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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sich in einer Hütte. Frauen versorgten sie. Weitere Menschen waren dort und schließlich sogar der Baron, riesig und abgehärmt. Sein Antlitz war so bleich wie sein Bart. Nur ein paar Schrammen, beharrte sie. Man teilte ihr mit, dass sie mehrere Schnittwunden hatte, die schlimmste davon am Bein, aber es würden keine Narben zurückbleiben. Sie beide hatten großes Glück gehabt. Frederik war nahezu ungeschoren davongekommen. Die Knochen kleiner Kinder waren geschmeidig wie grüne Zweige. Sie erfuhr, dass anderen weniger Glück beschieden gewesen war. Johanna wusste, dass sie dem Baron etwas Wichtiges sagen sollte. Aber sie konnte sich nicht besinnen, was es war.
    Ernst ließ seine Kutsche kommen und verstaute sie alle darin. Frederik tat seine Meinung über Kutschen mehr als lautstark kund, doch ihm wurde kein Gehör geschenkt.
    Als sie in Fadrenschloss eintrafen, löste Johanna sich allmählich aus ihrem Dämmerzustand, und das Grauen stieg ihr wie Galle in die Kehle. Der Baron rühmte sich, etwas von Kräuterkunde zu verstehen. Er holte die alte Heilkräutertruhe seiner Mutter hervor und braute einen Trank, der die Wirkung der Axt eines Holzfällers hatte.
Zum Schlafen legte man Johanna in ihr altes Bett.
    Beim ersten Tageslicht appellierte Frederiks Wehklagen an ihre mütterlichen Instinkte und weckte sie. Sie fand ihn im Zimmer nebenan, noch bevor die Frau, die bei ihm schlief, die Augen aufschlug. Der Baron hatte die Anweisung erteilt, dass er zu rufen sei, sobald Johanna wach war.
    Nachdem sie den Jungen wieder in den Schlaf gewiegt hatte, gesellte sie sich im Sonnenzimmer neben einem Kiefernholzfeuer zu dem alten Mann. Dort trank sie aus einem Silberkelch Glühwein und verschlang Brot, Käse und Wurst, als hätte sie seit einem Monat nichts mehr gegessen. Ihr Gesicht war geschwollen, zudem trug sie mehrere Verbände und hatte ausreichend Schmerzen, um eine ganze Armee zu quälen, aber keine Zeit, sich darum zu kümmern. Der greise Baron sah aus, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    »Es ist schön, dich wieder hier zu haben, Johanna«, meinte er. »Ich wünschte nur, die Umstände wären glücklicher.«
»Ich auch.«
Damit waren die Nettigkeiten gesagt. Ernst schienen
die Worte zu fehlen, und Johanna wollte überhaupt nicht sprechen.
    Schließlich seufzte er. »Geht es Euch gut genug, um zu reden, Hoheit? Ich will Euch keineswegs bedrängen, aber wir … wir müssen uns über wichtige Dinge unterhalten.«
    Sie nickte. »Ich fühle mich noch ein bisschen zittrig, aber bitte fahrt fort.«
Er zupfte an seinem Bart, was er stets zu tun pflegte, wenn er besorgt war. »Sagt mir, wenn es zu anstrengend wird!«
»Mache ich. Ich kann mich an kaum etwas über den Unfall erinnern.«
»Gestern habt Ihr wirres Zeug geredet, das wenig Sinn ergab. Petre und sein Sohn haben Euch gefunden, als Ihr mit dem Markgrafen auf den Armen den Hang hinaufgeklettert seid. Der Leichnam des Kutschers lag unweit der Straße. Der Mann wurde vom Bock geschleudert und zerquetscht, als die Kutsche über ihn schlitterte. Außerdem wurde eine ältere Frau in Dienstmädchengewändern gefunden. Ebenfalls tot, fürchte ich. Wer war sonst noch in der Kutsche?«
»Nur mein Gemahl. Fürst Volpe hatte seinen Staatsstreich in die Wege geleitet, genau, wie Ihr es vorhergesagt habt. Rubin weckte mich und meinte, wir müssten unverzüglich fliehen. Was wir auch taten.«
Der Baron grunzte und zupfte wieder an seinem Schnurrbart.
»Wo ist Rubin?«, wollte sie wissen. Warum hatte sie eigentlich nicht schon längst danach gefragt?
»Es wurden keine weiteren Leichen gefunden, Liebes.«
Der Abgrund! Ihr Gemahl. Der Herzog. Frederiks Vater und Beschützer.
Von Faders fleischige Züge hatten den gestrengen Ausdruck angenommen, an den Johanna sich aus Zeiten erinnerte, zu denen sie ihn beobachtet hatte, wenn er hier in Fadrenschloss Gericht hielt. Als Baron hatte er das Recht, über seine Untertanen und Vasallen zu richten, wobei er stets stolz darauf gewesen war, ein aufrichtiger und gerechter Richter zu sein, der peinlich darauf achtete, sämtliche Tatsachen zu berücksichtigen, bevor er ein Urteil verkündete und bisweilen sogar zu seinen eigenen Ungunsten entschied, wenn das Gesetz oder das Brauchtum es verlangten – etwas, was die meisten Fürsten niemals taten.
»Johanna, Liebes, bist du sicher, dass der Mann in der Kutsche dein Gemahl war?«
Eine solche Frage musste ein Scherz sein. Sie widerstand der Versuchung zu lachen, weil Gelächter

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