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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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»Die Menschheit hat nicht gerade auf Soziologen und Politologen gewartet …«
    Mary-Ann nickte mitfühlend. »Ich denke, das ist nirgendwo anders. Und was sagen eure Familien zu so einem langen Trip hierher?«
    Katharina zuckte lässig mit den Achseln. »Die sind von mir nichts anderes gewöhnt. Seitdem ich mich geweigert habe, die Lehrstelle in der Bank anzutreten, sind meine Eltern der festen Überzeugung, dass ich ohnehin bereits auf die schiefe Bahn geraten bin.«
    Â»Ich glaube, meine Eltern freuen sich, dass ich mal nicht so wahnsinnig ehrgeizig bin«, bekannte Sina.
    Mary-Ann schenkte eine weitere Runde Wein aus. »Und eure Freunde?«
    Â»Freunde? Du meinst Männer?« Sina schüttelte den Kopf. »Die gibt es in unserem Leben nicht. Irgendwie sind sie immer entweder nicht interessiert oder schon besetzt oder so langweilig wie ein Meter Landstraße.«
    Mary-Ann nahm einen kräftigen Schluck und grinste. »Glaubt ja nicht, dass es hier anders ist. Hier an der Küste kommt allerdings oft noch ein verwegener Aussteiger-Typ dazu. Von dem man übrigens auch die Finger lassen sollte.«
    Es wurde sehr spät, bis sie endlich ins Bett gingen, zu den ersten Flaschen gesellte sich noch eine weitere aus dem Kühlschrank von Mary-Ann – und sie hatten das Gefühl, als ob sie sich schon seit Jahren kannten.
    Die Sonne strahlte am nächsten Morgen von einem leuchtend blauen Himmel – so als ob sie sich für ihr schlechtes Benehmen zwei Tage vorher entschuldigen wollte. Sina und Katharina umarmten ihre Gastgeberin. Die Adressen hatten sie schon ausgetauscht, sie wollten sich auf jeden Fall wiedersehen, bevor sie sich auf den Heimweg nach Deutschland machten. Aber jetzt sollte es erst einmal weitergehen: die Westküste Richtung Süden, zu den großen Gletschern und den berühmten Fjorden. Mary-Ann hatte sie zu einer kleinen Kreuzung gebracht, um ihre Chancen beim Autostopp zu erhöhen. »Steigt aber nicht gleich bei jedem Typen ein!«, warnte sie noch. »Inzwischen gibt es auch bei uns in Neuseeland die Freaks, die nur darauf warten, dass ihnen eine wehrlose Touristin in die Finger fällt!«
    Sina winkte noch einmal, dann standen sie alleine am Straßenrand. Katharina setzte ihre Sonnenbrille auf und lachte: »Das Abenteuer geht weiter!«

2.
    Â»Halbzeit – aber von unserem Geld haben wir sehr viel mehr als die Hälfte verbraucht«, stellte Sina mit einem Blick in ihren Geldbeutel fest. »Ich fürchte, wir müssen zwischendurch ein bisschen Geld verdienen. Der Urlaub ist doch teurer, als wir uns vorgestellt haben.«
    Â»Aber hättest du auf nur eine einzige Sache verzichten wollen? Den Helikopterflug über den Franz Josef Glacier? Die Bootsfahrt auf Milford Sound – und erst den Treck? Oder die Wale, die wir in Kaikoura gesehen haben?« Katharinas Augen leuchteten bei der Erinnerung an ihre wunderbaren Erlebnisse der letzten Woche.
    Â»Nein«, stimmte ihr Sina zu. »Das ändert aber nichts daran, dass wir jetzt auf die Bremse treten müssen. Sonst verbringen wir die letzten vier Wochen vor dem Abflug in Auckland beim Tellerwaschen.«
    Die Freundinnen liefen einen Schotterweg entlang, der zu einem einsamen Ort an der Banks Peninsula führte. Das Gras hatte sich in der Sommersonne zu einem strohigen Gelb verfärbt, während das Meer türkis strahlte. »Okay«, stimmte Katharina widerstrebend zu. »Aber erst einmal machen wir noch diesen Ausritt. Das klang doch einfach viel zu gut …«
    Sie hatten in dem kleinen »Backpackers«, in dem Rucksacktouristen aus aller Herren Länder eine billige Unterkunft suchten, die Prospekte der »Port Levy Trecks« gesehen. Da sollte es auf trittsicheren Pferden über die Hügel von Banks Peninsula gehen, mit atemberaubenden Blicken auf das Meer und einsame Buchten.
    Vor ihnen tauchten Pferdekoppeln auf. Fünf oder sechs Pferde grasten friedlich in der Nachmittagssonne, ohne die beiden Frauen zu bemerken. Ein zierlicher Rappe hob schließlich den Kopf und trottete zum Zaun. Katharina streichelte über seine Nüstern. »… einen Job können wir uns dann immer noch suchen.«
    Sina seufzte. Katharina hatte hin und wieder einen verhängnisvollen Hang dazu, die Wirklichkeit einfach auszublenden. Dazu gehörte leider auch die Ebbe auf ihrem Konto. Sie hatte keine Ahnung, warum sie sich beim Frühstück noch

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