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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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kontrollieren. Ja, ich verstehe, was du meinst, aber warum solltest du dies tun wollen?«
    »Es ist keine Frage von Wollen, sondern von Müssen. Dies ist der Grund, warum ich unruhig und furchtsam bin. Ich hatte stets diesen grundlegenden Vorteil. Ich war immer sicher vor allem Schaden, konnte die Dinge immer lenken und bestimmen, sodass sie mir zum Vorteil gereichten, konnte immer vermeiden, verletzt zu werden. Nun, da du dich verändert hast, bin ich dir gegenüber so verletzlich, wie es jede normale Frau gegenüber jedem normalen Mann ist.«
    »Du darfst nicht denken, dass ich dich je verletzen würde«, protestierte ich.
    Sie verlagerte ihre Position beinahe unmerklich in ihrem Sessel und begegnete meinem Blick nicht. Dies war mir Antwort genug.
    Es war ein schwerer Schlag. Ich verbiss mir den Schmerz, so gut ich konnte. Nora war immer die stärkste, selbstsicherste Frau gewesen, die ich kannte. Nun verstand ich die Grundlage dieser Stärke, und damit kam die Einsicht, warum sie sich so benahm. »Du wurdest in der Vergangenheit bitterlich verletzt, nicht wahr? Vielleicht von demjenigen, der dich veränderte? Es muss wohl so sein, da du so schlecht von mir denkst.«
    Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Durch welche Erinnerung? »Du siehst das Gesicht, das Gott mir gab. Dadurch war ich stets Eigentum in den Augen der anderen, ein Ding, welches verkauft und um welches geschachert wurde, wie es bei einem Stück Stoff auf einem Markt der Fall ist, und niemals war dies schlimmer als mit ihm. Als ich mich schließlich verändert hatte, endete seine Kontrolle über mich. Dies war das, was mich rettete, sodass ich ihn verlassen konnte. Doch sogar danach gab es stets Männer, die mich besitzen wollten, mir sagen wollten, was ich zu tun hatte, für mich töten oder sterben wollten. Ich wollte nur geliebt werden, nicht der Besitz von jemandem sein, und indem ich ihnen meinen Willen aufzwang, erhielt ich die Sicherheit, dass ich etwas erhielt, was dieser Liebe nahe kam.«
    »Aber du gingest bei deiner ersten Liebe dieses Risiko ein, nicht wahr?«
    » Weil es meine erste Liebe war. Damals wusste ich noch nicht so viel, wie ich später lernen musste. Die Angelegenheit sieht für mich nun anders aus.«
    »Die Angelegenheit sieht anders aus, da du nun selbst Kontrolle über dein Leben besitzt –«
    »Sind Frauen denn nicht länger Eigentum, werden sie nicht länger nach alter Sitte oder dem Gesetz zur Heirat gekauft und verkauft oder dazu verraten durch ihre eigenen Gefühle? Verrate ich mich nun nicht selbst an dich aufgrund dieser Gefühle?«
    »Oder du vertraust dir selbst, da du weißt, dass ich dir niemals willentlich Schaden zufügen würde.«
    »Das sagst du jetzt, aber später, wenn du eifersüchtig wirst... ich kann es nicht ertragen. Es war seit jeher der Grund für all meine Sorgen.«
    »Dann werde ich es aufgeben müssen«, sagte ich leichthin. »Das Einzige, was ich will, ist, dich glücklich zu machen.«
    »Ich kann nicht mit dir leben, Jonathan, wenn es das ist, was du möchtest.«
    »Aber kannst du ohne mich leben? Wie lange hast du gewartet, um dieses Leben mit jemandem zu teilen? Willst du es vergangenen Ängsten und Schmerzen gestatten, noch immer Kontrolle über dich auszuüben, nun, da du die Möglichkeit hast, die Einsamkeit hinter dir zu lassen? Oder hast du dich so daran gewöhnt, die Dinge nach deinem Willen zu regeln, sie so perfekt zu ordnen und abzusichern, dass du es nicht wagst, wahrhaft zu lieben? Ich nehme das gleiche Risiko auf mich, Nora. Bedenke dies.«
    Das tat sie und errötete.
    »Ich bin nicht der Mann, der dich verletzte. Ich bin dieser Mann, hier vor dir. Er liebt dich mehr als sein eigenes Leben und wird alles tun, um dein Glück zu bewahren. Du vertrautest mir einmal zuvor, nicht wahr? Und du fragtest mich, ob ich dir vertraue. Einst sagtest du, du wollest keine Marionette. Nun, hier bin ich!«
    Ihre Augen hatten sich geweitet, und sie hatte die Lippen geschürzt; sie schwieg so lange, dass ich schon befürchtete, ich hätte zu viel gesagt. »Du hast keine Angst«, murmelte sie schließlich.
    »Nur davor, dich zu verlieren. Aber wenn du dies wünschst –«
    »Nein!« Dies kam sehr schnell und sehr sanft. Sie sog ihre Unterlippe ein und blickte fort. Zweifellos verraten von ihren Gefühlen, ebenso wie ich.
    »Nora?«
    »Du wirst nicht versuchen, mich zu besitzen.« Nach dem scharfen, vorsichtigen Blick zu schließen, mit dem sie mich nun fixierte, war dies eine Aussage, keine

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