Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
eine Frau bin und aus sanfteren Gefühlen bestünde. Ich lief fort, bevor er von meiner Rückkehr erfuhr.«
    »Nach England?«
    »Frankreich. Ich sprach die Sprache des Landes. Dort wurde mir klar, dass ich nicht in Furcht vor dem leben musste, wozu ich geworden war, dass dieses Leben für mich selbst und andere sehr angenehm sein konnte, und dort versuchte ich zum ersten Male, jemand anders zu erschaffen, der wie ich wäre.«
    »Aber die ganze Zeit hast du befürchtet, er würde dann töten, um an Blut zu gelangen, wie der erste Mann?«
    »Ich war mittlerweile so verzweifelt, so entsetzlich einsam, dass ich willens war, das Leben anderer zu opfern, um diese Einsamkeit zu lindern.«
    Ich versuchte mir eine solche Einsamkeit vorzustellen. Meine eigene Erfahrung damit war begrenzt. Ich wusste, wie es sich anfühlte, alleine zu sein, erinnerte mich an gewisse elende Momente, die ich erlebte, während ich vom Knaben zum Mann wurde, aber niemals hatte ich die Art von Absonderung erlebt, welche Nora beschrieb. Selbst in den Momenten, in denen ich sie am schlimmsten vermisst hatte, wusste ich, dass ich es nicht im Entferntesten in Erwägung gezogen hätte, das Leben eines unbekannten Menschen zu nehmen oder auch nur in Gefahr zu bringen, um sie wieder zu sehen.
    »Es muss in der Tat entsetzlich gewesen sein«, flüsterte ich.
    »Das ist es noch immer.«
    »Das war es«, wagte ich zu sagen, indem ich meinem Tonfall einen Anflug von Hoffnung verlieh.
    »Ich weiß es nicht.«
    Eine ehrliche Antwort. »Dann wird dir alleine die Zeit beweisen, dass ich kein Monster bin, welches tötet, um seinen unkontrollierbaren Appetit zu stillen.«
    Ein Lächeln, so kurz, dass es kaum bis zu ihren Lippen vordrang. »Er war irrsinnig oder ein Lügner oder beides. Du bist nicht wie er. Wenn du es wärst, wärest du nicht so freundlich zu mir.«
    »Es ist Liebe, keine Freundlichkeit.«
    »Menschen verändern sich. Wir waren für eine sehr lange Zeit getrennt.«
    »Ich habe mich nicht verändert, soweit es meine Liebe zu dir betrifft. Du warst stets in meinen Gedanken, und dies nicht nur aufgrund der Fragen, die ich dir stellen wollte. Die Jahre, in denen wir hier zusammen waren – du hast mich berührt, wie es keine andere Frau je könnte, Nora. Willst du mir erzählen, dass sie nichts bedeutet haben und bedeuten? Oder hast du dich verändert? Oder hast du ... hast du jemand anders gefunden?«
    Sie sah mich durchdringend an. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Nun gut. Liebst du mich?«
    Sie schloss die Augen und öffnete sie dann wieder. »Ja. Immer.«
    Auch ich schloss die Augen, dankbar, auf demütige Weise dankbar für diesen Segen. Die schwerste Bürde von allen war mir soeben von den Schultern genommen worden. Aber als ich sie erneut anblickte, sah ich, dass ihr Blick immer noch wachsam war. »Dann erzähle mir, was dich bedrückt. Warum verhältst du dich mir gegenüber noch immer so?«
    »Du wirst es früher oder später erfahren.«
    Ich machte eine Geste, die sie stumm dazu aufforderte fortzufahren.
    Sie blickte zu Boden. »Du weißt, wie ich lebe. Wie ich ein wenig Blut von meinen Verehrern trinke und sie mich im Gegenzug mit den Mitteln ausstatten, dass ich meinen Haushalt aufrechterhalten kann. Du weißt, wie ich sie mit meinem Willen kontrolliere, damit keine Rivalität, zwischen ihnen, oder mit mir, aufkommen kann, sonst würden sie sich gegenseitig bekämpfen, oder Schlimmeres.«
    »So wie es mit Tony geschehen ist.«
    »Ja. Hast du selbst das Gleiche getan, Leute beeinflusst, damit sie dir deinen Willen erfüllten?«
    »Die Notwendigkeit zwang mich, die Verwendung dieses Talentes zu erlernen.«
    »Dieses Talentes oder Fluches.«
    »Dann eben beides. Und wenn schon?«
    »Ich kann es bei dir nicht anwenden. Es funktioniert nur bei denen, die nicht so sind wie wir.«
    Ich zuckte die Achseln. »Um noch einmal zu fragen: und wenn schon?«
    »Verstehst du nicht, wie es für mich ist?«
    Ich versuchte es, aber gab es dann auf und schüttelte den Kopf.
    »Aufgrund dieses ... Talentes bin ich in der Lage, andere solchermaßen zu kontrollieren, dass es genau meinen Interessen entspricht, wobei die ihren keine Rolle spielen.«
    »Aber du hast es meines Wissens nach niemals missbraucht.«
    »Habe ich dies nicht getan? Bei dir? Jonathan, ich kann sie kontrollieren, und ich war zu guter Letzt gezwungen, Kontrolle über dich auszuüben, sodass du gewisse Dinge vergaßest, aber nun, da du verändert bist –«
    »– kannst du mich nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher