Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
Vom Netzwerk:
Wie viele Männer sind im Stollen? Wo steckt mein Mann?«
    Der Mann musterte sie und schien sie zu erkennen. Er deutete auf das dunkle Loch, das einst der Eingang zu der Mine gewesen war. »Er ist eingestürzt. Wir wissen nicht, wie viele Männer noch drinnen sind – aber es müssen mindestens dreißig sein. Wir hoffen, dass die Luft noch für einige Zeit reicht. Und Ihr Mann …« Er seufzte. »Er ließ sich nicht davon abhalten, vor ein paar Minuten selber in den Stollen zu gehen. Wir warten hier auf seine Rückkehr. Er wollte einfach nicht mehr auf die Ankunft der Rettungsmannschaft warten.«
    Ava nickte. Genau das hatte sie befürchtet. Sie sah sich noch einmal um und entdeckte ein kleines Feuer, das ein paar Arbeiter unter einem Baum mit schützenden, tief hängenden Zweigen entfacht hatten. Entschlossen nahm sie ihren Kessel, füllte ihn in einem der vielen Rinnsale mit Wasser und stellte ihn in die Glut. »Wenn sie aus dem Stollen kommen, werden sie sich über etwas Heißes freuen!«, erklärte sie.
    Der Mann, der ihr gerade noch die Situation erklärt hatte, nickte. »Und bis dahin freuen sich auch alle, die vor diesem Loch sitzen, über eine heiße Tasse …«
    Ava und ich waren froh, dass wir mit dem Tee überhaupt etwas zu tun hatten. So waren unsere Hände wenigstens beschäftigt. Ich überprüfte hin und wieder, ob Junior auch weiterhin trocken und warm in seinem Wagen lag – aber er schien zu begreifen, dass er heute nicht der Mittelpunkt der Welt war. Er lag nur still auf dem Rücken, spielte mit seinen Händen und sah sich neugierig um.
    Es verging fast eine Stunde, bis der Rettungsdienst der Company auftauchte. Acht Männer, alle gut ausgebildet und mit den richtigen Gerätschaften für eine Rettung. Der Leiter des Trupps verschwand mit einem Sicherungsseil sofort in dem Stollen. Diesmal dauerte es nicht lange, bis er wiederauftauchte. Er schüttelte den Kopf.
    Â»Wenn ich meine Männer in diesen Stollen schicken würde, dann wäre das reiner Selbstmord. Was ich in den ersten Metern gesehen habe, reicht mir: Aufgeweichte Erde, Brocken fallen von der Decke – und ich habe auf dieser kleinen Strecke nur zwei oder drei Stützpfeiler gesehen. Jedes wilde Tier baut vernünftigere Röhren und Höhlen als derjenige, der für diese Mine verantwortlich war.« Er sah Ava an. »Wenn Ihr Mann dafür verantwortlich ist, dann hoffe ich, dass er in der Hölle schmort. Gut, dass er nicht mehr für die Company arbeitet. Verantwortungslose Männer haben bei uns schlicht keinen Platz! Ich frage mich nur, wen er bestochen hat, damit seine Mine nie kontrolliert wurde! Wenn hier alles korrekt vonstatten gegangen wäre, dann wäre diese Mine schon vor Monaten geschlossen worden!«
    Er spukte vor Ava aus. »Ihr Reichtum wurde auf den Leichen der Arbeiter gebaut!«
    Mit diesen Worten winkte er seine Männer zusammen und führte sie wieder in Richtung Westport. Ich sah ihnen fassungslos hinterher. Sie wollten den eingesperrten Bergleuten nicht helfen? Und wo war nur Master Denson? Oder Anaru?
    Noch bevor wir über diese Frage weiter nachdenken konnten, kam ein schicker Buick auf den schlammigen Platz gefahren. Er glänzte sogar noch in dem Regen. Angus stieg aus, lehnte sich an seinen Wagen und sah die Szenerie genau an. Ava würdigte er keines Blickes – und natürlich richtete er erst recht nicht das Wort an sie. Er winkte allerdings einen Mann zu sich, der wohl als Vorarbeiter für Matakite gearbeitet hatte. Ich beobachtete, wie die beiden wispernd ein paar Sätze wechselten und sich schnell über was auch immer einig wurden: Sie nickten mit ernsten Gesichtern.
    Angus richtete sich etwas auf und erhob seine Stimme: »Ich kann jetzt noch nicht sagen, was die Ursache dieser bodenlosen Schlamperei ist. Aber ich kann Ihnen auf jeden Fall versprechen, dass ich den Schuldigen finden werde. Mein Name soll nicht mit diesem Unglück befleckt werden. Und ich bin mir sicher, keiner der Anwesenden wird auf ein paar Tassen Tee hereinfallen, die ein ungeheures Ausmaß an Geldgier und Rücksichtslosigkeit verschleiern sollen!« Er nickte noch einmal, vermied es dabei, in unsere Richtung zu sehen, stieg in das trockene Innere seines Wagens und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Zurück blieben wir. Fassungslos. Hatte er gerade eben tatsächlich behauptet, dass

Weitere Kostenlose Bücher