Der Tanz Der Klingen
entschied, seine Lehnstreue in den Wind zu schlagen, würde Frederik sterben müssen.
»Wann wird es geschehen?«, wollte sie wissen.
Ernst breitete die Hände aus. Fleischige, weiche, nutzlose Greisenhände. »Bald, könnte ich mir vorstellen, wenn sogar ein Novize schon davon gehört hat. Aber bedenke, vielleicht ist es gar nicht wahr!«
»Trotzdem muss mein Gemahl gewarnt werden.«
»Ich hätte eine Botschaft an den Hof schicken lassen, wenn er… Ist er zurück nach Krupa gereist?«
»Ich denke schon. Er verließ das Kloster heute Morgen vor mir.« Von plötzlichen Zweifeln erfüllt, biss sie sich auf die Lippe. »Zumindest hat man mir das gesagt.«
»Das hört sich ganz und gar nicht nach ihm an.« In Fadrenschloss hatte er regelmäßig bis um die Mittagsstunde geschlafen.
Johanna sprang auf. »Ich muss zu meinem Sohn!«
Dies war nicht mehr das scheue, unsichere Kind, das der Herzog geehelicht hatte.
Von Fader mühte sich auf die Beine. »Volpe könnte vor dir eintreffen.« Und das Kind tot sein?
»Ich muss wissen, ob es ihm gut geht!«
»Vielleicht stimmt die Geschichte ja auch gar nicht. Rubin könnte ohne weiteres im Palast sein und seinem üblichen Treiben nachgehen.«
»Und falls nicht? Angenommen, Rubin hat von den Neuigkeiten erfahren und ist geflohen? Gebt mir einen Rat, Herr!« Zorn loderte in ihren Augen wie Sonnenschein. Warum suchten die Geister des Zufalls einige Menschen so häufig heim?
Ernst hatte die ganze Nacht darüber gegrübelt. »Die Sicherheit deines Sohnes muss an oberster Stelle stehen. Kannst du ihn aus dem Palast schmuggeln?«
»Ich kann es versuchen. Bis ich dort eintreffe, wird es dunkel sein. Die Tore werden bei Sonnenuntergang geschlossen.«
»Und die Wachen sind nachts eher auf der Hut. Falls Rubin dort ist, warne ihn. Falls nicht, warte bis zum Morgengrauen. Leg Dienstmädchenkleider an, häng dir einen Korb an den Arm und Frederik in einem Tuch auf den Rücken. Plaudere beim Hinausgehen mitjemandem, dann würdigen die Wachen dich keines zweiten Blicks.«
Johanna nickte.
»Ich kann dich auf der Stelle in meiner Kutsche hinfahren …«
»Nein! Ein Pferd ist schneller.«
Er seufzte. »Dann ist alles, was ich anbieten kann, eine sichere Zuflucht. Erinnerst du dich an Hunyadi, der früher hier gearbeitet hat? Er betreibt jetzt eine Herberge in der Kupferschmiedstraße, unmittelbar vor der Biegung. Du kannst ihm vertrauen, wahrscheinlich auch seinen Männern, falls er nicht da ist. Er kann dich nach Fadrenschloss bringen. Hier bist du in Sicherheit.«
Aldea war zurzeit von Johannas Verlobung zum ersten Mal nach Fadrenschloss gekommen, damals als Soldat der Palastgarde. Mittlerweile war er Hauptmann, hatte jedoch wenig dazugelernt. Er war ein großer, stumpfsinniger Mann, der mürrisch wurde, als die Großherzogin ihm die Planänderung mitteilte. Er begann, daraufhinzuweisen, dass sie gemäß den Befehlen drei Tage bleiben sollten. Belustigt beobachtete Ernst, wie Johanna ihn zurechtstutzte. Obwohl es ihr an Rang und Befehlsgewalt mangelte, die Rubin ihr hätte verschaffen sollen, wusste sie inzwischen, wie man sich durchsetzte.
»Muss ich mich wirklich bei meinem Gemahl darüber beschweren, dass Ihr Euch meinen ausdrücklichen Befehlen widersetzt habt? … Mit welchem Recht stellt Ihr meine Entscheidungen in Frage? … Es tut mir Leid, wenn Ihr es nicht eilig habt, zu Eurer Familie zurückzukommen, Hauptmann. Aber wollen Eure Männer nicht zu den ihren? Wenn wir nicht unverzüglich aufbrechen, werden wir bei Einbruch der Nacht immer noch auf der Straße sein.« Und so weiter.
Der Burghof war voller bestürzter Menschen. Das Festmahl, die Musik, all das Zierwerk … Ihre Königliche Hoheit brach auf!
Aldea begehrte erneut auf, als Johanna ihrem Dienstmädchen befahl zurückzubleiben, um auf das Gepäck aufzupassen, und verkündete, der Baron würde dafür sorgen, dass sie am nächsten Tag nach Hause begleitet würde. Ernst hatte nichts dergleichen zugestimmt. Natürlich würde er ihr den Gefallen trotzdem gern tun.
Johanna brannte vor Ungeduld, während die Pferde herausgebracht und gesattelt wurden. Als endlich alles bereit war, schenkte sie ihm eine Abschiedsumarmung und widersprach, als er mit den Händen eine Räuberleiter bildete, um ihr beim Aufsteigen zu helfen. Doch er bestand darauf.
Ihr Ross tänzelte aufgeregt, doch sie hielt das Tier im Zaum.
»Können wir bei Sonnenuntergang dort sein?«, fragte sie.
Aldea schaute zum Himmel. » Wir könnten, Hoheit.«
»Dann kann
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