Der Tanz des Maori (epub)
kann. Womöglich ist es genau dieses Vertrauen in die Zukunft, das uns Kiwis auszeichnet â¦Â«
Mit diesen Worten griff sie nach den leeren Salatschüsseln und verschwand im Haus.
Katharina gähnte und streckte sich. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich heute Nachmittag mit einem Buch unter einen Baum lege? Wenn ich mir die Voranmeldungen richtig angesehen habe, dann kommen heute Nachmittag nur vier oder fünf Touristen â den Treck müssen wir nicht zu zweit führen.« Sie machte ein bittendes Gesicht. »Ich übernehme dafür morgen die Arbeit.«
»Klar, mach es dir einfach gemütlich. Ich komme schon alleine zurecht.« Sina musste sich beherrschen, um nicht vor sich hin zu kichern. Gestern waren sie bei der benachbarten Farm auf ein Barbecue eingeladen gewesen. Typisch Kiwi-Style: Sie hatten Fleisch über dem offenen Feuer gegrillt, und dazu war reichlich Bier aus der Dose angeboten worden. Sina mochte das dünne Bier nicht sonderlich gerne und hatte sich an das Wasser gehalten. Ganz anders ihre Freundin, die fröhlich eine Dose nach der anderen geöffnet und dabei ganz unverhohlen den Sohn der Nachbarfarm angeflirtet hatte. War ja ihr gutes Recht â aber es war wirklich kein Wunder, dass Katharina heute lieber schlafen wollte â¦
Gemütlich richtete Sina in der Mittagssonne die Sättel und Zaumzeuge für den Nachmittag her. Sie genoss den Frieden, den dieser Ort ausstrahlte. Sie hörte nur ein paar Fliegen summen, die Hitze flirrte über dem Schotterweg. Sie schob sich ihren Hut mit der breiten Krempe ein wenig tiefer in die Stirn. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass in einer halben Stunde die Gäste ankommen würden. Zeit, die Pferde von der Koppel zu holen. Am Telefon im Haus lag das Auftragsbuch. In Carolines ordentlicher, enger Schrift war da vermerkt, dass drei Männer und zwei Frauen kommen wollten. Also drei kräftigere Pferde und zwei kleinere. In Gedanken ging Sina die Pferde auf der Koppel durch und wählte die kleine Schimmelstute und die zierliche Fuchsstute für die Frauen aus. Gemütlich lief sie über die Hügel und hielt Ausschau nach den Wallachen, die sie heimlich »Gewichtsträger« nannte. Manche Männer brachten schlieÃlich reichlich Kilos in den Sattel â¦
Als die beiden Autos in einer groÃen Staubwolke die Auffahrt herauffuhren, lehnte Sina schon wieder gemütlich am Zaun und sah ihnen unter ihrem Hut entgegen. Sie parkten am Rand der Auffahrt, und aus dem ersten Wagen stieg eine zierliche, dunkelhaarige Frau mit einem kräftigen Begleiter. Er sah aus, als ob er mit Begeisterung Football spielen würde. Die neuseeländische Variante, in der Dinge wie Schutzkleidung als lächerliches Accessoire für Weicheier betrachtet wurden. Aus dem anderen Auto stieg ein Paar mittleren Alters, denen ein drahtiger junger Mann folgte. Das Söhnchen, von seinen Eltern zu einem Ausflug verdonnert, beschloss Sina heimlich für sich. Gleichzeitig setzte sie ihr breitestes Kiwi-Lächeln auf und streckte ihre Hand aus.
»Hi, ich bin Sina, und ich leite heute Ihren Treck.«
»Ich bin Greg, das hier ist Trish«, erklärte der Footballspieler.
»Und ich bin Marvin«, stellte sich der ältere Mann vor. »Meine Frau Paula â und das hier ist Brandon.«
Sina schüttelte alle Hände und fragte nach der Reiterfahrung. Marvin, Paula und Brandon gestanden freimütig, noch nie auf einem Pferd gesessen zu sein. Greg lachte: »Wenn man rechts zieht, gehen die Dinger nach rechts, wenn man links zieht, gehen sie nach links â und wenn man beide zieht, dann bleiben sie stehen. Das ist sogar einfacher als ein Auto, nicht wahr, Trish?«
Seine Freundin nickte nur ernst. Sie sah so aus, als ob sie sich vor dem harmlosen Ausritt fürchtete. Sina gab ihr Smokey. Der freundliche Rappe war vom Ausritt mit den Japanern müde, da waren keine Ãberraschungen zu erwarten. Den Rest verteilte sie schnell auf die Pferde und half beim Aufsteigen.
Als sie Brandon auf Woodys Rücken half, grinste er sie verschwörerisch an. »Du bist aber kein ganz echtes Kiwi-Mädchen, oder?«
Sina zuckte mit den Achseln. »Echt genug für diesen Treck!« Sie mochte keine Muttersöhnchen, auch wenn dieser Brandon sich wirklich rührend um seine Eltern kümmerte und immer wieder fragte, ob es ihnen auch wirklich bequem sei. Er selber saà erstaunlich geschickt im
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