Der Tanz des Maori (epub)
Griff zur Flasche, wieder ein Vollschenken seines Glases. »Das Problem ist jetzt, dass die Quelle versiegt ist. Ich muss wieder Geld verdienen, sonst ende ich da, wo ich angefangen habe. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich jetzt eine schöne Ehefrau habe, die aber leider nicht ganz richtig im Kopf ist. So etwas Freudloses wie Miriam taugt nicht einmal fürs Bett.«
Er leerte sein Weinglas und sah mich mit einem abschätzigen Blick an. »Wie steht es denn mit dir? Hast du mehr Spaà im Bett? Ihr Maoris seid doch so ein Naturvolk, da habt ihr doch sicher keine Hemmungen, so wie die wilden Tiere.«
Sein Blick wurde gieriger, und ich wich unwillkürlich nach hinten aus. Aber: Da war kein Raum zum Ausweichen, ich stieà sofort an den Herd. Mit einer Hand griff ich hinter meinen Rücken. Irgendwo auf diesem Herd musste noch das Messer liegen, mit dem ich vor einer guten Stunde das Huhn tranchiert hatte. Sollte dieser besoffene Schotte mir näherkommen, würde er sein blaues Wunder erleben!
Ich richtete mich auf und sah ihm gerade in die Augen. »Ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen über die sexuellen Gepflogenheiten meines Volkes reden möchte!«
Angus grinste. »Ich wollte auch nicht reden, das trifft sich gut. Ich bin ein Mann der Praxis, das weiÃt du doch, oder?«
Meine suchenden Hände fanden den Griff des Tranchiermessers. Ich schloss meine Finger um das Holz und versteckte das Messer hinter meinem Rücken. Gleichzeitig versuchte ich, mich seitwärts in Richtung Tür zu bewegen. Angus erkannte meine Absichten und stellte sich mir in den Weg. Er war immer noch zwei Schritte von mir entfernt, drehte sein halbvolles Weinglas in der Hand und musterte mich mit funkelnden Augen.
»Ich frage mich, ob du es mit deinem Freund schon gemacht hast? Wie sieht das aus bei euch? Treibt ihr es schon vor der Hochzeit, oder heben sich die Mädchen ihre Jungfräulichkeit auf?«
Ich wollte nicht mehr antworten. »Ich würde jetzt gerne in mein Zimmer gehen!«, erklärte ich. »Wenn Sie mich bitte vorbeigehen lassen?«
Er wich keinen Zentimeter zur Seite. Meine allmählich steigende Angst bereitete ihm ganz offensichtlich Vergnügen. Seine schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht, das mit den ungepflegten Bartstoppeln ziemlich verwegen aussah. Wie ein unrasierter Pirat. Immerhin ein sehr gutaussehender Pirat, musste ich mir eingestehen. Er hob auffordernd sein Glas. »Möchtest du nicht auch einen Schluck? Vielleicht sogar auf mein Wohl? Das musst du sogar, denn wenn ich meine Mine nicht in Gang kriege, kann ich dir keinen Lohn mehr zahlen â und das wäre doch übel. Stell dir vor, wenn du zweimal in einem Jahr an eine Herrschaft gerätst, die dir den Lohn nicht zahlen kann â das wäre doch wirklich Pech!«
»Ich bin mir sicher, Sie werden einen Weg finden, um doch noch Geld aus dieser Mine zu schlagen«, erklärte ich steif und machte einen entschlossenen Schritt zur Tür hin. Ich wollte von ihm nicht mehr in die Ecke gedrängt werden wie tumbes Vieh im Schlachthof.
Er nickte. »Sicher. Ich finde immer einen Weg. Aber ich gebe zu, in diesem Augenblick bin ich eher an dir als an meiner Mine interessiert. Möchtest du mich nicht küssen?«
Erschrocken schüttelte ich den Kopf. »Sicher nicht!«, presste ich heraus.
Die Antwort war ein raues Lachen. Er machte einen Schritt auf mich zu und legte einen Arm um meinen Nacken. Er griff grob in mein Haar, das ich damals immer offen trug. Ich dummes Ding war sogar stolz auf die langen schwarzen Wellen, die sich über meinen ganzen Rücken legten. Vor Schmerz wollte ich schon aufschreien, da beugte er sich vor und stieà seine eklige Zunge ohne Vorwarnung in meinen Mund. Ich schmeckte den sauren Wein und musste vor Ekel fast würgen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er von mir ablieà und mich siegessicher ansah. »Kommst du langsam in Stimmung? Du kannst mehr davon haben, wenn du willst!«
Allein diese Unterstellung machte mich zornig. Dazu kam dieses Gefühl, ihm völlig ausgeliefert zu sein, und ich spürte immer noch den Ekel bei der Erinnerung an seine Zunge in meinem Mund, seine groben Lippen auf meinen. Ich nahm die Hand hinter meinem Rücken hervor und machte mit erhobenem Messer einen Schritt auf ihn zu.
Angus lachte. Lachte mit weit offenem Mund, als ob ich einen besonders guten Witz erzählt hätte. »Du kleines Biest willst
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