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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Wolle, Pökelfisch und Apfelwein zu löschen. Danach zögerte das Wetter, sie in See stechen zu lassen, aber eines Morgens ging die Sonne an einem klaren Himmel auf, und die Benachrichtigung traf ein. Sechs Männer verließen die Schildkröte, vier Männer und zwei Frauen gingen an Bord.
4
»Es ist wundervoll, wieder eine Frau zu sein!«, verkündete die Großherzogin voll Inbrunst.
    Trudy war sich da weniger sicher. Die beiden standen am Hinterdeck in der Nähe des Rudergängers und versuchten, der Besatzung nicht im Weg zu stehen, während Kapitän Howie durch ein Sprachrohr Befehle brüllte. Die Eroberer neigte sich vor dem Wind und steuerte auf das offene Meer zu. Landwärts war die Aussicht schlichtweg atemberaubend: Auf den Hügeln schillerten die goldenen Töne des Herbstes, und auf den Dächern von Brimiarde spiegelte sich funkelnd die Vormittagssonne. Das Schiff selbst hingegen war überfüllt, schäbig und modrig, wie Sir Panther ihnen bereits angekündigt hatte; alle Schiffe waren so. Mit etwas Glück würden sie in ein paar Tagen in Isilond eintreffen; mit Pech mochte es Wochen dauern oder sie ins Seemannsgrab führen. Jeder Matrose trug mindestens einen Glücksbringer. Trudys Zähne klapperten jedes Mal, wenn ihr einer davon zu nahe kam. Sie fragte sich, ob sie inmitten solcher geballter Geistigkeit nachts überhaupt ein Auge zutun konnte.
    »Euch war dieses Vergnügen wesentlich länger versagt als mir«, meinte Trudy taktvoll.
Großherzogin Johanna hatte allen Grund, sich über ihr wahres Erscheinungsbild zu freuen. Sie war eine unglaublich weibliche Frau, zierlich und golden, und das obwohl Sorgenschatten über ihren fein geschnittenen Zügen lagen. Da der Wind ihr das burgunderrote Kleid eng an die Brüste drückte und den Saum häufig hochschlug, sodass ihre Knöchel und Waden zum Vorschein kamen, stellte sie eine regelrechte Gefahr für die Schifffahrt dar. Kapitän Howie und der Rudergänger waren außerstande, die Augen von ihr zu lassen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Decks lehnten Glockmann, Ringwald, Raunzer und Manfred rücklings an der Reling, sodass sie die Aussicht in ihre Richtung genießen konnten.
Trudy bevorzugte insgeheim die Freiheit, die ein Dasein als Mann verhieß. Sie sah aus wie ein Mann. Jedenfalls war sie alles andere als eine klassische, adelige Schönheit. Sie war bloß eine grobknochige Landmaid mit zu ausgeprägten Kieferknochen und einer viel zu kleinen Nase. Durch das jahrelange Kühemelken als Kind war sie mit übergroßen Händen und Unterarmen wie ein Schmied geschlagen. Die Mütter in Eichental hatten sie unablässig ermahnt, die Ellbogen anzuwinkeln und nicht so zu gehen, als trüge sie Stiefel.
Johanna hätte wahrscheinlich eine gute Weiße Schwester werden können, denn ein Gespür für Menschen wies für gewöhnlich auf Empfänglichkeit für Geistigkeit hin. Sie bemerkte Trudys Zurückhaltung und schaute sie fragend an. »Ihr habt eine andere Freiheit, die mir versagt ist.«
»Tatsächlich?«
»Ihr könnt die Motten um Eure Flamme kreisen lassen. Ich bin einen verheiratete Frau und muss mich als solche gebaren.« Höchstwahrscheinlich war sie eine Witwe, doch niemand sprach es aus.
»Ich wünschte nur, meine Flamme würde so hell leuchten wie die Eure«, gestand Trudy.
»Unsinn! Wir haben bloß Glück, dass die Bindungen meiner Klingen sie zwingen, sich zu benehmen, andernfalls würden sie einander wegen Euch an die Kehle gehen. Und ich hätte plötzlich nur noch einen Leibwächter.« Untertöne leichter Falschheit schrillten wie Glocken in Trudys Kopf. Johanna wollte auf etwas hinaus.
»Bei allem Respekt, Hoheit, ich glaube, Ihr irrt Euch. Mich bemerken sie nur, wenn Ihr durch Euer Medaillon verborgen seid.«
»O nein. Mir ist keineswegs entgangen, wie sie Euch ansehen.« Johanna kicherte und tat so, als scherzte sie bloß unbeschwert, was nicht der Fall war. »Von Manfred abgesehen, wie stuft Ihr die anderen ein?«
»Rein äußerlich? Ringwald sieht am besten aus. Ohne Frage. Gefolgt von Raunzer. Glockmanns Kiefer ist zu groß.«
»Dieser Einschätzung würde ich mich anschließen.« Schrill . Eine Lüge.
»Unterhalb des Kragens«, fuhr Trudy fort, die wusste, dass sie Johanna niemals so bestürzen würde, wie es ihr oft bei Ringwald gelang, »ist es umgekehrt. Ringwald ist ein Jüngelchen, Raunzer viel zu fleischig, aber Glockmann so ziemlich vollkommen, findet Ihr nicht auch?«
»Vielleicht«, seufzte Johanna, wobei die Elemente der Liebe wie Lerchen

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