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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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mehr gewartet, um diesen Augenblick nicht bis zur Neige auskosten zu wollen. So löste ich mich von ihr, verriegelte die Ladentür, drehte das "Geschlossen"-Schild herum und ließ die Jalousien herunter.
    Hanna verfolgte jede meiner Bewegungen und lächelte auffordernd und erwartungsvoll, als ich wieder zu ihr zurückkehrte. Ich schenkte ihr einen prüfenden Blick und ging, mit dem Resultat zufrieden, an ihr vorbei in die kleine Notunterkunft, die ich manchmal zum Übernachten benutzte. Ich schnappte mir meinen seidenen Kimono, übergab ihn Hanna und sagte: "Du musst aus deinen Sachen raus. Aus allen Sachen. Hier, zieh das an, dann komm wieder zurück."
    Hanna schluckte, nahm das Dargebotene aber fügsam entgegen und verschwand in dem kleinen Raum, aus dem ich gerade gekommen war. Drei Minuten später erschien sie wieder und sah aus, als käme sie gerade aus der Dusche: Sie hatte auch ihr Haar mit einem Frotteeturban eingewickelt.
    Ich deutete auf den Lesesessel und Hanna ließ sich darauf nieder. Schlug das Buch auf und gab es ihr. "Es wird Zeit, dass du endlich weiter vorliest. Kapitel drei kenne ich schon. Fang hier an."



Kapitel Vier
    Mädchenpensionat
    Die metergroßen Zeiger der Turmuhr der Herz-Jesu-Kirche rückten einen weiteren Schritt vor und der erste von drei Stundenschlägen ertönte. An der Häuserfront vis-a-vis war ein hoch aufgeschossener, junger Mann zu erkennen, den offenbar eine große innere Unruhe antrieb. Er blieb keinen Moment ruhig stehen, sondern ging ständig auf und ab, so dass man wohl meinen könnte, seine Schritte würden bald Abdrücke auf dem Pflaster hinterlassen.
    Am Ende seiner kurzen Wegstrecke hielt er kurz inne und nützte die Gelegenheit der Kehrtwende zu einem Blick auf die weithin sichtbar Uhr am Kirchturm – auch wenn es gerade drei Uhr nachmittags geschlagen hatte und seither nur wenige Sekunden vergangen waren, schien er sich in seiner Ungeduld nicht oft genug selbst überzeugen zu können, wie spät es bereits war. Hastig vor sich hin murmelnd zog er überdies ein ums andere Mal seine eigene goldene Taschenuhr zu Rate, die ihm jedoch anscheinend nichts Erfreulicheres mitzuteilen hatte als die Kirchturmuhr.
    Wenn er nicht gerade auf eine der Uhren blickte, sah er meist die Straße entlang; und endlich verschwand der ungeduldige Gesichtsausdruck aus seinen Zügen und machte erfreutem Erkennen Platz – die Person, auf die er so sehr gewartet hatte, war offensichtlich mit einiger Verspätung eingetroffen.
    Es handelte sich um einen vornehm gekleideten Herrn, der jugendlich frisch und zugleich welterfahren und gewandt wirkte; niemand anders als der uns mittlerweile so gut bekannte Baron von P.
    „Grüß dich, Jakob“, sagte dieser und ergriff die dargebotene Hand, um sie fest und freundschaftlich zu schütteln.
    Der Angesprochene war ein klein wenig verärgert. „Du hast mich recht lange warten lassen; ich habe schon gar nicht mehr mit dir gerechnet“, rügte er Hermann. Der Mann, Privatdozent an der Grazer Universität, war zu Studienzeiten ein Kollege P.'s gewesen. Er trug den Namen Dr. Schlegel. „Aber was solls“, setzte er fort, „jetzt bist du ja da, das ist die Hauptsache. Wir müssen uns aber sputen, wenn wir noch rechtzeitig eintreffen wollen!“
    Ohne weitere Verzögerungen machten sich die beiden auf den Weg in einen Petersviertel genannten, nahe gelegenen Teil der Vorstadt. Sie verfielen dabei in einen gleichmäßigen, zackigen Marschtritt, der jedem Offizier zur Ehre gereicht hätte.
    Wir wollen nun die beiden Herren in Ruhe marschieren lassen und die Gelegenheit nützen euch, schöne Leserin, über den Zustand in Kenntnis zu setzen, in dem sich der Baron befand. Denn sein Gefühlsleben befand sich in hellem Aufruhr und er hielt sich gegen die anbrandenden Stürme aus Emotionen zeitweise nur mühsam über Wasser.
    Nach den alle Regeln missachtenden Exzessen, zu denen er sich bei und mit Benny hatte hinreißen lassen, war er irgendwann auf die Straße getorkelt, verstört und durcheinander und mit dem Gefühl, jeden Moment den Verstand zu verlieren. Das helle Sonnenlicht schmerzte in seinen Augen, die wohl zu lange im Dunkeln gewesen waren; gehetzt blickte er sich um, fühlte sich von unzähligen Blicken durchbohrt und von der schieren Anwesenheit so vieler Menschen auf der Straße unsagbar gestört. So schnell es ihm sein zerrütteter Zustand erlaubte fand er sich einen Wagen, der ihn ins Hotel brachte. Dort verschwand er sofort in seinem Zimmer, legte

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