Der Tanz Der Klingen
Rüschen, Polsterungen und Schärpen, die in allen Regenbogenfarben schillerte. Sporen klirrten an knielangen, enganliegenden Ziegeniederstiefeln. Seine Handschuhe verfügten an den Fingern über Freilassungen für seine Ringe. Sein Umhang war pelzgesäumt, sein Bart aufwändig gelockt. Abgerundet wurde sein Erscheinungsbild von einem hohen, weichen Kronenbonnet. Keine der drei Zofen war hübsch genug, um ihn lange aufzuhalten. Er schlenderte auf Johanna zu.
Auch seine Moral hatte sich nicht gebessert. Hinter jener Haltung gleichmütiger Sinnlichkeit verbarg sich zumindest ein Teil der Gewaltbereitschaft seines Vaters, denn er hatte zwei Duelle bestritten und seinen Gegner jedes Mal getötet. Erzürnte Ehemänner forderten ihn nicht mehr heraus. Frauen, denen ihr Ruf am Herzen lag, machten weite Bögen um ihn.
Frederik, der zu jung war, um es besser zu wissen, liebte ihn abgöttisch. Nun tapste er ihm verzückt entgegen und zirpte »Herr, Herr, Herr!«
Karl hob ihn auf und kitzelte ihn, ohne dabei stehen zu bleiben. Es hatte zugegebenermaßen Zeiten gegeben, in denen Karl eine unterhaltsame Gesellschaft für eine einsame Herzogin gewesen wäre, doch Johanna war stets sorgsam darauf bedacht gewesen, den Mühlen der Klatschmäuler kein Mahlgut zu bescheren. Unlängst hatten seine Bemühungen, mit ihr zu scherzen, eine heftigere Note bekommen, was Johanna zutiefst verärgerte. Obwohl er so gut wie jeder andere wusste, dass es in einem Palast keine Geheimnisse gab, hatte er begonnen, sie mit Botschaften und Blumen zu belästigen und schickte ihr sogar Geschenke. Hier draußen hatte er ihre Ruhe noch nie zuvor gestört.
»Was wollt Ihr hier?« Sie versuchte, ihrer Stimme einen bedrohlichen Tonfall und ihren Zügen einen unverbindlichen Ausdruck zu geben. Selbst wenn sie laut mit ihm wurde, konnten Gerüchte ins Rollen geraten.
»Ich gräme mich!« Irgendwie gelang es Karl, sich gleichzeitig in eine mitleidhaschende Pose zu werfen und Frederik auf der Hüfte zu halten. »Fragt, weshalb die Biene die Blüten besucht. Fragt, weshalb das Meer nach dem Mond strebt.« Er drückte den Mund an Frederiks Hals an und ließ ein Geräusch erklingen, das niemand sonst im Palast zu verursachen gewagt hätte: Pffffft! »Fragt, weshalb die Lerche so traurig singt. Ihr wisst, dass ich Euch nicht fernbleiben kann.«
Frederik gluckste vor Vergnügen. »Weiter!«
»Eure Aufmerksamkeit ist weder willkommen noch glaubwürdig, Herr!« Johanna wusste, wie ein lüsterner Blick aussah, und Karls war wenig überzeugend. Er tat dies nur, um sie einzuschüchtern, so als risse man einer Fliege die Flügel aus, ohne sie jedoch zu töten. »Hat Euer Vater Euch damit beauftragt?«
Pffffft! »Mein Vater ist wahnsinnig. Zu viel Sonne auf dem Helm, Ihr versteht? Er hält Euch für eine verabscheuungswürdige, goldgierige Schlampe und mich für unwürdig, Euren Schatten zu küssen.«
»Mit Letzterem hat er Recht, aber er würde nur zu gern sehen, dass Ihr mich als Kokotte bloßstellt.«
»Oh, und ich erst!« Karl seufzte. »Ich könnte auf Eurem Körper spielen wie auf einer Harfe, Frau. Könnte Euch in Fluten der Verzückung ertränken. Ich sehne mich danach, Eure Brüste mit meinen Lippen zu liebkosen. Etwa so.« Pffffft!
Frederik schrie vor Freude auf.
Johanna erinnerte sich an eine aufgelöst heulende Helga, eine ihrer ersten Zofen und noch jünger als sie, die Karl binnen einer Woche nach ihrem Eintreffen am Hof zum Opfer gefallen war. Ich dachte, ersähe mich bloß an, Hoheit! Dann war es plötzlich zu spät.
»Ihr seid hier nicht willkommen. Lasst meinen Sohn los und geht.«
Pffffft! »Ihr wisst, dass Eure verhängnisvolle Schönheit mich magisch anzieht.«
»Geht! Ich werde mich bei meinem Gemahl über Euch beschweren.« Aber Johanna hatte bezeugt, wie Rubin seinem fehlgeleiteten Vetter befohlen hatte, den Palast zu verlassen und sich nie wieder blicken zu lassen. Zugegeben, Karl hatte sich hinaus auf die Straßen begeben, aber wenige Minuten später war er mit einer Dirne an jedem Arm zurückgekehrt. Es war gemeinhin bekannt, dass auch Volpe ihm zürnte, trotzdem blieb Karl unbeirrt Karl.
»Rubin? Weshalb sollte es ihn kümmern? Er erübrigt nie auch nur einen Gedanken für Euch, meine Liebste. Denkt Ihr wirklich, es würde ihn stören, wenn Ihr von Eurem nutzlosen Widerstand abließet und aufhörtet, uns beide zu quälen? Gesteht Eure Leidenschaft für mich, mein Honigkuchen, und findet Trost in meinen Armen. Das alte Mastschwein wird sich
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