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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Hängen, die zu den Ufern eines jadegrünen Sees hin abfielen. Da sowohl in der Stadt als auch im ganzen Land Trauer um den jungen Prinzen herrschte, gab es während Johannas kurzen Aufenthalts keine Feierlichkeiten, dennoch war es eine glückliche Zeit für sie. Der Palast war so überfüllt, dass sie und Rubin sich ein Gemach teilen mussten. Rubin machte das Beste daraus und erweckte in ihr die Hoffnung, Frederik könnte aus dieser seltenen Gelegenheit ein Brüderchen oder Schwesterchen beschieden werden.
    Vertreter zahlreicher Nachbarstaaten waren zur Beerdigung gekommen und hatten größtenteils ihre Gemahlinnen mitgebracht. Die Männer neigten dazu, sich wie Spinnweben in Ecken zusammenzurotten, Bündnisse zu schmieden und den Sturz von Gegnern zu planen. Ähnlich wetzten die Frauen in kleinen Gruppen die Krallen, zerstörten so manchen Ruf und spannen Ränke über die künftige Ehelandschaft Euraniens. Zum ersten Mal fühlte Johanna sich in feiner Gesellschaft anerkannt. Zwar wäre sie des Klatsches alsbald überdrüssig geworden, doch für eine kurze Zeit war er eine willkommene Abwechslung. Der Wein und die Kuchen schmeckten köstlich.
    Selbstverständlich stand die liebreizende Margarita ganz oben auf der Tagesordnung, war jedoch selbst weit und breit nicht zu sehen. Sie wurde von der Außenwelt abgeschirmt, da sie sowohl der Tod ihres Bruders als auch die Verantwortung bekümmerten, die dadurch auf sie übergegangen war. Das Werben um die Hand der schönen Maid würde heftig ausfallen. Zumindest meinten die erlauchten Damen das.
    Wenn sie Blicke in jede Richtung außer die ihre entdeckte, lernte Johanna, an dieser Stelle des Maskenspiels in den Angriff überzugehen. »Sehr weise! Das Kind ist noch zu jung für öffentliche Pflichten.«
    Weitere Blicke. Erst dreizehn, pflichteten die Klatschmäuler ihr stets bei. Und sie verspräche, eine große Schönheit zu werden!
    »Mein Gemahl bekundete Interesse«, verkündete Johanna dann immer und tat dabei so, als entginge ihr die Entrüstung, obwohl Rubins Ruf ihm offenbar vorausgeeilt war. »Aber wir wurden uns einig, dass der Altersunterschied erheblich zu groß ist.« Weitere Bestürzung. »Frederik ist erst drei.« Aha!
    »Aber da ist noch Fürst Karl, oder?«, hatte eine Schreckschraube mit hennagefärbtem Haar sich einmal zu Wort gemeldet. »Euer Gemahl hat ihn mitgebracht?«
    »Nein, er ist uns gefolgt«, hatte Johanna vergnügt erwidert. »Wir haben vergessen, ihn zu Hause anzuketten.«
»Ich hörte, er hatte einen Unfall auf der Reise?«
»Nichts Ernstes. Er ist nur vom Pferd gestürzt.« Johanna hatte den Vorfall nicht bezeugt, aber gesehen, wie Karl mit schlammverschmiertem Mantel und einem so geschwollenen Gesicht in Trenko eingetroffen war, dass er sich unverzüglich zwecks einer Heilung zur Beschwörungsstätte im Ort begab. Niemand war so taktlos gewesen, sich zu erkundigen, wie es ihm gelungen war, den Rücken seines Mantels zu beschmutzen und gleichzeitig auf dem Gesicht zu landen. Das Leben steckte voller kleiner Geheimnisse wie diesem. An jenem selben ersten Abend hatte sie während der Begrüßungsformalitäten neben Fürst Volpe gestanden und sich gefragt, wie er sich die Knöchel so übel aufgeschrammt hatte. Vielleicht war auch er vom Pferd gefallen. Jedenfalls besprach sie derlei Familienangelegenheiten nicht mit den Waschweibern.
Als nächstes folgte für gewöhnlich etwas wie: »Ihr Vater vergöttert sie. Der Markgraf besteht darauf, dass Margarita ihre Wahl aus Liebe trifft.«
Worauf Johanna stets erwiderte, sie hielte das für eine ausgezeichnete Vorgehensweise. Sie war sicher, Rubin und Volpe wären damit aus dem Spiel, vermutlich auch Karl. Natürlich besaß Karl ein ansprechendes Äußeres und war von edler Geburt, weshalb er Aussichten auf Erfolg haben mochte, wenn er seine Manieren bessern könnte. Sofern ihm nicht der Vorzug gegenüber den anderen Brautwerbern eingeräumt worden war, erhielt er während jenes Besuchs keine Gelegenheit, seine Schlichen bei der jungen Dame auszuprobieren. Denn als es für Großherzog Rubin und sein Gefolge an der Zeit war, nach Krupina zurückzukehren, hatte die schöne Margarita sich immer noch nicht blicken gelassen. 6
Gute Neuigkeiten und schlechte Neuigkeiten gingen Hand in Hand, hieß es.
    Die guten Neuigkeiten waren neun Tage zuvor eingetroffen und hatten Fadrenschloss in aufgeregte Vorfreude versetzt – die Großherzogin kam zu Besuch, das ausgeflogene Vöglein kehrte endlich ins Nest

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