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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sehr angenehme Gesellschaft, obwohl sie selbst auf Armeslänge keinen Liebestrank von einem Brechmittel zu unterscheiden vermochte.
    Auch Trudy war misstrauisch, doch es kümmerte sie nicht sonderlich. »Möglich. Es zu versäumen, die Arzneitruhe zu öffnen? Einen Trugbann als ›Übersetzungszauber‹ zu bezeichnen? Ich bitte dich! Du willst mich wohl auf den Arm nehmen.«
    Seenebels Augen weiteten sich. »Schwester Gertrude! Du willst doch nicht etwa andeuten, dass die ehrwürdigen Mütter versuchen, ihre überweltlichen Hinterteile aus dem Dreck zu ziehen?«
    »Haben ehrwürdige Mütter denn überhaupt Hinterteile, Schwester Seenebel?«
Die beiden kicherten.
»Was versuchst du nur zu erreichen?«, wollte Seenebel wissen.
»Ich will Gerechtigkeit für Bernie! Aber wenigstens werde ich einen Großherzog kennen lernen. Und einen Haufen schneidiger Klingen.«
Seenebel schauderte. Für sie stanken Klingen wie faule Eier.
»Außerdem ist es das einzig Aufregende, was es in der Stadt zu tun gibt«, hatte Trudy hinzugefügt. »Sonst stehe ich bloß herum und beobachte, wie andere Leute Spaß haben. Ich hätte nie gedacht, dass das Palastleben so langweilig sein könnte!«
Nun war es das nicht mehr. Diese Reisetruhe war eindeutig alles andere als langweilig. Sie verursachte ihr Gänsehaut.
Sie sah Abenteuer am Horizont. Und junge Männer. Obwohl Meister Glockmann nicht den Glanz einer gebundenen Klinge ausstrahlte, besaß er einen stillen, ganz eigenen Schimmer, der nicht von Geisterbeschwörungen herrührte. Seenebel würde ihn als offensichtlich zuverlässig bezeichnen, und für gewöhnlich bedeutete zuverlässig zugleich eintönig, aber er war ein angenehmer Gefährte. Was Sir Kuhns derzeitige Schar von Klingen anging, waren sie zwar unterhaltsam, doch keiner der Männer konnte es mit Bernard aufnehmen. Trudy war gerade zu diesem wehmütigen Schluss gelangt, als sie hinter der Tür zunächst den Schein zweier weiterer Klingen und dann den Trugbann des Großherzogs entdeckte. Die Bindung einer Klinge konnte sie auf dreiunddreißig Schritte Entfernung spüren. Das hatte sie gemessen.
In dem Augenblick, als der Herzog mit seinem Gefolge das Zimmer betrat, brach ein Tumult los. Der große Bedienstete, Harald, begann in welcher Sprache auch immer vom Balkon herüberzubrüllen. Der Baron brüllte zurück. Der kleinere Diener, der die Klinge im Auge behalten hatte, die ihrerseits die Truhe im Auge behielt, tauchte auf und stimmte in das Geschrei mit ein. Der Herzog schaute zu Glockmann, der ihm die Lage erklärte.
»Das müssen wir besprechen, Sir Kühn«, erklärte Seine Hoheit und ging die Treppe hinauf voraus zum Audienzraum.
    Bislang war Trudy vom Großherzog wenig beeindruckt. Wenn sein Trugbann nichts Besseres als dieses abgezehrte, kümmerliche Erscheinungsbild zu bewirken vermochte, musste sein echtes Äußeres wahrhaft grauenerregend sein.
    Ebenso wenig hielt sie vom Audienzraum, der kleiner als das Schlafgemach des Barons war und zudem unangenehm muffig. Um die Kerzen schwirrten verrückte Insekten. Die Wandbehänge waren schwer und ausgebleicht, an manchen Stellen sogar mottenzerfressen. Die Deckenfresken hatten einen Wasserschaden erlitten. Der Herzog nahm auf einem niedrigen Podest, auf einem Staatsstuhl, Platz, was ihm eine königliche Würde verlieh, an der es ihm zuvor gemangelt hatte. Entlang der Wände stand etwa ein Dutzend gewöhnlicher Stühle, doch er lud niemanden ein, sich zu setzen, also standen sie ihm in einem Halbkreis gegenüber: Glockmann, Sir Kühn, der fette Baron, ein Diener – der große Blonde – und Trudy. Der kleine, runzlige Mann fuhr fort, den Wächter zu bewachen, der die Truhe bewachte. Auch die beiden frischgebackenen Klingen des Herzogs waren zugegen und standen zu beiden Seiten des Stuhls. Sie gaben ein seltsames Paar ab, der eine klein, dunkel und überraschend jung, der andere hell und bärenhaft. Letzterer zwinkerte ihr zu. Noch bevor sie entscheiden konnte, ob sein blondes Haar und die strammen Waden eine solche Dreistigkeit rechtfertigen konnten, wurde sie ins Gespräch gezogen.
    »Schwester, äh, Gertrude«, sprach der Großherzog. »Diese Gräueltat letzte Woche war nur die jüngste in einer Reihe von Angriffen auf mich. Ich wurde von ihnen quer durch Euranien gehetzt und hege keinen Zweifel daran, dass sie in Krupina ihren Ursprung haben. Ich weiß sogar, wer dahintersteckt, wenngleich ich es nicht beweisen kann. Nun deutet ihr an, dass sie örtlichen Ursprungs sind. Damit

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