Der tanzende Tod
zu machen, insbesondere nicht über den von Jericho.«
Bereits zuvor hatte ich mich mit den Dienstboten zu diesem Thema auseinander setzen müssen. Jericho war das wahre Oberhaupt dieses Haushaltes, wenn es um praktische Angelegenheiten ging, und dies würde nicht funktionieren, wenn jemand sich über seinen Namen amüsieren und auf diese Weise seine Autorität untergraben würde. Schließlich besaß er einen ausgezeichneten Namen, und ganz gewiss war es nicht seine Schuld, dass dieser von den Ortsansässigen auf eine Art gebraucht wurde, die in einer niedrigen Weise als amüsant betrachtet werden konnte.
»Ich verspreche es.«
»Was für ein braver kleiner Bursche du bist! Kannst du uns nun erzählen, wo Nanny dein kleines Nachthemd aufbewahrt? Wenn du bettfertig angezogen bist, sobald sie zurückkehrt, wird sie vielleicht nicht ärgerlich auf mich sein, weil ich dich so lange habe aufbleiben lassen.«
Als ich es so ausdrückte, hatte er nichts dagegen einzuwenden, mir dabei zu helfen, Nannys Zorn zu vermeiden, und zeigte uns bereitwillig eine Kommode. Wir durchsuchten ihren Inhalt und entdeckten ein passendes Kleidungsstück.
»Ich kann die Angelegenheit nun übernehmen, Sir«, meinte Jericho. »Wenn Sie vielleicht die Zeit nutzen möchten, um sich selbst ebenfalls in Ordnung zu bringen...«
Gehorsam machte ich mich daran, mich um mein eigenes Erscheinungsbild zu kümmern, während er für Richard sorgte.
»Geht das nicht ab?«, fragte Richard, indem er auf Jerichos dunkle Haut deutete.
»Ich versichere Ihnen, dass es dies nicht tut, Master Richard. Sehen Sie selbst.« Er hielt dem Kind die Hand hin, damit es sie genau untersuchen konnte. Besagte Hand wurde genau angesehen, gerieben und gezwickt. »Sehen Sie, genau wie die Ihre, nur mit mehr Farbe – und sehr viel sauberer. Ein Ausflug zum Waschzuber steht an, denke ich. Kommen Sie mit mir.«
Sanft führte er Richard fort, und aus dieser so geschickten Handlung ergab sich ganz allmählich, dass er die gleiche Kommandoposition einnahm, die er auch bei mir innehatte, wenn es um meine korrekte Pflege ging. Jericho konnte recht Furcht einflößend sein, wenn er wollte, aber in diesem Fall sorgte er dafür, den kleinen Burschen nicht zu überfordern, indem er sein vornehmes Gehabe nicht übertrieb. Ein sanftes Wort hier, ein sanfter Vorschlag dort, und schon hatte er Richard mit Leichtigkeit gesäubert und bettfertig angezogen, bevor der Junge wusste, wie ihm geschah.
»Meine Zeit dafür wird auch noch kommen, sobald ich hier fertig bin«, teilte ich Jericho mit.
»Das wollen wir hoffen, Sir«, erwiderte er und zog eine Augenbraue hoch angesichts meines glanzlosen Äußeren. Da ich nichts weiter getan hatte, als mir den Schuh wieder anzuziehen und meine Weste zu glätten, hatte er jedes Recht dazu. Er hob mein Halstuch, welches zu Boden gefallen war, wieder auf und stolzierte genau in dem Moment hinaus, als Nanny Howard mit einer kleinen Tasse heißer Milch in der Hand zurückkehrte.
»Alles fertig«, teilte ihr Richard mit, indem er ihr seine sauberen Hände, sein sauberes Gesicht und den Wechsel seiner Kleidung präsentierte. »Sei nicht ärgerlich auf Vetter Jon'th'n.«
Die Frau gewöhnte sich langsam daran, sich den wechselnden Umständen anzupassen, und ihr Blick wandelte sich von einem fragenden Ausdruck zu geduldiger Hinnahme. »Nun gut, ich bin nicht ärgerlich. Hast du deine Lektion über die Maßeinheiten bereits erhalten?«
»Wir wollten soeben dazu kommen«, antwortete ich für ihn.
»Nun gut«, meinte sie und setzte die Tasse mit Milch auf einem niedrigen Tisch neben einem Miniaturstuhl ab. Richard ließ sich auf Letzteren fallen und beäugte die Tasse und ihren Inhalt argwöhnisch.
»Es ist zu heiß«, sagte er entschieden.
»Kein Zweifel, aber es wird sehr schnell abkühlen. Wo ist nun der Messstab?«
Ich fand diesen rasch wieder und setzte mich mit gekreuzten Beinen auf den Boden neben ihm, um so leichter die grundlegenden Prinzipien der Maßeinheiten erklären zu können.
Trotz all des väterlichen Stolzes, der sich rasch in meiner stolzgeschwellten Brust ob seiner vielen Talente entwickelte, konnte ich nicht behaupten, dass er seine erste Lektion besonders gut aufnahm. Um Gerechtigkeit walten zu lassen: Er war noch sehr aufgedreht von all dem wilden Reiten und voller Fragen zu allem und jedem, außer zu dem anstehenden Thema. Ich brauchte nicht lange, um dies zu bemerken, also kam ich ihm entgegen und zwang ihn nicht dazu.
Weitere Kostenlose Bücher