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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Schweigen aus. Dicht, klebrig und verstörend. »Wa- warum? Was ist der Unterschied zwischen mir und den anderen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du musst es wissen!«
    »Ich weiß es nicht! Ich weiß nicht einmal, warum ich zurückkehrte!« Mein Mund fühlte sich an wie Sand. »Nora, wie bist du gestorben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht bereit, darüber zu sprechen.«
    Ihre Stimme klang so leise und schmerzvoll, dass ich vorerst jeden Gedanken aufgab, sie zum Reden über dieses Thema zu drängen. Es war enttäuschend, und nun kam noch die bedrückende Ahnung hinzu, dass sie nicht auf all meine Fragen eine Antwort besaß. Ich hatte diese Möglichkeit befürchtet. Da sie sich offenbar in Realität verwandelte, würde ich das Beste daraus machen müssen. Ich nickte, zum Zeichen, dass ich dies akzeptierte, und straffte meine Schultern. »Nun gut. Du dachtest nicht, dass einer deiner Liebhaber zurückkehren würde, und dennoch hast du weiterhin darauf gehofft? Aus dieser Hoffnung heraus hast du Blut mit mir ausgetauscht. Aber hättest du uns nicht dennoch irgendeine Warnung zukommen lassen können?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Dies tat ich einmal, und als ich ihn für immer verlor, konnte ich dies bei keinem anderen mehr tun. Es wäre zu schwer zu ertragen gewesen.«
    »Was meinst du damit?«
    Sie schnitt eine Grimasse und blickte mich dann an. »Angenommen, wir befänden uns wieder in dieser Nacht, diese Nacht, in der ich alles mit dir teilte; nur würde ich dir, anstatt dich zu meinem Bett zu führen und es einfach geschehen zu lassen, zunächst erklären, was ich tun wollte und was dir zustoßen könnte, nachdem du gestorben wärest. Hättest du keine Bedenken gehegt?«
    »Möglicherweise, aber ich bin mir sicher, dass ich es dennoch getan hätte.«
    »Doch da keiner der anderen je zurückkam, hätte ich dir nur falsche Hoffnungen eingeflößt, so heftig und zerbrechlich, dass sie dich bis ins Mark getroffen hätten, wenn sie sich nicht erfüllt hätten.«
    »Aber nichts davon würde für mich eine Rolle spielen, da ich tot wäre und mich die Angelegenheit nicht mehr kümmern würde.«
    »Aber dies träfe nicht auf mich zu, lieber Jonathan. Ich erzählte all dies dem Ersten, dem ersten Mann, in den ich mich wahrhaft verliebte. Ich erklärte ihm alles, die Folgen, die Möglichkeiten, alles, was über diesen – diesen Zustand zu wissen war. Er erhob keine Einwände, ganz im Gegenteil, und wir lebten und liebten uns, bis zu dem Jahr, in dem die Pest kam. Direkt auf seinem Totenbette schmiedete er Pläne für uns beide für die Zeit nach seiner Rückkehr – nur kehrte er nie zurück.«
    Tränen. Ich hatte sie nur einmal zuvor aus Kummer weinen sehen. Nun strömten sie ihre Wangen hinab.
    »Jeden Tag vermisse ich ihn und trauere um ihn. Ihn zu verlieren wurde wegen der Hoffnungen, welche wir hegten, für mich noch schlimmer. Er war sich so sicher, dass ich mir dadurch auch sicher wurde, und als ich dies verlor ... war es noch schlimmer. Seitdem hielt ich es für das Beste, in der Gegenwart und nicht für die Zukunft zu leben. Es machte die Trennungen, wenn sie kamen ... leichter.«
    »Für dich.«
    »Für mich. Ich war stets diejenige, die zurückblieb.«
    »Bis jetzt.«
    Sie schenkte mir einen Blick, der mir fast das Herz brach.
    »Wenn es das ist, worauf du so lange gewartet hast, warum hast du dann Angst vor mir?«
    »W-wegen des Mannes, der mich zu dem machte, was ich bin. Ich wurde nicht so geboren. Er war mein Liebhaber und teilte sein Blut mit mir.«
    »Wer war es?«
    »Du kennst ihn nicht und wirst ihn auch wahrscheinlich niemals kennen lernen.« Sie rieb sich ungeduldig das nasse Gesicht. »Er ernährte sich von Menschen, von Frauen. Er sagte, er liebe sie, sagte, er liebe mich, aber dann konnte er seinen Hunger nicht kontrollieren. Er tötete, um seinen Hunger zu stillen.«
    Verstehen durchströmte mich. »Lieber Gott, kein Wunder, dass du – o Nora, ich bin nicht wie er, und möge mich der Blitz treffen, bevor ich jemals so werde.«
    »Aber er sagte, er könne es nicht ändern, er müsse –«
    »Dann war er entweder irrsinnig oder ein Lügner.«
    »Vielleicht. Als ich vom Tode zurückkehrte, fürchtete ich, ich würde ebenfalls bald anfangen, Menschen zu töten.«
    Ich spürte, wie eine scharfe Kälte mich durchdrang, aber ließ mir nichts anmerken. »Und fingst du damit an?«
    »Nein. Es lag nicht in meiner Natur, dies zu tun. Ich begann zu glauben, der Grund sei der, dass ich

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