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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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größeren Reife stach er seit Jahren aus der Herde hervor. Neben ihm wirkte Raunzer wie ein trotziges Kind, obwohl die beiden gleich alt waren. Ein Blick auf ihn, und man dachte unwillkürlich: Dieser Mann ist fähig.
»Ich habe die Charta und Musterbeispiele überprüft«, erklärte Großmeister, »kann aber kein Schlupfloch, keine Möglichkeit finden, die Regeln zu beugen, um dich bleiben zu lassen. Ebenso wenig kann ich dir ein Katzenaugenschwert geben, wenn du uns verlässt. Aber wir werden eine würdige Beschäftigung für dich finden. Selbst jetzt noch verfüge ich durchaus über Einfluss, und ich werde dich wärmstens empfehlen.«
»Ihr seid überaus freundlich, Großmeister. Aber könnt Ihr reinen Gewissens einen Mörder empfehlen?«
»Ich kann dich reinen Gewissens empfehlen.«
Ohne die Augen von ihm abzuwenden, nippte Glockmann an dem Wein. »An dem Tag, als ich hier eintraf, habt Ihr zu mir gesagt, Ihr kennt eine Menge Bewerber, die mit dem Gesetz auf den Fersen eintreffen, aber Ihr musstet noch nie zuvor die Tore vor einem eigenmächtigen Hinrichtungstrupp schließen.«
Eine aufgebrachte Meutejunger Grobiane, die dachten, sie hätten eine Ausrede, jemanden aufzuknüpfen? »Sie waren Narren, wenn sie erwarteten, auf Kahlmoor einen Baum zu finden.«
»Ihr habt Münzen für mich geworfen, und ich habe die Hälfte von ihnen verfehlt.«
»Du hast die Hälfte gefangen, obwohl dich vor dem Tor eine Schlinge erwartet hätte, wenn ich dich abgewiesen hätte. Für mich war das gut genug. Aber erzähl es mir ruhig, wenn dir danach ist.« Offensichtlich wollte der Junge es sich von der Seele reden, vermutlich um zu sehen, wie Großmeister sich danach verhielt.
Glockmann lächelte wehmütig. »Es ist eine kurze, traurige Geschichte, Herr. Ich war Lehrling bei meinem Vater, dem Schlosser von Camfurt. Er wurde beauftragt, ein verklemmtes Schloss im Haus des Friedensrichters auszubessern, also hat er mich geschickt, um es auszubauen und in seine Werkstatt zu bringen. Der Friedensrichter hatte es vergessen oder wurde nicht benachrichtigt. Deshalb sah er nur einen Mann, der versuchte, in das Schlafzimmer seiner Tochter einzudringen. Wohl nicht ganz zu unrecht, vermute ich – immerhin war ich fünfzehn und hatte auf jedermanns Tochter ein Auge geworfen. Jedenfalls war da plötzlich dieser alte Mann im Nachtgewand, der völlig außer sich und brüllend mit einem Stock auf mich eindrosch. Ich sprang auf und wollte ihm das Ding wegnehmen. Ich habe ihn nicht geschlagen, aber er stürzte und stand nicht wieder auf. Als ich losrannte, um Hilfe zu holen, kamen mir auf der Treppe Leute entgegen, die nach dem Rechten sehen wollten. Er war tot, und sie dachten, ich wollte flüchten. Was ich dann auch tat.«
»Hatte er einen Schlaganfall?«
Glockmann seufzte. »Ich denke, er hat sich den Kopf am Tischrand angeschlagen. Nur ein lächerlicher kleiner Stoß gegen den Kopf. Einer hat mich nach Eisenburg geführt; ein weiterer wieder hinaus. Manchmal sorgt sogar der Zufall für Gerechtigkeit.«
»Ich kenne einen überaus zuverlässigen Zeugen, der aussagt, dass es ein Unfall war.«
»Es gab keine Zeugen.«
»O doch.«
Glockmann lächelte. »Danke.«
»Würdest du deine Geschichte vor einem Inquisitor wiederholen?«
Die Augen des Jungen hellten sich auf. »Und ob ich das würde!«
»Das kann ich einrichten«, erklärte Fürst Roland. Befehlshaber Florian würde in sechs oder sieben Jahren zurücktreten, und dieser Junge wäre sein offensichtlicher Nachfolger geworden, wäre ein gewisser Großmeister nicht so unfähig gewesen, eine augenscheinliche Verletzung zu übersehen. Aber leider! Nun konnte es nie dazu kommen. »Also … Wie sieht es mit einer Beschäftigung aus? Ich bin überzeugt, dass du mit allem Erfolg haben wirst, was du versuchst. Gibt es ein bestimmtes Gebiet, auf das du Lust hättest? Du kannst gut mit Menschen umgehen. Ich könnte dich mir gut als Verwalter eines Anwesens vorstellen. Ritualmeister würde nur allzu gern sehen, dass du dich in die Gilde einschreibst, um die Beschwörkunst zu erlernen. Oder lieber etwas mit mehr körperlicher Betätigung? Ein königlicher Kurier vielleicht, wenn du gerne reist.«
Der Junge blickte auf seine Hände und den Kelch hinab. Nach einer Weile meinte er leise: »Der Feind meines Feindes ist mein Freund.«
Ein Blitz!
Das war Rolands geheime Bezeichnung für einen flüchtigen Lidschlag der Gelegenheit, eine kurze Lücke in der Deckung des Gegners, die das eigene Florett für einen

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