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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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– oh, lassen wir das.
    Es ist vorbei.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Ich runzelte die Stirn. »Hat dieses Kind jemals leiden müssen, weil seine Mutter dich betrogen hat?«
    Seine barsche Antwort bewies mir, dass er die Wahrheit sprach. »Ich habe ihm niemals ein Haar gekrümmt. Gott, ich sah den Knaben nur dann, wenn es nötig war. Ich fühlte mich niemals zu ihm hingezogen.«
    Dies zu verstehen, fiel mir allerdings schwer.
    Mit seinem scharfen Blick begegnete er dem meinen, und er interpretierte meinen Gesichtsausdruck korrekt. »Was willst du? Dass ich den Heiligen spiele und ihn an meinem Busen nähre wie mein eigen Fleisch und Blut? Dies wird wohl ein frommer Wunsch bleiben, denn eine solche Heuchelei liegt jenseits meiner Fähigkeiten.«
    »Ich wünschte ...«, begann ich, als mein heißer Zorn zurückkehrte, aber dann verstummte ich wieder und brachte mich selbst dazu, mich zu beruhigen. Dies hatte im Augenblick keinen Sinn. Es hatte keinen Sinn, zu wünschen, dass das Kind auch nur eine Spur von Freundlichkeit von dem Mann erhielte, den es als seinen Vater kannte. Ob es besser war, den Jungen zu ignorieren, als ihm nur scheinbar Zuneigung entgegenzubringen, oder nicht, konnte ich nicht beurteilen. Es war nur so unaussprechlich traurig.
    »Was wünschtest du?«, fragte er schließlich.
    »Nichts. Wie du sagst, es ist alles vorbei.«
    Einige weitere Minuten lang sprach keiner von uns. Ich empfand nun eine düstere Unruhe, und Edmond schien in keiner besseren Verfassung zu sein. Beinahe konnte ich spüren, wie unser beider Emotionen sich heftig durch den Raum bewegten, wie eine Art Nebel, welcher statt aus Dunst aus Gefühlen bestand. Ich hatte das starke Bedürfnis, mich seiner üblen Wirkung zu entziehen, aber es gab keine Hilfe; ich musste dies durchstehen.
    »Edmond.«
    Er bewegte sich nicht; nur sein Blick wandte sich mir zu.
    »Du fragtest mich, was ich wolle. Sage mir, was du willst.«
    Er lachte einmal kurz und leise auf. »Ein anderes Leben würde mir gut gefallen, oder weniger Unzulänglichkeiten in diesem.«
    »Ich meinte, Richard betreffend.«
    »Ich weiß, was du meinst. Du sagtest, du möchtest das, was für ihn das Beste sei. Was das betrifft, sind wir vollkommen einer Meinung; wir sollten ganz gewiss versuchen, das zu tun, was für ihn das Beste ist. Es ist nicht sein Fehler, dass seine Mutter eine mörderische Hexe ist.«
    Der Brandy musste aus ihm sprechen, sonst wäre seine Rede wohl nicht so freimütig gewesen, aber nachdem er in die Mündung einer Pistole geblickt hatte, welche die eigene liebe Frau auf ihn gerichtet hatte, war er mehr als berechtigt dazu, sie mit Schimpfworten zu bedenken. Tatsächlich respektierte ich ihn für seine höchste Zurückhaltung in dieser Angelegenheit.
    Er blickte finster ins Feuer. »Solange sie lebt, werde ich ihr Wächter sein müssen. Dies ist meine gerechte Strafe dafür, dass ich die falsche Frau geheiratet habe, und die ihre dafür, dass sie den falschen Mann geheiratet hat. Wir sind aneinander gekettet, sie als Gefangene, ich als Wärter, nicht anders als in anderen Ehen, vermute ich.«
    Dies war genau das Thema, zu dem ich ihn befragen musste, aber es musste noch ein wenig zurückstehen, denn unser jetziges Thema war mir weitaus wichtiger.
    »Was hat dies mit Richard zu tun?«
    »Ich versuche, dir einen Eindruck zu vermitteln, wie es für ihn aussehen wird, wenn er aufwächst, sobald wir erst wieder daheim sind.«
    Er gestattete mir einige Zeit zum Nachdenken. Mir gefielen die Bilder, die mein Geist eifrig in mir auftauchen ließ, nicht besonders.
    »Das Beste für den Knaben«, meinte Edmond, indem er nach seinem noch nicht ganz leeren Glase griff, »ist es, sich nicht in einem Hause zu befinden, in welchem seine Mutter wie die verlorene Seele, die sie tatsächlich ist, eingesperrt werden muss. Das Beste für ihn ist, sich bei seinem Vater zu befinden.«
    »W-wie bitte?«
    Er bekam das Glas zu fassen und leerte den Rest seines Inhalts. »Würdest du in Betracht ziehen, ihn mitzunehmen?«
    »Wohin?«, fragte ich einfältig.
    »An irgendeinen Ort, der dir zusagt, verdammt noch mal.«
    Ich schüttelte den Kopf, nicht als Antwort auf seine Frage, sondern aus reinem Unglauben. Aber je länger ich ihn anstarrte, desto sicherer war ich mir, dass er es vollkommen ernst meinte. »Du würdest ein solches Opfer bringen?«
    Nun war es an ihm, mich ungläubig anzustarren. »Opfer? Will es nicht in deinen Schädel, dass mir der Junge nichts bedeutet?

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