreten war, ließ gerade ein rundes silbernes Abzeichen aufblitzen und wurde durchgewinkt; der Mann, der ihm folgte, wurde angehalten. Er argumentierte, dann änderte sich sein Verhalten, und Jack sah, dass er flehte. Der Wachtposten schüttelte den Kopf und wies den Mann ab.
    »Seine Leute kommen ohne Schwierigkeiten hinein«, sagte jemand rechts von Jack und löste damit das Problem der Sprache der Region; Jack drehte den Kopf, um festzustellen, ob der Mann ihn angesprochen hatte.
    Aber der Mann in mittleren Jahren, der neben ihm herging, unterhielt sich mit einem anderen Mann; beide trugen die gleiche, einfache Kleidung wie die meisten Männer und Frauen außerhalb des Palastgeländes. »Es wäre nicht gut, wenn es anders wäre«, erwiderte der zweite Mann. »Er ist unterwegs – soviel ich weiß, wird er noch im Laufe des Tages erwartet.«
    Jack schloss sich den beiden Männern an und folgte ihnen zum Tor.
    Die Wachtposten traten vor, als sich die Männer näherten, und da sie sich beide an denselben Posten wandten, winkte der zweite den ihm am nächsten stehenden Mann zu sich heran. Jack blieb ein paar Schritte zurück. Bisher hatte er noch niemanden mit einer Narbe gesehen, er hatte überhaupt noch keine Offiziere gesehen. Die einzigen Soldaten in Sicht waren die Wachtposten, die beide jung waren und ländlich aussahen; mit ihren breiten rötlichen Gesichtern über den kunstvoll gefältelten und gekrausten

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