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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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entlang. Alles schlief, und es herrschte eine unglaubliche Stille, die nur vom lauten Ruf eines Nachtvogels durchbrochen wurde.
    Gedankenverloren drückte Sina Mary-Anns Tür auf und schlich durch den Flur, der ihr mittlerweile richtig vertraut vorkam. Leise öffnete sie die Tür zur Küche – und war völlig überrascht, dass Mary-Ann und Katharina immer noch zusammensaßen. Doch beide wirkten merkwürdig bedrückt.
    Katharina sprang bei Sinas Anblick sofort auf und nahm ihre Freundin in die Arme. »Es tut mir so leid!«, flüsterte sie immer wieder.
    Sina verstand keinen Augenblick, um was es eigentlich ging. Sie schob ihre Freundin etwas von sich und sah ihr fest in die Augen. »Katharina, was tut dir so schrecklich leid? Ist etwas mit Brandon passiert?«
    Katharina schüttelte den Kopf. »Nein, aber deine Mutter versucht seit Stunden, dich zu erreichen. Jetzt hat sie mich angerufen. Deinem Großvater geht es nicht gut, er liegt im Krankenhaus. Deine Mutter meinte, dass du sofort nach Hause kommen sollst, wenn du …«, sie zögerte, bevor sie weiterredete. »…wenn du ihn noch einmal sehen willst!«
    Sina ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Mit einem Mal wurde ihr das Herz schwer. »Mein Großvater? Aber mit dem war doch alles völlig in Ordnung, als wir abgefahren sind …«, murmelte sie vor sich hin. Dann sah sie Katharina an. »Hat sie denn erzählt, was ihm fehlt?«
    Â»Sein Herz ist wohl nicht mehr stark genug, deswegen sammelt sich Wasser in seiner Lunge«, erklärte ihre Freundin.
    Mit einem Stich im Herzen erinnerte Sina sich an ihren Großvater. Ein hochgewachsener Berliner Arzt, der schon weit über siebzig war, als er seine geliebte Praxis endlich aufgab. Sicher, inzwischen ging er auf die neunzig zu, da war sein Ende wohl allmählich keine große Überraschung mehr. Trotzdem … Sina war sich immer sicher gewesen, dass sie von ihrem Großvater ihre Leidenschaft für die Medizin geerbt hatte.
    Â»Ich muss so schnell wie möglich nach Deutschland«, erklärte sie schließlich. Fragend sah sie Katharina an. »Wie steht es mit dir? Kann ich dich alleine hier zurücklassen? Bleibst du in Port Levy?«
    Katharina schüttelte den Kopf. »Ich habe mir das schon überlegt. Ich komme mit dir zusammen nach Deutschland zurück. Wir sind sowieso schon länger hier, als wir ursprünglich geplant haben. Da wird es wohl allmählich Zeit, wieder mit dem echten Leben weiterzumachen!«
    Â»Ihr seid ja nicht für immer fort«, tröstete Mary-Ann sie. »Bei mir seid ihr auf jeden Fall willkommen. Und wenn ich Sina richtig verstanden habe, dann wird sie wohl schon allein wegen Brandon zurück nach Neuseeland kommen …«
    Noch bevor Sina antworten konnte, fiel Katharina der eigentliche Grund für Sinas Abwesenheit an diesem Abend ein. Sie sah Sina neugierig an: »Aber davor will ich noch wissen: Hast du den Grund gefunden, warum der alte Cavanagh dich nicht leiden kann?«
    Sina schüttelte den Kopf. »So weit kamen wir gar nicht. Ruiha hat mir Avas Geschichte von Anfang an haarklein erzählt. So kamen wir nur bis zu ihrer Hochzeit. Ich fürchte, wenn diese Ava etwas mit mir zu tun hat, dann muss ich mir zunächst noch ein paar Jahre über das Leben in den Zwanziger- und Dreißigerjahren an der Westküste anhören …«
    Â»Ausgerechnet jetzt musst du nach Deutschland zurück«, bedauerte Mary-Ann sie. »Das kann ja eine Ewigkeit dauern, bis du wieder hier bist!«
    Â»Quatsch, ich will ja schließlich Brandon wiedersehen.« Sie erschrak. »Den muss ich morgen früh gleich anrufen – sobald ich weiß, mit welchem Flug wir nach Hause fliegen.«
    Â»Auf diesen Schreck sollten wir erst einmal noch einen Wein trinken!«, bestimmte Mary-Ann und schenkte allen drei Frauen reichlich ein. Sie erhob ihr Glas. »Auf unser Wiedersehen!«
    Â»Auf unser Wiedersehen!«, wiederholten Sina und Katharina feierlich und stießen mit ihr an.
    Am nächsten Morgen genügten wenige Telefonate, um einen Rückflug für den Tag darauf zu buchen. Sina sprach erst mit ihrer Mutter und rief dann Brandon an. Der erkannte an ihrer bedrückten Stimme, dass es ihr nicht gut ging. So gut er es vermochte, tröstete er sie. »Wir sehen uns doch heute Abend – und wenn du morgen nach Hause fliegst, dann ist das doch nur ein

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