Der Tanz des Maori (epub)
sein Geld selber zu verdienen, dann würde das sehr viel länger dauern. »Das kannst du nicht tun«, entgegnete er schlieÃlich lahm.
»Natürlich kann ich das.« Um den Mund seines GroÃvaters zeigte sich ein herrischer Zug, den Brandon nur aus den Zeiten kannte, in denen es in der Firma nicht gut lief. »Ich kann dein Auto abmelden. Deine Wohnung kündigen. Und vor allem: Ich kann dafür sorgen, dass dich niemand anstellt, wenn du es doch noch schaffen solltest, dein Patent zu bekommen. Alles, was ich von dir verlange, ist: Verlass diese Deutsche! Dann bleibt der Geldhahn weiter geöffnet, du kannst weiter alles tun, was dir Spaà macht. Such dir ein nettes Mädchen aus Neuseeland, das kann doch nicht so schwer sein.«
»Du weiÃt nicht, was du da von mir verlangst â¦Â« Langsam lieà Brandon sich auf einen der Stühle in dem Arbeitszimmer fallen. Sein GroÃvater legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das weià ich. Trotzdem: Tu es. Irgendwann wirst du mir dankbar sein.«
»Was soll ich ihr denn sagen? Dass ich mich geirrt habe, als ich ihr gesagt habe, dass ich sie liebe? Du hast gesagt, wir Cavanaghs stehen zu unserem Wort!« Brandon fühlte sich, als ob seine Welt gerade an allen Ecken zusammenbrach. Noch während er der Erpressung seines GroÃvaters nachgab, kam ihm ein genialer Gedanke. Was, wenn er die Trennung nur vorgaukelte â und sich mit Sina einfach heimlich traf? Irgendwann würde sein GroÃvater doch sicher merken, dass »diese Deutsche« die beste Frau der Welt war â oder etwa nicht?
»Sag ihr einfach, dass du etwas aus ihrer Vergangenheit erfahren hast, womit du nicht leben kannst«, erklärte der Alte. »Ich bin kein Unmensch, du musst ihr das nicht heute sagen. Besuche sie morgen auf dieser Farm in Port Levy und erkläre ihr, dass deine Gefühle sich verändert haben. Ihr seid beide noch jung, da passiert so etwas doch ⦠Und jetzt geh zurück zu dem Fest. Wir werden sicher schon vermisst.«
Brandon konnte nur noch schwach nicken. Er fühlte sich, als ob eine zentnerschwere Last auf ihm lag, als er sich erhob und ohne ein weiteres Wort das Arbeitszimmer wieder verlieÃ. Seine ganze Kindheit hatte er dieses Büro geliebt. Der Geruch nach alten Ledermöbeln, die Bilder von den alten Schiffen und den ernsten Gesichtern der Pioniere vor vielen Jahrzehnten â all das war ihm immer wie ein gewaltiges Abenteuer erschienen. Jetzt wirkte die vertraute Umgebung auf ihn so anheimelnd wie eine Folterkammer. Was war nur in seinen sonst so vernünftigen GroÃvater gefahren? Sicher, George Cavanagh hatte immer seinen Kopf durchgesetzt â aber noch nie hatte er eine Forderung aus heiterem Himmel gestellt. Sina war für ihn offensichtlich wie ein böser Albtraum, der bei einem friedlichen Familienfest plötzlich Gestalt angenommen hatte.
Als Brandon wieder in den Garten trat, war es bereits dunkel. Fiona hatte überall Fackeln verteilt, die die Gesichter in ein unruhiges Licht tauchten. Er fand Sina bei seinen Eltern. Unbemerkt beobachtete er sie für einen Moment. Sie erzählte wohl gerade irgendetwas Lustiges, seine Eltern hörten ihr lachend zu, und Sina fuchtelte wild in der Luft herum. Sie hatten sichtlich keinerlei Probleme mit der neuen Freundin ihres Sohnes.
Brandon ging zu der kleinen Gruppe und stellte sich neben Sina. Seine Mutter sah ihn an und bemerkte die Veränderung. »Was ist passiert? Fiona hat gesagt, dein GroÃvater wollte mit dir reden?«
Brandon winkte ab. »Nur eine seiner groÃen Reden über die Zukunft der Seefahrt und vergangene Zeiten. Es tut mir leid, dass ich euch so lange alleine lassen musste.«
Dolores musterte ihren Sohn eindringlich, gab sich aber mit seiner Antwort zufrieden. »Wenn du es sagst â¦Â«, murmelte sie. Brandon legte einen Arm um Sina. »Ich denke, wir ziehen uns allmählich zurück. Wir wollten heute Abend noch ein bisschen das Nachtleben von Christchurch unsicher machen â immerhin hat Sina endlich einmal Ausgang von ihrer langweiligen Farm in Port Levy.«
»Die ist nicht langweilig!«, protestierte Sina lachend. »Es ist höchstens â malerisch. Oder beschaulich.«
»Ein anderes Wort für langweilig«, entschied Brandon und zog sie allmählich Richtung Tor. Schnell verabschiedete er sich von seinen Eltern â und nur Augenblicke später saÃen sie in dem
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