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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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einem wilden Tier gebissen worden wäre. »Was wagen Sie?«, zischte sie zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor. »Wie Sie sicher wissen, bin ich mit dem Herrn des Hauses verlobt – da schickt es sich wohl kaum, mich auf diese Art zu begrüßen.«
    Jeder andere Mann hätte sich nach dieser Zurechtweisung getrollt. Nicht so MacLagan. Es schien fast so, als ob er gar nicht bemerkt hätte, wie schroff sie ihn zurechtgewiesen hatte. Er ließ seine weißen Zähne blitzen.
    Â»Aber Miss Ava, Sie kennen mich doch noch gar nicht …«
    In dieser Sekunde öffnete sich die Haustür. John Denson kam nach Hause. Er kam mit einem breiten Lächeln in den Salon, als er Ava entdeckte. Das Lächeln gefror ihm auf den Lippen, in der Sekunde, in der er MacLagan mit seiner Verlobten sah. Für eine Sekunde wirkte es auf mich so, als ob die Männer aufeinander losgehen würden, so streitbar sahen sie sich an. Aber dann setzte Ava ein höfliches Gesicht auf.
    Â»Darf ich dir Angus MacLagan vorstellen, Liebling? Ich glaube, ihr wurdet noch nicht miteinander bekannt gemacht.«
    Sie benutzte den Begriff »Liebling« das erste Mal in der Öffentlichkeit. Selbst ich hatte das bisher nur ein- oder zweimal gehört. Ganz offensichtlich wollte sie MacLagan noch einmal in seine Grenzen weisen.
    Ich habe keine Ahnung, ob der überhaupt bemerkte, wie abweisend Ava ihn danach behandelte. Sie wies mich an, ihn möglichst weit von ihr entfernt an der Tafel zu platzieren. Bei dem Gespräch am Tisch behandelte sie ihn wie Luft. Sie richtete das Wort nicht an ihn und bemühte sich nicht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, das weiterführte, als bis zu dem köstlichen Geschmack der Krebssuppe. Er redete unbeeindruckt einfach weiter.
    Â»Ich habe gehört, Sie haben ein paar neue Ideen bei der Coal Company eingeführt?«, fragte er Master John, während er sich ungeniert das beste Bruststück des Truthahns von der Platte in der Mitte des Tisches nahm.
    Denson nickte. »Ja. Die Sicherheitsstandards in den Minen müssen besser werden. Die Arbeit muss für die Arbeiter sicherer werden. Und bis wir es endlich schaffen, dass die Schächte nicht mehr Feuer fangen oder durch einen Erdrutsch verschüttet werden, muss eine besser organisierte Rettung vor Ort sein. Wir planen im Moment eine Minen-Rettung, die bei Notfällen immer schnell zur Stelle ist. Die Männer müssen speziell ausgebildet sein – aber ich glaube, dass dieser Aufwand sich lohnt. Wenn wir nur ein einziges Leben retten können, dann bin ich schon glücklich.«
    Â»Wird so der Preis der Kohle nicht immer weiter in die Höhe getrieben?« MacLagan sah Denson herausfordernd an. Der schüttelte den Kopf. »Das ist ja, als ob man den Wert eines Arbeiters in Dollar und Cent ausdrücken könnte … Außerdem müssen wir begreifen, dass Kohle auf Dauer nur dann eine Zukunft hat, wenn wir dafür keine Menschenopfer bringen müssen.«
    Â»Wird Kohle nicht sowieso langfristig vom Öl abgelöst?«, mischte sich jetzt Pfarrer Rose in das Gespräch.
    Denson schüttelte den Kopf. »Vielleicht bei einem Teil des Geschäfts. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Kohle nicht weiter benötigt wird. Die Preise werden bestimmt wieder steigen. Spätestens dann, wenn das alte Europa sich wieder in einen Krieg stürzt.« Er deutete auf Ava. »Und was meine Verlobte mir aus der Alten Welt berichtet, ist alles andere als ermutigend. Der Wirtschaft geht es nicht gut, es gibt zu wenig Arbeit für die Bevölkerung – das ist doch immer die Grundlage von Revolutionen und schließlich Kriegen. Dann ist Kohle wieder gefragt. Auch unsere Kohle.«
    MacLagan sah ihn lauernd an. »Nur die Kohle der Coal Company? Oder auch die Kohle der kleinen privaten Minen?«
    Denson machte eine vage Handbewegung. »Private Minen? Ich denke, die werden immer zu kleine Mengen anbieten. Sie müssten sich zu einer großen Vermarktung zusammenschließen, aber das scheinen diese eigenbrötlerischen Minenbesitzer nicht zu begreifen. So vernichten sie sich gegenseitig, und die Coal Company muss keine Konkurrenz befürchten …«
    MacLagan hörte ihm aufmerksam zu. »Was wäre denn, wenn diese Minenbesitzer sich doch einig würden?«
    Denson lehnte sich gelassen auf seinem Stuhl zurück. »Das passiert schon nicht. Da muss sich die Company

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