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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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sich merklich abgekühlt hat.“
    „Sprich mir nicht von dieser – Nutte; ein Mann ist er jedenfalls nicht. Schlimm genug, dass wir ihm ganz sicher auf dem Ball begegnen werden; welchen Herren er sich wohl dieses Mal angeln wird?“ Sie lachte verächtlich; insgeheim aber hatte der junge Benny durchaus noch seinen Platz in ihren Träumen und Sehnsüchten und sie hoffte sehr, ihn gebührend beeindrucken zu können. Der Anblick der vielen nackten Haut sollte ihn noch zusätzlich erregen.
    Sie würde es ihm schon zeigen; jedoch wagte Hermine nicht, dies ihrer Cousine zu gestehen, dazu steckte ihr das katastrophale Ergebnis ihres ersten Verführungsversuches noch viel zu tief in den Knochen.
    Unter weiterem Geplauder wurde die schöne Hermine zurechtgemacht, und reichlich vor der Zeit war sie bereit – wie auch ihre Mama, zu der sie sich bald gesellten.
    Die Möbelfabrikantin stellte sich ein letztes Mal prüfend vor den großen Spiegel ihres Ankleidezimmers, flankiert von den beiden Mädchen.
    Als einzige Kleidungsstücke waren Strümpfe und Schuhe gestattet; ansonsten verlangte die Ballordnung nackte Haut. Freilich konnte diese mit allerlei schmückenden Accessoires behängt werden – Ketten, Halsbänder, Ringe, Armbänder und dergleichen durften beliebig verwendet werden, und die Damen hatten von dieser Möglichkeit eifrig Gebrauch gemacht.
    Mutter und Tochter trugen etliche Brillanten, die auf ihrer nackten Haut göttlich zur Geltung kamen.
    Zufrieden mit dem Gesehenen hüllten sich die drei Frauen schließlich in ihre Mäntel und bestiegen die Kutsche, die seit einiger Zeit bereit stand. Ein kurzer Ruck an den Zügeln und der Wagen setzte sich in Bewegung. Während der ganzen Fahrt wurde kaum ein Wort gesprochen; immerhin waren die Damen unter ihren Mänteln völlig nackt und dieses Wissen führte nun doch zu einem etwas beklemmenden Gefühl.
    Sie hatten die Vorstadt erreicht und schlugen nun die Richtung zum Rosenberg ein, einem nahe gelegenen Hügel, auf dem etliche vornehme Villen mit Gärten errichtet worden waren. Eine davon, in besonders schöne Lage, war ihr Ziel: Das Anwesen des Konfektionärs Analfisti, dem die Rolle des Gastgebers für den heutigen Abend zugefallen war.
    Die Nacht brach herein. In völliger Dunkelheit erreichten sie die Villa; auf dem letzten Stück davor waren ihnen einige Equipagen entgegengekommen, andere konnten sie hinter sich hören. Die Ankunft der Gäste war in vollem Gang.
    Der Kutscher wendete halb vor dem Eingangsportal, sprang vom Kutschbock und öffnete den Schlag; Hermine, ihre Mutter und Heidelinde von C. stiegen wortlos aus und eilten auf die Türe zu. Die Möbelfabrikantin vollführte das vereinbarte Klopfzeichen, woraufhin sich die Pforte öffnete. Ein Lakai im Frack empfing sie, nahm ihre Einladungen entgegen und nickte nach einem kurzen Blick darauf fast unmerklich. Dann führte er sie zu einer weiteren Tür, die beinahe vollkommen mit der tapezierten Wand verschmolz, öffnete diese, verbeugte sich ehrerbietig und deutete mit der Hand den Damen, einzutreten.
    Sie betraten das Foyer, dessen Interieur das Auge rundweg erfreute. Elektrisches Licht erhellte den geschmackvoll eingerichteten Raum; wertvolle Perserteppiche bedeckten den Boden, exotische Pflanzen entlang der Wände schufen eine einladende und zugleich geheimnisvolle Atmosphäre.
    Der Anblick am Fuß der Treppe wäre geeignet gewesen, alle vielleicht noch vorhandenen Zweifel am Charakter der Veranstaltung endgültig zu zerstreuen. Dort stand Johann, den wir als Zimmerkellner und Gatten der schönen, heißblütigen Almuth kennengelernt haben. Für dieses Ereignis hatte er die Rolle des Portiers übernommen und sich entsprechend in Schale geworfen: Er trug Dreispitz und Schärpe und hielt einen schwarz glänzenden Stock mit Silberknauf in der Hand. Ansonsten bestand seine Livree aus nackter Haut.
    Der Stock war nicht das einzig steife an Johann: Auch sein eigener Stab reckte sich stolz in die Höhe und erntete dafür einen anerkennenden Blick der vorbeischreitenden Damen.
    Am Kopf der Treppe angelangt wurden sie von einer Schar Jungen und Mädchen im Alter von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren in Empfang genommen. Sie alle trugen keine einzige Faser am Leib. Ihnen war die Aufgabe übertragen worden, den Ankommenden die richtige Tür zu weisen; Knaben geleiteten die Damen in die Damengarderobe, die Mädchen führten die Herren in die ihnen zugewiesenen Räumlichkeiten.
    Dementsprechend betraten unsere

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