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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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entdecken?«
Trudy setzte sich zurück auf die Fersen und wirkte leicht gereizt. »Mutter Schöllkraut hat das gesagt, und jetzt ist sie ein Pflegefall. Aber ich habe diese Truhe heute Nacht unten wesentlich deutlicher gespürt als vor einer Woche – ich glaube, selbst Mutter Schöllkraut würde nun nicht mehr darüber hinwegsehen. Außerdem ist es nicht ganz so einfach, wie sie gesagt hat. Was ich da drin spüre, sind mehrere kleine Zauber. Ja, es könnten Fläschchen mit Pillen oder Salben sein. Oder Abführmittel«, fügte sie mit einem undamenhaften Grinsen hinzu. »Aber es sind mindestens zwei darunter, die sich furchteinflößend anfühlen, wirklich furchteinflößend. Zudem sind sie sehr gebündelt, sehr klein. Das ist natürlich der Grund, weshalb sie aus der Ferne schwer zu beurteilen sind. Es ist keineswegs unmöglich, etwas sehr Kleines und trotzdem sehr Tödliches anzufertigen! Eine Giftpille beispielsweise, die mit Feuer beschworen ist, um ihre Wirkung zu beschleunigen, ist kaum zu erspüren. Das weiß ich, weil man uns in Eichental bei einer Prüfung damit auf die Probe gestellt hat, und ich war die einzige der Klasse, die dahintergekommen ist. Man bringt uns solche Ausnahmefälle zwar bei, aber wir neigen dazu, sie zu vergessen, wenn sie uns im wahren Leben nicht begegnen.«
Wenn sie etwa zur selben Zeit wie Bernard im Palast eingetroffen war, konnte sie höchstens einen Monat Erfahrung im wahren Leben vorzuweisen haben. Jedenfalls mangelte es Trudy nicht an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
»Wurde Euch aufgetragen, diese Truhe heute Nacht zu überprüfen?«, fragte Glockmann.
Mit einem verschwörerischen Grinsen im Gesicht schaute sie auf. »Mir wurde aufgetragen, gründlich zu sein.«
»Wie taktvoll von Euren Vorgesetzten!«, stieß Kühn erzürnt hervor. »Haben sie kalte Füße bekommen oder es sich anders überlegt? Oder beides? Habt Ihr eine Vorstellung, was die nächste Parlamentsversammlung zu den Morden durch Geisterbeschwörung im Palast des Königs zu sagen haben wird?«
»Darum rennen die guten alten Schachteln ja auch wie aufgescheuchte Hühner herum«, gab Trudy grinsend zurück.
»Was soll ich tun, Schwester? Ist diese Truhe so gefährlich, dass ich sofort befehlen soll, sie zu entfernen, oder kann es warten, bis der Baron zurückkehrt, um sie zu öffnen? Oder«, fügte er hoffnungsvoll hinzu, »kann es gar bis morgen warten?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich denke, es kann warten, bis der Herzog zurückkehrt. Und ich warte ebenfalls. Warum stellt Ihr vorerst nicht eine Wache neben ihr auf und teilt meiner Begleitgarde mit, dass sie nicht auf mich zu warten braucht?«
Kuhns Augen hefteten sich auf Sir Ost, der sich im Hintergrund herumdrückte. Nachdem er die Schlüssel überbracht hatte, war er mit einer Neugier, die Sir Gefahr höchstpersönlich zur Ehre gereicht hätte, geblieben, um zu schnüffeln.
Sein Befehlshaber lächelte. »Schön, dass du dich freiwillig meldest, Bruder! Bleib in diesem Raum und lass niemanden die Truhe berühren.«
Ost zog einen Schmollmund. »Ganz allein?«
»Lies ein Buch. Tu mal etwas für den Saustall, den du als Verstand bezeichnest.«
»Bald kommt ja der Baron, um dir Gesellschaft zu leisten«, fügte Glockmann hilfsbereit hinzu. »Dem kannst du eine Gutenachtgeschichte vorlesen.«
Finster funkelte Sir Ost ihn an.
»Was ist da drin?« Kühn ging zu einer zweiten Tür hinüber und riss sie auf.
Aufgeregte Stimmen gellten. Der kleinwüchsige Manfred stürmte ins Zimmer. Harald, der blasse Ochse von einem Mann, folgte ihm ohne das übliche Lächeln bedrohlich.
Kühn versuchte eine Erklärung – auf Chivialisch. Mit Schreien und Gesten forderten die beiden Bediensteten die Eindringlinge unverkennbar auf zu verschwinden. Harald schien drauf und dran, sie zu ergreifen und aus dem Raum zu werfen. Glockmann versuchte zu vermitteln, indem er auf die königlichen Abzeichen auf der Livree der Klingen deutete. Alle wurden zunehmend lauter. 7
    Schwester Gertrude indes genoss die Wirren. Ihre neue Vorgesetzte, Mutter Evangeline, hatte Trudys Gesuch, wieder der nächtlichen Streife zum Quamast-Haus zugeteilt zu werden, fast widerstandslos stattgegeben. Als Trudys Freundin, Schwester Seenebel, die Neuigkeit erfahren hatte, war sie sofort misstrauisch gewesen.
    »Die wollen dich bloß zum Sündenbock stempeln!«, hatte sie gemeint. Seenebel war schon in Eichental stets Trudys beste Freundin gewesen und es hier im Palast geblieben – überaus hilfsbereit und

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