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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Annäherungsversuche von Angus blieben bestehen. Mal berührte er »zufällig« meine Wange, dann strich seine Hand im Vorbeigehen über meinen Bauch oder mein Gesäß. Es war nie so schlimm, dass ich wirklich entsetzt sein musste – aber es jagte mir immer wieder Angst ein. Dazu fortwährend diese Blicke, mit denen er mich ansah, wenn er sich unbeobachtet wähnte … unheimlich.
    Es war irgendwann in diesem Herbst, als ich abends noch die Küche aufräumte und wie immer versuchte, das Geheul von Junior zu ignorieren. Der Kleine schaffte es inzwischen ohne Probleme, aus seinem Bett herauszuklettern und schlug dann gegen die Tür. Mehr als einmal hatte ich ihn spät in der Nacht mitten in seinem Zimmer schlafend gefunden und wieder in sein Bett gelegt und zugedeckt. An diesem Abend weinte er nur leise vor sich hin. Vielleicht merkte er ja allmählich, wie sinnlos sein Weinen war. Es kam ja doch niemand in sein Zimmer, um ihn zu trösten und die Dämonen der Nacht zu vertreiben.
    Ich weiß wie heute, dass ich für das Abendessen ein wenig Kürbis gebraten hatte, dazu ein Hühnchen aus dem Backofen. Bei Tisch hatte Miriam nur lustlos auf ihrem Hühnerbein herumgekaut und kein Wort gesagt. Junior hatte zum Glück ein wenig Kürbis von seinem Teller gegessen, ohne dass ich ihn lange ermahnen musste.
    Nur Angus griff mit viel Appetit zu. Er steckte große Bissen Huhn und Kürbis in seinen Mund und spülte immer wieder mit dem einfachen Weißwein nach, den ich auf den Tisch gestellt hatte. Eine Unterhaltung war bei diesem Mahl nicht in Gang gekommen. Als Angus den letzten Bissen heruntergeschlungen hatte, füllte er noch einmal sein Weinglas und verließ einfach den Raum. Ich trug das Geschirr in die Küche, legte die wenigen Reste des Hühnchens auf einen Teller, damit Junior sie vielleicht am nächsten Tag noch essen würde.
    Dann brachte ich ihn ins Bett und kehrte in die Küche zurück.
    Ich kratzte also die schwere gusseiserne Pfanne sauber und schrubbte sie mit heißem Wasser, so gut ich konnte. Da flog die Tür zur Küche auf, Angus kam herein und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Einige Augenblicke lang stierte er nur vor sich hin, ich dachte, er würde gleich einschlafen. Das war aber weit gefehlt …
    Er holte tief Luft. »Ich will auf keinen Fall wieder dahin zurück, wo ich herkomme!«, polterte er los. »Armut, Dreck, dunkle Wohnungen oder löchrige Kleidung – das will ich nicht mehr!«
    Ich schwieg. Angus wollte wohl kaum einen aufbauenden Satz von seinem Hausmädchen – zumindest nahm ich das in diesem Moment an. Außerdem hatte ich keine Ahnung, von was er da eigentlich redete.
    Â»Ich bin in Schottland geboren. Irgendwo in einem der Täler, aus dem die Menschen noch nie herausgekrochen sind. Die sitzen da in ihren ärmlichen Hütten und leben von ihren stinkigen Schafen und dem bisschen, was der Boden hergibt. Ich habe mir geschworen, dass ich so nicht leben wollte. Also bin ich ausgewandert. Habe mir die Reise hart erarbeitet und bin hier angekommen – mit einem einzigen Ziel: Ich wollte nie mehr arm sein. Nie mehr so leben wie in Schottland.« Er trank mit einem einzigen langen Zug sein Weinglas, das er mit in die Küche gebracht hatte, leer und füllte es sofort wieder aus der Flasche nach, die noch auf dem Tisch stand.
    Â»Hat ja auch alles geklappt!«, erklärte er. Ich bemerkte, dass seine Zunge schon ziemlich schwer war. »Vor allem, als ich diesen Idioten Denson dazu überredet habe, diese Mine zu kaufen. Er hat Geld investiert, ich habe Geld bekommen. Wenn das keine faire Arbeitsteilung war!« Er lachte. »Das habe ich gut eingefädelt. Genauso wie letztes Jahr, als dieser blöde Berg einfach in mein Bergwerk gestürzt ist. Keiner hat mir die Schuld gegeben. Alles gut gelaufen für den braven Minenbesitzer Angus MacLagan. Menschen sind ja so leicht zu täuschen. Sie glauben alles, was in der Zeitung steht. Da reicht ein einziger Journalist, dem man eine Nacht bei Betty bezahlt.« Er lachte. Ein dreckiges, müdes Lachen. »Ich hätte selber nicht geglaubt, dass es so einfach ist, die Menschen zu täuschen. Es wussten so viele, dass ich die Stützpfeiler, die John gekauft hat, hinter seinem Rücken weiterverkauft habe. Es war, als würde ich mich direkt bei ihm auf dem Konto bedienen – das Paradies!«
    Wieder der

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