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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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entsprechenden Person, um solch eitles Geschwätz zu unterbinden. Wie Nanny Howard wusste auch Jericho alles über den wahren Vater des Knaben, und ich vertraute beiden, dass sie dieses Wissen für sich behalten würden. Es war unser Vorhaben, Richard ebenfalls darüber zu informieren, aber erst, sobald er alt genug und wenn die richtige Zeit gekommen wäre. Es schien das Beste, die Möglichkeiten, dass er etwas mithörte, wofür er nicht bereit war, einzuschränken, indem ich dafür sorgte, dass alle anderen Bediensteten ebenso diskret waren.
    Richard und ich drehten eine weitere Runde in der hinteren Halle im Obergeschoss und galoppierten wieder in die vordere, aber plötzlich waren wir gezwungen anzuhalten. Nanny Howard hatte sich uns in den Weg gestellt, die Hände in die Hüften gestemmt und mit einem strengen Blick auf ihrem Gesicht.
    »Mr. Barrett!«, sagte sie in einem Tonfall, der dem Blick entsprach.
    »Oj-oj-oj!«, jodelte Richard und pochte mir mit einer Faust auf den Kopf, während er mit der anderen an den Überresten meines Halstuches drehte. »Sieh mal, Nanny! Wir machen ein Rennen!«
    »Du wirst geradewegs auf einen verstimmten Magen zurennen, wenn du weiterhin so schreist«, sagte sie zu ihm, womit sie meine Erwartungen über Kindermädchen und deren Vorliebe für ruhige Routine erfüllte. Ihr Blick fiel auf mich wie die Macht des Schicksals. »Mr. Barrett, er muss bald zu Bett gehen, und nun wird er Stunden brauchen, um sich wieder zu beruhigen.«
    Ich war nicht im Geringsten zerknirscht, aber nichtsdestotrotz präsentierte ich eine hübsche Entschuldigungsrede und bot ihr an, ihr bei dieser Aufgabe zu helfen.
    »Was ist Ihr bestes Hilfsmittel zur Beruhigung? Wir werden ihn sogleich in Ordnung bringen. Wie wäre es mit einem Schluck heißer Milch mit ein wenig Honig, um den Geschmack zu verbessern? Das hat bei mir stets geholfen.«
    Dies beschwichtigte sie ein wenig, aber dennoch gab sie ihren Ärger nur widerstrebend auf. »Sie müssen sich keine Mühe mit solchen Bagatellen machen, Sir. Ich kann mich um die Angelegenheit kümmern.«
    »Es ist durchaus keine Bagatelle. Abgesehen davon bin ich es, der ihn in Aufregung versetzt hat; also ist es nur recht und billig, wenn ich auch dafür sorge, dass er sich wieder beruhigt.«
    »Aber, Sir –«
    »Dies ist anders als das, woran Sie gewöhnt sind, da bin ich sicher, aber in diesem Hause werden die Dinge anders gehandhabt. Ich bin sehr interessiert am Wohlergehen des kleinen Burschen; also sollten Sie sich besser an die Tatsache gewöhnen, dass ich Ihnen im Wege sein werde. Sie haben ihn den gesamten Tag für sich, aber für etwa eine Stunde am Abend bin ich an der Reihe.«
    Sie schürzte die Lippen und dachte rasch nach; und sie war tatsächlich ebenso intelligent, wie ich vermutet hatte, da sie entschied, dass eine Zusammenarbeit einem Streit vorzuziehen sei. »Nun gut, Mr. Barrett. Aber ich muss Sie daran erinnern, dass Richard an solche Aufregungen noch nicht gewöhnt ist. Vielleicht ist es das Beste, ihn langsam und vorsichtig an diese Dinge zu gewöhnen.«
    Dies klang in meinen Ohren vernünftig, und ich wollte ganz gewiss nicht ihren Vorstellungen zuwiderhandeln, was etwas so Wichtiges wie das zu Bett gehen eines kleinen Jungen betraf. Zumindest noch nicht. Richard protestierte, als wir ins Kinderzimmer trabten, und zog erneut an meinem Halstuch, in dem Versuch, sein Ross zurück auf die lockenden Felder im restlichen Hause zu bewegen. Der Stoff zerriss ganz und löste sich von meinem Halse, und Richard ließ diese Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen, sondern schwenkte die Reste des Halstuches wie ein Banner und band es mir dann vor die Augen.
    »Was ist geschehen?«, fragte ich unbeholfen und tastete mit einem Arm umher, den ich ausgestreckt hatte, um mir den Weg zu erfühlen. »Wer hat die Kerzen ausgeblasen?«
    Dieses Spiel gefiel ihm ganz hervorragend. Ich reizte es bis zu seinen Grenzen aus, indem ich vorgab, mit dem Gesicht voran gegen eine Wand zu laufen, was darin resultierte, dass ich – langsam und sanft – zu Boden stürzte, unter lautem Stöhnen, Hilfeschreien und Verzweiflung. Dies endete damit, dass wir uns wie Welpen herumrollten und uns balgten, bis er außer Atem war. Ich besaß den anderen Erwachsenen gegenüber, mit welchen er je gespielt hatte, den Vorteil, dass ich nicht müde wurde.
    »Ich glaube, Sie brauchen einen Teppich in diesem Raum, Nanny«, meinte ich. Ich lag noch immer auf dem Boden, da Richard sich dazu

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