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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Mahlzeiten selten zu Gesicht bekam, hatte sich ganz Eisenburg um das Oktogramm eingefunden. Das Licht aus den Öfen hinter den Versammelten flackerte höchst schwach an der Decke, was bei Ringwald Sorgen wegen der Schattenherren heraufbeschwor, aber draußen herrschte klarer Himmel, und der Herzog hatte ihm versichert, der Fluch könnte nur in sternenlosen Nächten wirken.
    Jedenfalls war er nicht in Panik verfallen und davongelaufen. Papa wäre stolz auf ihn.
Im Oktogramm standen selbstverständlich acht Männer. Ringwald selbst befand sich auf der Ecke der Erde, links neben ihm Raunzer auf Tod. Und genauso sah er auch aus. Neben Raunzer wiederum befand sich Gutsieg, der ähnlich unglücklich wirkte, weil ihm eine lange Zeit als Primus bevorstand. Dann der Balg, der breit auf die beiden blanken Schwerter zu seinen Füßen hinabgrinste. Dies war seine dritte Bindung in drei Wochen. Jedes Mal hatte er drei Sätze zu sagen, und zuvor hatte er Ringwald keck mitgeteilt, dass dieser die vierzehnte Klinge würde, an deren Bindung er mitwirkte, eine neue Bestleistung.
Der Lobgesang endete. Auf Feuer stimmte Ritualmeister den Sprechgesang des Beschwörers an. Der Herzog stand auf Liebe, unmittelbar gegenüber Raunzer, und neben ihm war Waffenmeister, der den Spender singen würde – er besaß eine außergewöhnliche Bassstimme und die Lungen eines Wals. Die Geister der Elemente störten sich offenbar nicht an seinem kaum verständlichen Akzent. Großmeister verkörperte den Schiedsrichter und hatte auf der Ecke der Zeit Stellung bezogen.
Ringwald hatte bereits mehr als einem Dutzend Bindungen beigewohnt, dennoch wurde das Ritual nie langweilig. Er war zwar kaum empfindsam für Geister, dafür war er umso gefühlsseliger. Schon beim Gedanken, dass er morgen fort sein könnte – obschon sein Mündel meinte, übermorgen wäre wahrscheinlicher – und dieses Ritual nie wieder miterleben würde, drohten seine Augen überzuquellen. Papa wäre heute Nacht bestimmt stolz auf ihn gewesen. O bei den Geistern! Da kamen sie! Tränen kullerten ihm über die Wangen. Angestrengt versuchte er, an die große weite Welt zu denken, die draußen auf ihn wartete.
Ein guter Mann, dieser Herzog Rubin, trotz seines leicht heruntergekommenen Erscheinungsbildes. Still, höflich und stählern. Ihn zu beschützen, würde ein Vergnügen und wesentlich aufregender sein, als ein unbedeutendes Gesicht in einer Garde von über hundert Klingen zu sein, die Athelgar umschlichen. Nur Raunzer als Anführer verhieß keine besonders erfreuliche Aussicht. Raunzer hatte die Augen geschlossen und schien leicht zu wanken, als rüttle ein Wind an ihm, den niemand sonst zu spüren vermochte. Was würde geschehen, wenn er das Bewusstsein verlöre und aus dem Oktogramm fiele? Dadurch könnten die versammelten Elementargeister entfesselt werden! Es kursierten Schauergeschichten über Beschwörer, die über geballte Geisterhorden die Herrschaft verloren und den Verstand eingebüßt oder sich in Ungeheuer verwandelt hatten.
Großmeister trat zum Amboss in der Mitte vor und verstreute Goldmünzen darauf, um zu gewährleisten, dass die Geister des Zufalls nicht außer Rand und Band gerieten. Argwöhnisch begutachtete er das Ergebnis, dann jedoch nickte er und trat wieder zurück.
Warum verflog die Zeit ausgerechnet dann so flink, wenn man jeden Lidschlag genießen wollte?
Die Elementargeister waren versammelt. Nun war der Balg an der Reihe, der Unbezwingbar umklammerte. Er war ein sehr kleiner Balg, und ein Langschwert war, wie der Name schon sagte, lang. Dennoch legte er es ohne Missgeschick auf den Amboss, sagte seinen Text mit piepsender Spatzenstimme auf und wuselte zurück an seinen Platz auf Zufall.
Raunzer schaute überall hin außer auf das Schwert. Auf Großmeisters Zeichen hin half Gutsieg ihm, das Hemd auszuziehen. Raunzer unternahm keinen Versuch, ihm die Aufgabe zu erleichtern. Danach musste Ringwald auf Raunzers Brust die Stelle des Herzens kennzeichnen, was bei gutem Licht und mit trockenen Augen wesentlich einfacher gewesen wäre. Er fand die unterste Rippe, zählte nach oben und schwang das Holzkohlestück. Auf Raunzers Brust wucherte bereits beachtliche Behaarung – warum konnte er sich nun nicht etwas mehr wie ein Mann verhalten? Vermassle es nicht – nur dieses eine Mal!
Ringwald wich zwei Schritte zurück und stellte fest, dass nichts geschah. Also ging er wieder vor, ergriff den Ellbogen seines künftigen Anführers und zerrte ihn voran. Mit

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