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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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verlieh er ihr sonst nur, wenn sie einander liebten.
Der Schlaf fiel von ihr ab. Sie setzte sich auf und zog sich die Laken ans Kinn. Rubin trug einen Reiseumhang mit einer Kapuze und darunter eindeutig ein Schwert. Sie hatte ihn noch nie zuvor bewaffnet gesehen.
»Mein böser Onkel ist unterwegs, Täubchen. Zieh dich an und bring unseren Schatz mit. Wir müssen uns sputen.«
Johanna glitt aus dem Bett und stolperte durch die Kammer. Sie hatte sich noch nie vor ihm angezogen und war sich seiner auf ihr weilenden Augen unangenehm bewusst. Doch Scham schien gänzlich fehl am Platz, wenn ihrer aller Leben in Gefahr schweben konnte.
Frederik wimmerte ob der Unruhe kurz in seinem Bettchen in der Ecke, dann verstummte er wieder.
»Ruxandra!«, rief Johanna, während sie sich mit ihren Strümpfen plagte. »Nein, lasst sie mich besser holen.« Mit hinter ihr herwehenden Schnüren rannte sie in den Vorraum und weiter zum Schlafzimmer der Amme.
Ruxandra riss den Mund auf und japste nach Luft, als ihre Herrin sie wachrüttelte und anbrüllte, aber selbst aufgeregtes Gerede von Aufruhr vermochte nicht, sie aus der Fassung zu bringen. »Lasst ihn noch schlafen, Hoheit«, meinte sie so ruhig, als sprächen sie über Bauchschmerzen. »Ich packe erst eine Tasche für ihn.« Damit begann sie, Kleider in einen Kissenbezug zu stopfen. Johanna lief los, um ihre Juwelen zu holen.
    Sie hetzten dunkle Gänge entlang, wobei ihre Laternen gespenstische Schatten rings um sie tanzen ließen. Rubin lief voraus – mit aufgesetzter Kapuze, weil er meinte, sein Anblick in wilder Flucht mitten in der Nacht könnte eine Panik auslösen. Johanna hielt ihren in Decken gehüllten Sohn an sich gepresst und versuchte, sein schlaftrunkenes Murren zu beruhigen, da sie schreckliche Angst hatte, er könnte in Wutschreie ausbrechen. Ruxandra folgte ihnen und trug den Beutel sowie zusätzliche Decken. Über Hintertreppen hinab, durch eine verwaiste Küche … Als sie auf den frostigen Stallhof hinaustraten, trafen sie dort auf Männer, die Pferde vor zwei Kutschen spannten. Im Fackellicht kräuselte sich Atemnebel. Ein riesiger Mond trieb zwischen silbrig schimmernden Wolken hindurch.
    Johanna hielt auf die große achtspännige Herzogskutsche zu.
Rubin ergriff ihren Arm. »Nein! Wir nehmen die andere.« Er führte sie zu dem kleineren Gefährt hinüber und stieg als erster ein, damit er Frederik entgegennehmen konnte. Der Markgraf von Krupa erschrak und schrie. Johanna kletterte hinterher, um ihn an sich zu drücken und zu trösten, woraufhin er noch lauter brüllte. Ruxandra wurde von einem Stallburschen hineingeholfen, der sie nachgerade emporhieven musste. Danach wurde die Tür zugeworfen. Eine Stimme gellte, eine Peitsche schnalzte, und die Staatskutsche begann, sich unter Hufgeklapper und dem Knarren kalter Achsen in Bewegung zu setzen. Eisenbeschlagene Räder polterten donnergleich über Kopfsteinpflaster und drohten, die ganze Stadt aus dem Schlaf zu reißen. Dann folgte die zweite Kutsche.
Frederik heulte unbeirrt weiter. Johanna reichte ihn Ruxandra, auf dass sie es versuchte.
Ihr Gemahl schlang den Arm um sie. Erschrocken wich sie zurück, bis er von ihr abließ. Zwar drang nur wenig Licht durch die horngetäfelten Fenster, dennoch war es im Inneren nicht gänzlich dunkel. Liebesbezeugungen vor einer Dienerin waren unschicklich.
»Nun denn, Euer Gnaden«, sagte sie. »Bitte berichtet mir, was geschehen ist.«
»Volpe hat sich zum Verräter gewandelt, mein Täubchen. Er plant diesen Umsturz bereits seit geraumer Zeit. Zum Glück ist mir Abt Minhea treu geblieben, sodass ich unterrichtet wurde. Nun sind Volpe und mehrere hundert Ritter aus Vamky hierher unterwegs, um mich abzusetzen. Wir sollten aus der Stadt sein, bevor er eintrifft. Aber keine Sorge, wir kommen zurück.« Holpernd und klappernd rollte die Kutsche schmale Gassen entlang, in die kaum Mondlicht vorzudringen vermochte. »Und wohin fahren wir jetzt?«
»Lass dich überraschen. Ich habe Pläne.« Seine Stimme hörte sich in der Düsternis selbstgefällig an.
    Die Kutsche rumpelte und holperte übelkeiterregend über die rauen Straßen. Johanna wünschte inbrünstig, sie wären stattdessen geritten, wenngleich Frederik mittlerweile zu groß war, um ihn einfach in einer Schlinge zu tragen. Auch er mochte die Kutsche nicht. Kaum hatte er sich in den Schlaf geweint, ruckelte sie und weckte ihn wieder, sodass selbst Ruxandra machtlos war. Die Straßen wurden immer holpriger und steiler,

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