Der tanzende Tod
abzuwarten, was geschähe.
Es sei denn, es gäbe keine. Stattdessen verwendete ich einen massiven Türklopfer aus Bronze, der wie ein Schiffsanker geformt war. Da er eine so offensichtliche Verbindung zu Schiffen besaß, welche wiederum mit dem Freibeutertum verknüpft waren, hätte ich wetten können, dass er ein ständiges Ärgernis für Tante Fonteyn bedeutet hatte, wann immer sie ihn zu Gesicht bekommen hatte. Das Ding machte einen Höllenlärm; es war laut genug, um in dem gesamten weitläufigen Hause gehört zu werden.
Jedoch erschien niemand, um mir zu öffnen. Ich sah mich nach einer Kutsche oder einem Pferd um, nach irgendeinem Grund, weshalb das Tor offen gestanden hatte. Es gab keinen. Vielleicht waren sie hinters Haus gebracht worden. Natürlich waren auf dem Kiesweg Räderspuren zu sehen, aber mehr als dies konnte ich nicht erkennen. Nach allem, was ich wusste, konnten diese durchaus von Edmonds eigener Kutsche stammen.
Ich klopfte erneut. Der scharfe Klang schmerzte in meinen Ohren. Das Haus war groß, aber gewiss lauerte irgendein Diener in der Nähe der Tür, um sie zu öffnen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Edmond Bummelanten beschäftigte.
Vielleicht sollte ich ums Haus herumgehen und die Rückseite überprüfen. Die Küche und die Ställe wären wohl ...
Die Tür öffnete sich schwungvoll und unterbrach so meine Invasionspläne.
Der Mann, der sie geöffnet hatte, war kein Diener, dies ersah ich sofort aus seiner Kleidung. Er musterte mich nüchtern von oben bis unten und bat mich herein. Ich schritt über die Schwelle und studierte ihn ebenso eingehend. Er trug dunkle, gut geschnittene Kleidung, eine wohl frisierte Perücke, welche ihm sehr gut passte, und sein ruhiger, gebieterischer Blick ließ erkennen, dass es sich bei ihm um einen Akademiker handelte. Er besaß eine gesunde Gesichtsfarbe, war einige Jahre älter als ich und trug genügend Brüsseler Spitze, um ihn als Stutzer abzustempeln, aber die frivole Wirkung wurde durch sein würdevolles Auftreten ausgeglichen. Unter diesen Umständen war er wahrscheinlich ein Rechtsanwalt, wahrscheinlich einer von Edmonds Freunden. Er sah aus, als sei er selbst erst kürzlich eingetroffen, da er noch immer seinen Umhang und seinen Stock trug.
»Wo ist Mr. Fonteyn?«, fragte ich vorsichtig.
»Ich war soeben selbst im Begriff, dies festzustellen«, antwortete er mit einer Miene, welche verwirrte Belustigung anzeigte. »Wir hatten geplant, gemeinsam das Abendessen einzunehmen, aber er war nicht anwesend, als ich eintraf. Ich schickte den Butler fort, um ihn zu finden. Mein Name ist übrigens Summerhill«, fügte er mit einer Verbeugung hinzu.
»Mr. Barrett«, erwiderte ich, um die Höflichkeit zu erwidern. Seine ungezwungene Art beruhigte mich ein wenig. Edmond hatte das Tor wohl in Erwartung seines Besuchers öffnen lassen. Dies war allerdings nicht sonderlich klug gewesen, dachte ich und plante, es ihm gegenüber bei der ersten Gelegenheit zu erwähnen. Ich hatte mich umsonst in eine große Sorge hineingesteigert.
»Barrett?« Summerhill schien überrascht. »Aber dann sind Sie –«
»Ja, Mr. Fonteyns Vetter aus Amerika.« Ich hatte mir angewöhnt, mich jenen Leuten gegenüber auf diese Weise vorzustellen, die meinen Namen bereits gehört hatten, aber nicht in der Lage waren, ihn korrekt einzuordnen. Jedoch brachte ich mich üblicherweise mit Oliver und nicht mit Edmond in Verbindung.
Summerhill nahm dies mit mehr Interesse auf, als dieses Thema meiner Meinung nach rechtfertigte. Vermutlich wurde ich dessen allmählich überdrüssig. »Nun, nun, ich habe noch nicht viele Amerikaner kennen gelernt«, meinte er schließlich.
»Sie haben auch jetzt keinen solchen kennen gelernt, da ich seit jeher Engländer bin.«
»Dann sind sie noch immer dem König treu verbunden?«
»Und ich werde es auch bleiben, Sir. Meine Familie hegt kein Bedürfnis, sich mit einer Bande radikaler Irrsinniger einzulassen, die entschlossen sind, am Galgen zu enden.«
Er lachte ein wenig. »Dann stimmen Sie dieser berüchtigten Erklärung, dass alle Menschen gleich erschaffen seien, nicht zu?«
»Es gibt einige bemerkenswerte Punkte in diesem Dokument, aber insgesamt reicht es nicht einmal für einen guten Rechtsstreit aus. Es gibt darin zu viele Annahmen, welche zu allgemein gefasst und unmöglich zu beweisen sind. Außerdem geht es in dem Konflikt, den sie vom Zaun gebrochen haben, nicht um Gleichheit, sondern um ihr Widerstreben, ihre rechtmäßigen Steuern
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