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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Himmel kommst du aus Deutschland, stellst eine Ähnlichkeit mit einer Frau in den Dreißigerjahren fest – und beschließt dann, dass alles anders ist, als wir dachten.« Er baute sich vor Sina auf. »Ich kann damit umgehen, dass dir das Wort Liebe nicht über die Lippen kommt. Aber ich kann nicht damit leben, dass du mir meine Wurzeln nehmen willst. Das ist die Basis meines Lebens, ich muss wissen, woher ich komme. Und jetzt stelle ich fest, dass mein Platz wirklich erst einmal bei meiner Familie ist.«
    Â»Du kannst doch nicht einfach so gehen!«, rief Sina. Sie war immer noch verblüfft über seinen plötzlichen Wutanfall.
    Â»Doch. Schau mir dabei zu!« Mit diesen Worten öffnete er die Tür, schulterte seine Reisetasche, ging die Eingangstreppe hinunter und drehte sich noch ein letztes Mal um. »Sina, ich liebe dich aus vollem Herzen, ich möchte mein Leben mit dir verbringen. Aber mit einer Frau, die solche Lügen glaubt und mir erst einmal nichts davon sagt … Ich brauche Zeit mit meiner Familie.«
    Damit drehte er sich um und verschwand. Mit Tränen in den Augen sah Sina ihm hinterher. Mit allem hatte sie nach ihren Enthüllungen gerechnet – aber nicht mit dieser Reaktion. Hatte er denn recht? War sie womöglich einer großen Lüge aufgesessen? Sie dachte an die alten Zeitungsartikel und dann an die müden Augen von Ruiha, nachdem sie ihre Geschichte erzählt hatte. Nein, diese Frau konnte nicht lügen. Es war ein Wunder, dass sie mehr als ein halbes Jahrhundert über die Geschehnisse in der Nacht vor Miriams Tod geschwiegen hatte. Aber mehr Geheimnis traute Sina ihr einfach nicht zu …
    Langsam ging Sina zurück in das kleine Häuschen. Gedankenverloren räumte sie ihre Reisetasche aus, die sie am Vorabend einfach hatte fallen lassen. Dabei fiel ihr Blick auf das zerwühlte Bett. War es wirklich ein so großer Fehler gewesen, Brandon nicht sofort alle Einzelheiten von Ruihas Geschichte zu erzählen? Lächelnd strich sie das Laken glatt. Wann denn? Die große Wahrheit zwischen zwei Küssen hauchen? Als sie fertig ausgepackt hatte, ging sie in die Küche und spülte ab. Aber irgendwann war auch das letzte Glas trocken poliert und im Schrank verschwunden. Sina setzte sich auf die kleine Terrasse und trank einen Schluck von ihrem frisch aufgebrühten Tee. Wohin mochte Brandon verschwunden sein? Und – wie lange würde er sich wohl verstecken? Sie versuchte, sich in seine Situation hineinzuversetzen. Wie schlimm mochte es ihn getroffen haben, die Wahrheit über seinen Großvater zu erfahren? Es war eine Sache, seine große Liebe gegen den Großvater zu verteidigen und sich dabei möglichst rebellisch zu fühlen. Doch es war eine ganz andere Sache, wenn plötzlich die Behauptung im Raum stand, der Ruhm der Familie gründe sich auf Betrug und Verbrechen.
    Sina nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee. Es zerriss ihr fast das Herz, von Brandon so kurz nach ihrem leidenschaftlichen Wiedersehen schon wieder getrennt zu sein. Aber sie musste ihm Zeit geben. So viel Zeit, wie er benötigte. Ihn zu nichts drängen, ihn nicht zwingen, der hässlichen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ihre Aufgabe war in diesem Augenblick wohl das ruhige Abwarten. Da mussten ihre Gefühle erst einmal ein bisschen zurückstehen.
    Seufzend stellte Sina die Tasse wieder ab. Morgen begann ohnehin wieder ihr Dienst im Krankenhaus. Wenn sie sich ordentlich in der Arbeit vergrub, dann würden ein paar Tage ohne Brandon sicher schnell vorübergehen. Oder?

30.
    Brandon warf sich hinter das Steuer seines Leihwagens, den er sich vor zwei Tagen am Flughafen genommen hatte, und atmete tief durch. Er konnte es immer noch nicht fassen, was Sina ihm da so nebenbei beim Frühstückskaffee erzählt hatte. Sie, die immer so unterkühlt alle Möglichkeiten bedachte und selten irgendetwas sofort glaubte, hatte dieser Ruiha ohne Bedenken alles abgenommen. Was konnte diese alte Frau nur gegen George Cavanagh haben, dass sie ihn dermaßen beschuldigte?
    Brandon drehte den Zündschlüssel des Wagens um und fuhr los. Er hatte kein Ziel, er wollte einfach nur vermeiden, dass Sina ihn immer noch vor dem Haus hinter dem Lenkrad seines Autos bemerkte. Immerhin hatte er gerade einen lautstarken Abgang hingelegt, um ihr deutlich zu machen, dass er es nicht hinnehmen würde, wenn sie seine Familie verletzte.
    Ohne sich

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