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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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unbedingt.« Von Fader seufzte pfeifend. »Ich fürchte, da ist noch mehr … Hoheit.«
»Nein!«, rief sie scharf aus und stand auf. Es durfte nicht noch mehr geben! Sie hatte sich noch nicht einmal an den Gedanken von Mord gewöhnt. Händeringend humpelte Johanna gleichsam als Flucht vor der Wahrheit zum Fenster hinüber. Der Himmel war hell, kündigte das Morgengrauen an. Frühe Blätter zeichneten sich wie schwarze Federn an den Bäumen ab. Dieser Raum war vertraut, unverändert, ein Zuhause. Dennoch konnte sie nicht bleiben. Jemand hatte versucht, Frederik zu töten. Und dieser jemand konnte einen neuen Anlauf nehmen. Die Zukunft glich einer blanken Mauer quer über ihren Pfad. Wohin konnte sie sich wenden? Wer würde ihr Zuflucht gewähren? Nichts in ihrem Leben oder ihrer Erziehung hatte sie auf eine solche Zwangslage vorbereitet.
Sie drehte sich um und stellte fest, dass der Baron sie mit zutiefst besorgtem Blick beobachtete, aber war das Mitleid in den Augen des runzligen Försters? Sie würde kein Mitleid dulden. Mit diesem Entschluss kehrte sie zu ihrem Stuhl zurück.
»Nun denn, Herr. Welche weiteren grausigen Neuigkeiten habt Ihr für mich?«
»Manfred hat dieses Medaillon gefunden. Sag ihr wo.«
Johanna hatte ihr Edelsteinkästchen bei sich gehabt. Nicht die Staatsjuwelen, nur einige Schmuckstücke, die Rubin und der Baron ihr geschenkt hatten, außerdem Perlen, die ihrer Mutter gehört hatten. Nun konnte die Asch in ihrer Schlucht mit all dem hübschen Tand spielen.
Der Förster redete bereits. »… einem Busch am Rand des großen Abgrunds, Königliche Hoheit. Viele geknickte Zweige, ein bisschen Blut, Reste von Damast und Seide, ein paar Haare.« Er holte einige Überbleibsel aus seinem Hut hervor. Johanna nahm sie nicht entgegen. Sie konnte sich nicht erinnern, was Rubin getragen hatte. Nichts Besonderes, nichts, das sie erkennen würde.
»Also wurde ein Körper in den Busch geschleudert und fiel durch ihn hindurch in den Fluss?«, half der Baron ihm weiter.
»So sah es zumindest aus, Herr.«
»Könnte es auch vorgetäuscht worden sein?«
Der kleinwüchsige Mann zögerte, aber nur, um die richtigen Worte zu wählen. Als er schließlich sprach, schwang in seiner Stimme kein Zweifel mit. »Das glaube ich nicht, Herr. Keine Fußabdrücke im Schlamm. Ich wüsste nicht, wie es jemand hätte vortäuschen können.«
Johanna kannte seinen Ruf, und der Baron nahm Manfreds Ansichten offenbar als unfehlbar hin. Er warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu, das die beabsichtigte Wirkung verfehlte.
»Die Frage vor Gericht also lautet, Liebes, wer stürzte in die Asch und ließ dieses Medaillon zurück? Seine Hoheit? Ein Goldmedaillon in Herzform an einer goldenen Kette. Teuer. Gehörte es ihm? Gehört es dir?« Er reichte es Johanna.
»Ich habe es noch nie gesehen«, erklärte sie. Darin befand sich ein schmeichelhaftes Bildnis von Rubin, das ihn vom Kopf bis zu den Schultern zeigte. »Nein, meines ist es nicht.«
Vermutlich hatte Rubin es in der Vergangenheit der einen oder anderen Freundin geschenkt, doch dies vor Manfred auszusprechen, hätte sich wie Verrat angefühlt. Man sollte nicht schlecht über Tote reden. Warum schnitt der Baron Grimassen?
»Ich bezweifelte, dass es ihm oder Euch gehören würde. Ihr müsst wissen, Hoheit, es handelt sich um einen Zauber jener Art, der als Trugbann bezeichnet wird. Mach dich auf einen Schreck gefasst, Liebes. Manfred, leg es an. Zeig der Großherzogin, was es bewirkt.«
Es verwandelte Manfred in Rubin. Als Johanna es versuchte und ihr Spiegelbild in ihrem Kelch betrachtete, war sie plötzlich Rubin.
Offenbar hatte sie sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen und den Verstand verloren.
Jemand anders war gestorben? Rubin lebte noch?
Von Faders teigige Züge wirkten vor Elend ganz schlaff. »Danke, Manfred. Das war der größte Dienst, den du mir in dreißig Jahren erwiesen hast.«
Nachdem der Förster gegangen war, meinte Johanna verbittert: »Ihr denkt, ich hätte versucht, mit jemandem auszureißen.« Die ganze Welt würde das denken. Johanna war am Ende.
»Dafür kenne ich dich zu gut, Liebes. Ich habe dich früher an jenem Tag gesehen, und da hattest du solchen Unfug nicht im Sinn. Du würdest deinen Sohn niemals um sein Geburtsrecht betrügen.« Abermals spielte er an seinem Bart. »Aber andere könnten es durchaus so auslegen. O bei den Toten! All dieses Übel ergibt einfach keinen Sinn für mich! Gewiss ist man nur in Vamky in der Lage, dieses Schmuckstück zu

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