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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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werden noch beschwerlicher vorankommen, und ich vermute, wir treffen in einem kalten Haus ein, in dem kein Essen bereitsteht. Hoffen wir, dass wir wenigstens bald dort sind. Es wird eine sehr finstere Nacht.«
Ja, das würde es, pflichtete Ringwald ihm bei. Eine sehr finstere Nacht.
    Auf den Gipfeln schwand das Licht, unten in der Schlucht herrschte bereits Nacht. Immer noch prasselte der Regen herab. An der Altenbrücke zügelte Radu das Pferd. Glockmann hielt neben ihm an, und die beiden Männer musterten einander.
    »Eine gute Nacht für Schattenherren, Herr Glockmann?«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je zuvor in meinem Leben so nass oder durchgefroren war, Herr Ritter.«
»Es war ein besserer Tag als einige, die ich im Verlies des Grafen verbracht habe«, meinte Radu, »aber nicht viel besser. Jetzt müssen wir uns entscheiden.«
»Ich dachte, das hätten wir bereits.«
»Zwischen hier und Vamky gibt es keinen Unterschlupf mehr. Wenn wir umkehren wollen, würde man uns in nahegelegenen Hütten für ein oder zwei Kupfermünzen Unterstand gewähren. Morgen könnten wir in aller Eile nach Donehof reiten und zu Eurer Herzensdame stoßen. Es liegt an Euch.«
Glockmann schauderte und tätschelte den Hals seiner Stute. Das arme Tier könnte sich glücklich schätzen, nach einem solchen Tag keine Lungenentzündung zu bekommen, aber seinem Reiter könnten sehr bald noch ernstere Probleme drohen. »Beantwortet mir eine Frage, Herr Ritter. Für jede Fallgrube, die wir besprochen haben, weiß ich einen Ausweg – abgesehen von den höchst unwahrscheinlichen –, und angesichts des hohen Einsatzes bin ich bereit, dieses Wagnis einzugehen. Ich sehe nur eine einzige Ausnahme, auf die Ihr selbst aufmerksam gemacht habt. Wenn der Wächter am Tor Euren Pass aus der Ablage zieht, wird sich ein Hinweis darauf befinden, dass Ihr unverzüglich in Gewahrsam zu nehmen seid? Wird er Alarmglocken auslösen, oder wird die übliche Vorgehensweise folgen? Ihr habt den Brief fallen gelassen, folglich können die Verräter keinen Zweifel daran haben, dass Ihr der Eindringling wart, der ihren geheimen Gefangenen entdeckt hat. Sie können nicht ernsthaft davon ausgehen, dass Ihr zurückkehren würdet, aber werden sie Vorsichtsmaßnahmen für diesen Fall getroffen haben?«
»Eure Entscheidung beruht allein darauf?«
»So ist es. Wenn Ihr bereit seid, das Wagnis einzugehen, trotze ich dem gesamten Rest.« Glockmann war fest entschlossen, nicht als erster zu kneifen. Er hoffte inständig, dass Radu ihm das abnehmen würde.
»Ihr seid ein Narr, Chivianer«, erklärte Radu schroff. »Erwartet Ihr etwa, einen Vamky-Ritter an Wagemut zu übertreffen?«
Einen abtrünnigen Ritter? Glockmann war des Hochmuts dieses Mannes überdrüssig. »Nun, ja. Auch wir Schlosserlehrlinge haben unseren Stolz.«
»Dafür sollte ich Euch die Zunge herausschneiden.«
»Dafür ist das Licht zu spärlich. Wenn Ihr den Schwanz einziehen wollt, dann sagt es gefälligst, andernfalls bewegt den Hintern, ehe der meine am Sattel festfriert.«
Wortlos grub Radu die Sporen in die Flanken seines Rosses und ritt weiter auf die Brücke.
Glockmann folgte ihm. Siehst du, was du jetzt wieder angerichtet hast, du Trottel?
    Die Pferde wussten, dass sie sich Donehof näherten, was sie zeigten, indem sie wieherten und schneller liefen. Bald ritt die Reisegesellschaft unter den Mauern eines hohen, trommelförmigen Turms vorbei, der in den letzten Resten des Tageslichts kaum zu erkennen war. Dicht dahinter stand ein Herrschaftshaus, in dessen Fenstern Licht schimmerte. Bereits auf den ersten Blick entpuppte es sich als wesentlich eindrucksvolleres Anwesen als János’ Sitz in Brikov. Es war umringt von zahlreichen Nebengebäuden, Arbeiterhütten und Viehkoppeln. Ringwald war beeindruckt. Das musste auch für Raunzer gelten, denn er packte seinen Spott wieder aus.
    »Warum lebt er dort droben in diesem Drecksloch in den Bergen, wenn er einen solchen Palast besitzt?«
Wahrscheinlich fühlte der Graf sich in der Festung seiner Ahnen sicherer als hier unten auf den Ebenen in Reichweite seines herzoglichen Oberherrn. Ringwald behielt diese Meinung jedoch für sich, weil János noch unmittelbar vor ihnen neben der Herzogin ritt und womöglich lauschte.
Dankbar stiegen die Besucher ab. Als sie ihrem Gastgeber in das Anwesen folgten, verschlug es ihnen förmlich den Atem. Der Schein zahlreicher Kerzen ließ sie blinzeln, wohlige Wärme empfing sie. In zwei großen Kaminen knisterten Feuer.

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