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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ein flammender Mund voll des reinsten Nektars des Lebens. Ich trank einen tiefen, langen Zug, wie ich es bei niemandem sonst tun konnte. Sie klammerte sich an mich und erbebte im gleichen Takt, eine Hand gegen meinen Hinterkopf gepresst, um mich härter an ihren Hals heran, tiefer in ihn hineinzuziehen. Ich trank, bis ihr Stöhnen abnahm, leiser wurde und schließlich aufhörte, und sie schlaff und widerstandslos gegen mich gelehnt lag wie ein schlafendes Kind. Da hörte ich auf, indem ich an den letzten Beben des Genusses festhielt, als diese in mir widerhallten.
    Eine beträchtliche Zeit später brachten wir gerade genügend Willen auf, um uns ein wenig zu sammeln. Nora lag neben mir auf dem Rücken, ruhig und lächelnd; ich lag auf der Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt, sodass ich auf sie niederblicken konnte. Die Kerzen waren heruntergebrannt, das Feuer beinahe ausgegangen. Ein schwaches Glimmen aus der Glut blieb zurück. Es reichte nicht aus, uns zu wärmen, aber wir hatten keine Angst vor möglicher Kälte.
    Sie hatte sich nicht verändert, außer dass sie in meinen Augen noch schöner geworden war, und nach dieser Nacht stand sie für mich über allen anderen Frauen.
    Auch wenn sie es anders sah, hatte unser gemeinsamer Zustand nichts an meinen Gefühlen zu ihr geändert. Wenn sie es für nötig befand, mir hinsichtlich unserer Zukunft Beschränkungen aufzuerlegen, um sich sicher zu fühlen, dann sei es so. Ich wusste, dass ich mich schließlich nur im Laufe der Zeit des zerbrechlichen Vertrauens, welches sie mir soeben bewiesen hatte, würdig erweisen konnte. Dieses Vertrauen würde früher oder später auf die Probe gestellt werden; dies hatte sie bereits gesagt. Ich betete, dass ich, wenn die Probe kam, klug genug wäre, sie zu erkennen, und alle von Ängste Noras vor Eifersucht und Verrat beruhigen könnte.
    Wahrscheinlich hatte die Probe mit ihren Höflingen zu tun. Sie erwartete vielleicht, dass ich beginnen könne, diese zu verabscheuen, denn ich rechnete nicht damit, dass Nora sie und ihre Geschenke aufgäbe. Nicht so sehr aufgrund des Verlustes von Geld und Blut, welche sie ihr zur Verfügung stellten, sondern wegen ihrer Bedeutung für Noras Freiheit und Selbstvertrauen. Wenn ich ihr anböte, ihr ihren gesamten Lebensunterhalt zu zahlen – was ich mir durchaus leisten konnte –, würde sie dies nicht begrüßen. Ich konnte und wollte sie niemals bitten, damit aufzuhören, ihre Verehrer zu empfangen. Dieser eine einzige dumme Schritt würde unseren Pakt verletzen und dafür sorgen, dass sie mich verließe. Ich hatte ihr mein Wort gegeben; ich würde mich daran halten, komme, was da wolle.
    Was den Genuss betraf, welchen sie ihr gaben und im Gegenzug von ihr zurückerhielten ... nun, ich hatte seit meinen Tagen in Cambridge entschieden den Vorzug erhalten. Sie mochte mit ihnen geschäkert, sich von ihnen ernährt, ihre Gesellschaft, Zuneigung und Aufmerksamkeit genossen und Geld von ihnen erhalten haben, mich aber hatte sie geliebt und war mit mir ins Bett gegangen. Ich erwartete, dass die Angelegenheit auch heute so aussehen würde, aber möglicherweise noch besser. Ohne ihren Einfluss auf meinen Verstand wäre es möglich, dass ich den einen oder anderen Anflug von Eifersucht empfände, aber damit würde ich einfach leben müssen, sonst würde ich sie verlieren. Ich konnte ihr ihre Begegnungen mit anderen nicht mehr verübeln als sie mir mein Zusammentreffen mit den Damen bei Mandy Winkle – obgleich diese Art des Zeitvertreibs für mich nun weniger regelmäßig in Frage käme, jetzt, da Nora zurückgekehrt war. Im Vergleich zu ihr waren die anderen Damen nicht viel mehr als eine charmante zeitweilige Zerstreuung.
    Aber ich überlegte, dass die Zukunft sich sehr bald und ohne unser Zutun einstellen würde. Die Gegenwart hatte sich soeben als sehr angenehm herausgestellt und war dies weiterhin. Was die Vergangenheit betraf... zu vieles davon lag für mich noch immer im Dunkeln.
    Ich dachte über den Mann nach, der Noras Veränderung hervorgerufen hatte. Was für ein Tyrann war er, und warum war er zu einer Frau wie Nora so grausam gewesen? Oder überhaupt zu irgendeiner Frau? Andere Menschen zu töten, um das eigene Leben zu erhalten ... pfui. Ohne meine eigene Schuld und unter den extremsten Umständen war ich selbst nahe daran gewesen, dies zu tun. Ich konnte einen solchen Hunger verstehen, aber glücklicherweise hatte der Himmel mich davor bewahrt, diese spezielle Sünde zu begehen.

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