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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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zwitscherten. »Aber als angenehme Gesellschaft? Ich fürchte, der arme Raunzer stünde wohl auf der Liste jeder Frau an letzter Stelle, vermutlich auch auf jener der meisten Männer. Ringwald kann recht geistreich sein, aber es mangelt ihm an Selbstvertrauen. Glockmann? Findet Ihr ihn unterhaltsam?«
»Zuverlässig.«
»Ist das denn ein Fehler?«
»Wer mit zwanzig zuverlässig ist, wird mit dreißig langweilig.«
»Schämt Euch! Wie bissig!« Das Lachen der Herzogin brachte Trudys Alarmglocken erneut zum Schrillen. »Und was kümmert Euch, wie er mit dreißig sein wird? Schließlich reden wir hier über harmloses Schäkern, nicht über eine Heirat.«
»Wir Frauen müssen praktisch denken. Wie würdet Ihr die finanziellen Aussichten der drei einstufen?«
Johanna seufzte. »In der Hinsicht hat keiner von ihnen irgendwelche Aussichten. Raunzer und Ringwald sind an eine mittellose Verbannte gebunden, folglich steht sogar ihr beider Leben auf dem Spiel. Glockmann dürfte in einem Jahr noch mit größerer Wahrscheinlichkeit unter den Lebenden wandeln als sie. Er ist erstaunlich begabt. Ich denke, er müsste sich ganz gut durchs Leben schlagen.«
Nun erkannte Trudy das Problem eindeutig. »Aber er ist so schlicht.«
»Ganz und gar nicht. Glockmann mag nicht bahnbrechend gutaussehend sein, aber seine Züge strahlen eine unverfälschte Stärke aus.« Kein sanftes Läuten. Statt dessen schwollen die Gesänge der Liebeselemente zu einem Crescendo an.
Glockmann war ihrem Bann verfallen, und sie wusste es. Was dachte sie nur, dass Trudy dagegen unternehmen konnte? Glockmann gehörte nicht zu dem Menschenschlag, der sich von einem Landei wie ihr ablenken ließ, nur weil es sich ihm mit einer Rose zwischen den Zähnen vor die Füße warf. Sein Herz gehörte Johanna, und was Johanna in Angst versetzte, war ihr eigenes Empfinden darüber.
    Nachdem die Eroberer die Hafengewässer verlassen hatte, begann sie zu rollen und zu stampfen. Am nächsten Tag bäumte sie sich auf wie ein verrückter Gaul. Der Wind schwoll immer noch an, und die größten Wogen spülten mittschiffs quer über das Deck. Die Welt war grau und voller Nebel und Wellen mit Gischtkronen. Glockmann, Manfred und die Herzogin waren unter Deck in die Kabinen verschwunden. Gut und gern ein Drittel der Besatzung hing an der Back über der Reling.
    Trudy stellte dankbar fest, dass sie gegen dieses verbreitete Ungemach gefeit war. Sie wickelte sich warm ein und blieb auf dem Achterdeck, wo die Luft frisch, wenngleich im Überfluss vorhanden war. Leider waren Klingen gegen alles gefeit, und auf See war es nicht nötig, dass beide ihr Mündel bewachten. Folglich hatte Raunzer Trudy ganz für sich allein.
    »Dein Körper erregt mich wirklich ungemein«, war noch eine seiner besseren Floskeln, dicht gefolgt von »Mädchen können Klingen nicht widerstehen«. »Klingen sind die besten Liebhaber«, war dem Vernehmen nach wahr, sofern man Klingen glaubte. Und »Du weißt, dass du mir nicht mehr lange widerstehen kannst« klang entsetzlich glaubhaft. Selbst in Ölzeug schimmerten Klingen für sie, und Trudy musste immerzu daran denken, wie er ohne sein Hemd geleuchtet hatte. Wenn sie sich mit dem Rücken gegen die Reling lehnte, stand er vor ihr und schnitt sie vom Rest des Schiffes ab. Wenn sie aufs Meer hinausschaute, schlang er einen Arm um sie und drückte sie.
    »Ist dein Anführer seekrank?«, fragte sie und meinte eigentlich Ich wünschte, er wäre hier.
»Nein, er kümmert sich um Ihro Gnaden.«
Trudy wusste bereits, wo Ringwald war, denn sie stand unmittelbar über der winzigen Kabine, die sich die beiden Frauen teilten. Ringwald und sein Mündel trieben gewiss nicht das, wonach Raunzer der Sinn stand, jedenfalls nicht, solange die Züge der Herzogin so grün wie noch vor einer Stunde waren.
»Also ist er beschäftigt«, fügte Raunzer hinzu. »Wir zwei könnten in unsere Kabine gehen und würden nicht gestört.«
»Warum muss er bei ihr blieben? Hier wird ihr niemand ein Leid antun?«
Raunzer blickte finster drein. »Er hält den Eimer. Sie könnte ersticken.«
»Ich wusste gar nicht, dass Klingen auch Krankenpfleger sind.«
»Für unsere Mündel sind wir alles, was nötig ist. Für hübsche Mädchen sind wir tolle Liebhaber.«
Trudy hoffte inständig, dass bald Hilfe kommen würde. Glockmann wäre bestimmt eingeschritten, wenn er gesehen hätte, was vor sich ging, aber Glockmann lag ebenfalls danieder. Und die Seeleute würden es nicht wagen, einer Klinge in die Quere

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