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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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unbekümmert zurück. Sie hatte unterhalb des Hindernisses gewartet. »Haltet das Licht einfach tiefer und marschiert geradewegs hindurch.«
Das »Hindernis« war einst ein Mann gewesen, der in Ketten gestorben war. Er besaß keine Beine mehr, weshalb er so lange gebraucht hatte, um seinen Gefährten die Treppe hinauf zu folgen. Bei gutem Licht wurde er durchscheinend und flüchtig, sodass seine Versuche, nach Knöcheln zu greifen, vergeblich waren.
»Warte auf uns, Raunzer!«, rief Trudy. »Lauf nicht zu weit voraus. Wir kommen.« Ihre Stimme hallte in das Kellergewölbe hinab.
4
    Glockmann kroch die Treppe hinab, bis er die zweite Ecke erreichte, von wo aus er zum Gittertor hinuntersehen konnte, das nunmehr geschlossen war. Er hörte Stimmen und noch etwas anderes: Schnalz! Und dann erneut: Schnalz! Stufe um Stufe ging er furchtsam weiter. Ein Mann sagte etwas. Jemand lachte. Dann eine ihm bekannte Stimme …
»Hört auf damit!«, schrie Johanna.
    Seine Herz setzte kurz aus, doch es war nur die Stimme, die sie hatte, wenn sie das Medaillon trug. Jemand knurrte eine Erwiderung, die er nicht auszumachen vermochte. Es hörte sich wie eine Drohung an.
    Er ging weiter nach unten, bis er durch das Tor unter ihm spähen konnte. Der Raum war wesentlich größer, als er ihn sich vorgestellt hatte, abgesehen davon jedoch genau so, wie Radu ihn beschrieben hatte: helle Laternen, sechs Holztüren auf der rechten Seite, ein schwerer Tisch mit zwei Bänken in der Mitte (eine dicht am Tisch, die andere zurückgeschoben), vier Gittertüren auf der linken Seite.
    Und fünf Männer.
Einer war beleibt, fast füllig, trug schäbige, schmutzige Gewänder, und wenn es nicht Großherzog Rubin persönlich war, dann sein vollkommenes Ebenbild. Er stand in dem zweiten Verlies, umklammerte die Gitterstäbe der Tür und brüllte über das, was die anderen Männer taten. Wie Radu erzählt hatte, war er zudem durch eine lange, an einem Metallkragen befestigte Kette gesichert.
Ein weiterer Mann kauerte auf den Knien vor der dritten Gittertür. Seine Handgelenke waren daran gefesselt. Sein Gewand war ihm über die Hüfte hinabgezogen worden, und einer seiner Häscher schwang eine Peitsche. Schnalz! Ein weiterer blutiger Striemen gesellte sich zu den vielen anderen auf dem Rücken des Gefangenen. Zwei Brüder beobachteten das Geschehen.
Nein. Schliche Glockmann einfach davon und ließe diesen Grausamkeiten ihren Lauf, würde sein Gewissen ihn für den Rest seines Lebens martern. Auch wenn es den Rest seines Lebens wahrscheinlich auf ein paar Minuten verringerte, musste er etwas unternehmen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Drei gegen einen? Für eine echte Klinge waren das furchteinflößende, aber keineswegs unmögliche Aussichten. In seiner Jugend hatte Großmeister vier Gegner überwältigt, doch Glockmann war keine echte Klinge. Seine Hände zitterten vor Müdigkeit; er hatte seine Ausbildung nie abgeschlossen; und er hatte nur ein heiles Auge …
Schluss damit! Es waren die Anwärter in Eisenburg gewesen, die ihn regelmäßig besiegt hatten. Beim ersten oder zweiten Versuch hatte er zahlreiche Klingen der Königlichen Garde geschlagen. Erst nachdem sie durchschaut hatten, wie sie sich seine fast blinde Seite zunutze machen konnten, hatten sie ihn wie eine Schildkröte aussehen lassen. Die Brüder konnten davon nichts wissen.
»Ich sagte, hört auf damit!«, brüllte Rubin. »Ihr entehrt die Bruderschaft! Dieser Mann wurde keines Verstoßes angeklagt oder verurteilt.«
»Und ich sagte, halt gefälligst das Maul, oder ich stopfe dir deine Kronjuwelen hinein und nagle es zu!«, gab der größere der beiden Beobachter zurück. »Wir verhören hier einen Spitzel.«
»Er ist ein Ritter und hat somit Anrecht auf ein Verfahren.«
Glockmann suchte ein paar Dietriche aus, rollte die Tasche wieder zusammen und schlich so leise wie möglich zum Tor.
»Ich habe euch bereits alles gesagt, was ich weiß«, meldete sich Radu mit unsteter Stimme zu Wort.
»Erzähl uns noch mehr!«, forderte der größere Beobachter ihn auf. »Achim!«
Schnalz!
Radu keuchte. »Ich habe den Brief irgendwo verloren.«
»Du hast ihn hier verloren! Noch mal, Achim.«
Schnalz!
Glockmann drückte gegen das Tor und stellte fest, dass es tatsächlich verschlossen war. Er schob einen Dietrich in das Schloss und arbeitete nach Gefühl, während er die Augen auf die Brüder gerichtet hielt. Glücklicherweise befand das Schloss sich zu seiner Rechten, sollte also jemand in seine

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