Der Tanz des Maori (epub)
einem Mann durchfüttern zu lassen.
Gerade als sie zu Brandon gehen wollte, um ihrer Empörung Luft zu verschaffen â und ihm einen sofortigen Abgang vorzuschlagen â, sah sie, wie die Haushälterin zu ihm ging und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Er nickte kurz und folgte ihr. Sina blieb alleine auf dem Fest zurück.
Brandon folgte Fiona in das Haus. Insgeheim fragte er sich, was der alte Herr nun wieder von ihm wollte. George Cavanagh hatte sich an diesem Nachmittag einfach unmöglich benommen. Er ging durch den hellen Flur in das Arbeitszimmer seines GroÃvaters. Der erwartete ihn stehend an seinem Schreibtisch. Sein Gesicht verhieà kein fröhliches Gespräch.
»Grandpa, was ist denn los?«, begann Brandon ohne weitere Umschweife. Er hatte keine Lust auf Höflichkeiten.
Sein GroÃvater sah ihn finster an. »Ich weiÃ, dass meine Bitte dir merkwürdig vorkommen wird. Aber ich möchte dich jetzt schon bitten, ihr Gehör zu schenken. Du kannst mir glauben: Ich habe es mir heute Nachmittag reiflich überlegt, aber mir fällt kein anderer Ausweg ein. Du darfst diese Frau nicht mehr sehen!«
»Redest du von Sina?« Brandon wollte sich nur versichern, dass er die völlig unsinnige Bitte seines GroÃvaters richtig verstanden hatte.
Der alte Mann nickte. »Ich kann dir leider nicht erklären, warum. Aber du musst mir glauben: Diese Frau ist nicht gut für dich. Sie bedeutet deinen Ruin!«
»Warum?«
»Wie ich dir schon gesagt habe: Du wirst von mir nicht den Grund dafür hören. Aber ich bin entschlossen, dass du diese Deutsche nie mehr sehen darfst.« George Cavanagh packte seinen Enkel an den Oberarmen und sah ihm eindringlich in die Augen. »Wenn du mit dieser Frau zusammen bist, dann werde ich dich verlieren. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht in einem Jahr. Aber in der Zukunft wird sie dafür sorgen, dass ich keinen Enkel mehr habe. Bitte, lass es nicht so weit kommen!«
Brandon schüttelte den Kopf. »Grandpa â das ist doch lächerlich. Ich stelle dir zum ersten Mal in meinem Leben eine Frau vor, weil sie mir wichtig ist. Weil ich mir vorstellen kann, mit ihr den Rest meines Lebens zu verbringen. Und du unterhältst dich nicht einmal mit ihr. Stattdessen siehst du sie an wie ein Gespenst. Was stört dich an ihr? Dass sie Deutsche ist? Grandpa, der Krieg ist lange vorbei â¦Â«
»Darum geht es doch gar nicht!« Die Stimme seines GroÃvaters klang ungeduldig.
»Worum denn dann? Du kannst sie einfach nicht leiden? Dann musst du sie kennenlernen. Ich kenne keinen Menschen, der so aufrecht durch das Leben geht. Sina würde sich nie verbiegen, nur um daraus einen Vorteil für sich zu schlagen â¦Â«
»Das mag sein. Aber ich zweifle, dass ihr Motiv nur Liebe zu dir ist. Ich sage es dir noch einmal: Du darfst diese Frau nicht mehr sehen. Tu es für mich!« Der alte Mann lieà sich in seiner Meinung nicht beirren.
Brandon spürte, wie kalte Wut in ihm aufstieg. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gegen seine Familie rebelliert. Es gab einfach keinen Grund. Er liebte das Meer, da war es das Selbstverständlichste der Welt, sich der Seefahrt zuzuwenden. Aber jetzt wollte ihm sein GroÃvater seine groÃe Liebe rauben.
»Nein.« Er legte Nachdruck in seine Stimme. »Das werde ich nicht tun. Sina gehört zu mir.«
Für einen Moment war es still in dem Raum. DrauÃen hörte man das fröhliche Geplauder der feiernden Menschen in einer lauen Sommernacht. Aber in dem Büro regierte nur kalte Feindseligkeit.
George Cavanagh schüttelte den Kopf. »Ich habe geahnt, dass es dazu kommen wird. Du zwingst mich dazu, dich zu zwingen â¦Â«
»Nichts und niemand kann mich zwingen, Sina zu verlassen!«, brauste Brandon auf. Er stand nur wenige Zentimeter von seinem GroÃvater entfernt und sah ihm voller Wut ins Gesicht.
»Nein, zwingen kann ich dich nicht«, gab der Alte zu. »Aber ich kann alle deine Konten sperren. Nicht mehr das Geld für deine Ausbildung zahlen. Dann wird es nichts mit deinem Kapitänspatent. Das Erbe musst du sowieso vergessen.«
Brandon blieb der Mund offen stehen. Er wusste, wie teuer die Ausbildung war. Bis jetzt war das nie ein Thema gewesen, schlieÃlich sollte er in die Reederei einsteigen. Ihm fehlte nur noch ein knappes Jahr, bis er sein Kapitänspatent haben würde. Aber wenn er gezwungen war, sich
Weitere Kostenlose Bücher