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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Allmählich wurde Ringwald bewusst, wie sehr er sich auf den scharfen Verstand des Mannes verlassen hatte.
In der Zwischenzeit flammten Unterhaltungen auf. Eine Weile nahm der Graf den Seneschall über Erträge des Gehöfts, einige von ihm beaufsichtigte Bergwerke und ähnliche geschäftliche Belange ins Kreuzverhör. János hatte stetig getrunken, weshalb seine hässlichen Züge sich gerötet präsentierten, aber seinen Verstand hatte der Wein noch nicht benebelt. Dann wandte das Gespräch sich der am nächsten Tag anstehenden Hochzeit, der unmittelbar danach geplanten Thronbesteigung und den im Anschluss folgenden Festtagen zu.
»Etwas Vergleichbares hat Krupa noch nie erlebt«, meinte der Seneschall.
»Soll das heißen, seine anderen Ehen hat der Herzog nicht so überschwänglich gefeiert?«
»Ich bin zu jung, um mich daran zu erinnern.«
»Oder soll es heißen, der Adel billigt diese Gemahlin mehr als die letzte?« János war doch betrunken.
Der große Max wartete, bis ein letzter Lakai den Raum verlassen hatte, dann erklärte er mit sorgfältig gewählten Worten: »Ich erinnere mich an die verstorbene Großherzogin Johanna, Herr. Wie Ihr wisst, waren mein alter Herr und ich selten einer Meinung, aber ich habe Fadrenschloss einmal besucht, als sie noch dort lebte. Sie war unglaublich schön und wurde von allen vergöttert.«
Johanna prustete vor Lachen. Auch sie hatte einiges getrunken. »Ich sagte doch, dass er mich erkennen würde! Es ist schön, dich zu sehen, Max! Wie geht es deiner Familie?«
Seiner Familie, antwortete er, ginge es gut, und sie besuchte derzeit einen Ort namens Werfurt. »Und sie wird sich geehrt fühlen, wenn sie erfährt, dass Eure Hoheit sich nach ihr erkundigt haben.«
Ringwald schauderte. Warum schickten sie nicht gleich Herolde mit Fanfaren nach Krupa und Vamky, um zu verkünden, dass sie nun hier war, man kommen und sie holen und diesmal tatsächlich töten könnte? Wie viele weitere Menschen in diesem Haushalt hatten sie erkannt? All das war sein Fehler. Er war bestimmt die unfähigste Klinge in der Geschichte des Ordens.
»Wenn Ihr«, fuhr Max fort, »mit meiner ›Familie‹ auch all meine Brüder, Schwägerinnen, Neffen und Nichten meint, Hoheit, dann hätte ich natürlich die ganze Nacht damit zu tun. Fast alle von uns haben es geschafft, letzte Woche zur Beerdigung meines Vaters nach Brikov zu kommen, und wir haben ihn auf eine Weise verabschiedet, die ihm gewiss gefallen hätte. Mittlerweile haben wir sogar einen vollwertigen Vamky-Ritter in der Familie! Radu? Erinnert Ihr Euch an ihn?«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte Johanna mit einem Seitenblick zum Grafen.
Würde János zugeben, wie er den Bruder seines Seneschalls behandelt hatte?
Nein. Er schwieg.
Max entging die plötzliche Anspannung. »Und sogar Harald, unser jüngster Bruder, ist bereits ein Knappe!«, verkündete er voll Stolz. »Es ist wunderbar festzustellen, dass die schrecklichen Geschichten über Euren Tod nicht wahr sind.« Und so weiter.
Nach einer Weile fiel Ringwald auf, dass alle anderen mit dem Essen fertig waren. Bedauernd wischte er das Messer an seinem Ärmel ab und steckte es zurück in den Gürtel. Er suchte Trudys Blick, und sie nickte. Ringwald schob seinen Stuhl zurück.
»Mit Eurer Erlaubnis, Hoheit, Herr?«
Der Graf brach mitten im Satz ab, drehte sich um und funkelte ihn an. »Wohin wollt Ihr?«
»Mich kurz im Haus umsehen, Herr.«
»Ihr misstraut meiner Gastfreundschaft, wie?«
»Herr, würde ich Euch nicht voll und ganz trauen, wäre mein Mündel nicht hier, aber ich bin verpflichtet, die Sicherheit zu überprüfen.«
»Sagt wer?«, János lief vor Zorn puterrot an.
»Mein Eid, meine Ausbildung, meine Bindung. Dasselbe habe ich in König Athelgars Palast getan, als dort ein Dutzend anderer Klingen Wachdienst versah.«
»Setzt Euch! Max wird Euch später herumführen.«
Da Ringwalds Mündel kein Wort zu seiner Verteidigung sagte, nahm er Platz. Klingen sollte man bestenfalls sehen, aber nicht hören, hatte Großmeister ihnen beigebracht, und wenn es möglich war, nicht einmal sehen.
Die Hauptpersonen plauderten weiter. Max wurde ein Großteil der Geschichte der Herzogin erzählt. Als er erfuhr, dass Harald versuchte hatte, sie zu töten, und so gut wie sicher tot war, legte Max nur die Stirn in Falten und schüttelte traurig den Kopf. Er erkundigte sich nicht, was die wiederauferstandene Herzogin bezüglich der Hochzeit zu unternehmen gedachte, obwohl er es sich insgeheim bestimmt fragte.

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