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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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zu lange von Ihrem Schlaf abgehalten. Wann dürfen wir denn wiederkommen?«
    Ruiha dachte kurz nach. Dann zuckte sie mit den Achseln. »Ich habe morgen noch nichts vor. Kommt doch zu einem späten Frühstück. Wenn ihr Brot, etwas Obst und Milch mitbringt, dann können wir es uns vielleicht im Garten unter dem Pohutukawa-Baum gemütlich machen.«
    Sina nickte. »Das wäre wirklich wundervoll! Bis morgen.«
    Gemeinsam mit Brandon liefen sie zu ihrem Auto. Sie fühlte sich immer noch, als sei sie in der Geschichte von Ava, John, Angus, Miriam, Ruiha und Anaru gefangen. Was war nur aus all diesen Menschen geworden? Gleichzeitig spürte sie aber auch eine lähmende Müdigkeit. Sie wollte nur noch ins Bett. Sobald sie Hakopas Haus erreicht hatten, dauerte es nur wenige Minuten, bis sie sich aneinanderkuschelten. Brandon sah ihr nur kurz in die Augen und strich ihr über die Wange. »Wir reden morgen. Jetzt musst du erst einmal schlafen. Und ich auch.«

15.
    Es war später Vormittag, als sie wieder bei Ruiha auf der Veranda standen. Sie öffnete ihnen sofort die Tür und wirkte so energisch wie sonst auch. Die Nacht Schlaf hatte ihr offensichtlich gutgetan. Ohne große Begrüßung winkte sie ihre Besucher ins Innere des Hauses. »Ich habe schon den Tisch gedeckt – und im Garten steht eine große Kanne Tee bereit. Wir können also sofort weitermachen – ich will die schrecklichen Ereignisse in diesem Winter ja auch möglichst schnell hinter mich bringen.« Leise fügte sie hinzu: »Mit ein bisschen Glück ist es ja auch das letzte Mal, dass ich gezwungen bin, mich an diese Nacht zu erinnern …«
    Ohne weitere Vorreden schenkte sie Sina und Brandon den Tee ein, schüttete die mitgebrachten Brötchen in einen blauen Weidenkorb und stellte Milch und Obst einladend daneben. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, schloss für einen Augenblick die Augen und fing an, zu erzählen …
    John kam erst am Tag darauf nach Hause. Es wurde Nachmittag, bis Ava einen günstigen Augenblick fand, um ihm von Anarus Beobachtungen zu erzählen. Natürlich war ich am Anfang des Gesprächs nicht dabei – aber es dauerte nicht lange, und er bat mich in sein Arbeitszimmer. Mit versteinertem Gesichtsausdruck deutete er auf einen Ledersessel. Fast fürchtete ich ihn in diesem Augenblick, so unnahbar wirkte er. »Setz dich doch, Ruiha. Du musst keine Angst haben – aber ich will genau wissen, was dein Freund dir erzählt hat. Schließlich darf ich Angus keine aus der Luft gegriffenen Fantastereien vorwerfen. Hat dein Freund wirklich gesehen, dass Angus die von mir bestellten Stützpfeiler weiterverkauft, anstatt sie in den Stollen einzubauen?«
    Ich nickte. »Anaru hat mir das schon vor Wochen gesagt. Die Stützpfeiler kommen zum größten Teil nur bis zum großen Lager im Tal. Da werden sie auf die Fuhrwerke der Käufer aufgeladen, denen Angus sie verkauft hat.«
    John sah mich ungläubig an und schüttelte den Kopf. »Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass so ein Betrug hinter meinem Rücken passiert ist … Und Anaru ist sich sicher, dass Angus auch keinen Wert auf die Meinung der erfahrenen Bergleute gelegt hat?«
    Â»Ja. Im Gegenteil: Als ein paar von ihnen gekündigt haben, weil es ihnen zu gefährlich wurde, hat er sich gefreut. Ungelernte Arbeiter wie mein Anaru sind schließlich sehr viel billiger. Einmal hat er sogar einen älteren Mann nach Hause geschickt, weil er die anderen Arbeiter aufgehetzt hat. Zumindest hat es Master MacLagan so genannt.«
    Â»Was genau ist gestern Nachmittag passiert? Ava hat erzählt, es hätte einen kleinen Erdrutsch in der Mine gegeben?«
    Ich nickte. »Ja. Anaru hat mit einem Kollegen zusammengearbeitet, als die Decke eingestürzt ist. Es war wohl nicht so schlimm – aber Anaru hat sich gestern trotzdem nicht mehr in den Stollen gewagt. Heute ist er allerdings wieder dort. Er sagt, er will auf das Geld nicht verzichten. Ich konnte ihn davon nicht abbringen …«
    Â»Hoffentlich muss er für diesen Leichtsinn nicht bitter bezahlen«, knurrte John, während er aufstand und sich einen gewachsten Regenmantel über die breiten Schultern zog.
    Â»Ich fahre sofort nach Matakite. Vielleicht habe ich Glück und treffe Angus dort. Aber ich kann mir auf jeden Fall die Stollen selber ansehen. Mit den schweren

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