Der tanzende Tod
jemand dies erreichen kann, Vetter, so bist du es. Donnerwetter, meinst du etwa, du hättest keine Einwände gegen mich und Elizabeth ... das heißt, wenn sie ... heißt es das?«
»Überhaupt keine. Du bist ein hervorragender Bursche. Und ebenfalls überhaupt nicht wie deine Mutter.«
Dies gefiel ihm außerordentlich, was er mir auch mitteilte, indem er mir sagte, dass es ihm große Hoffnungen für Richards Zukunft verleihe. »Es war Nanny Howard, welche mich zu einem anständigen Menschen erzog«, meinte er. »Wenn sie nicht gewesen wäre – Gott weiß, wie ich schließlich geendet wäre. Unter dem Einfluss von euch beiden, nun, vielleicht auch uns dreien oder vieren – da ja auch Elizabeth und ich Zeit mit dem kleinen Burschen verbringen –, wird nicht einmal eine Spur von Clarinda in dem Knaben zurückbleiben.«
»Umso besser«, murmelte ich.
»Ja, eine entsetzliche Angelegenheit. Ich hätte etwas Derartiges niemals von ihr vermutet, aber andererseits hätte ich es wahrscheinlich von niemandem vermutet. So etwas ist einfach nicht meine Art.«
»Dann kannst du dich glücklich schätzen, Vetter.«
»Nicht gar so glücklich, dass mich nicht auch hin und wieder ein düsterer Moment überkäme. Manchmal weiß ich nicht, ob ich Clarinda verdammen oder ihr für das, was sie getan hat, danken soll«, sagte er nachdenklich. »Mord ist eine schreckliche, furchtbare Sache, aber ich kenne niemanden in der Familie, der wahrhaft traurig darüber war, dass Mutter gestorben ist, einschließlich mir selbst, als du meinen Geist erst einmal aufgerüttelt hattest. Glaubst du, dass ich verdammt bin, weil ich diese Dinge so betrachte?«
»Ich glaube eher, dass du erneut auf ihrem Grabe tanzen und jeden Rest von Schuld, der noch auf deiner Seele lastet, ausmerzen solltest.«
»Vielleicht hast du damit Recht. Was mich an dieser Angelegenheit wirklich beunruhigt, ist, dass Clarindas Idee, mich zu heiraten, wahrscheinlich funktioniert hätte, denn, verdammt nochmal, ich mochte sie. Ich vermute, dass dies in einer bestimmten Weise noch immer der Fall ist, obwohl dieses Gefühl mit einer Art Abscheu verbunden ist, wie bei Eva und dieser Schlange, verstehst du. Eine hübsche Kreatur, aber so verdammt gefährlich. Ich beneide Edmond nicht um seine Aufgabe, sie für immer eingesperrt zu halten.«
»Mir geht es ebenso.«
»Was ist mit Ridley? Auf eine bestimmte Art bist du ebenfalls zu seinem Wächter geworden. Bist du dir sicher, dass die Beeinflussung, welche du auf ihn und Arthur ausgeübt hast, die beiden in Schach halten wird?«
Es war nicht sehr angenehm für mich, durch ihn an diese unangenehme Aufgabe erinnert zu werden, die in der nahen Zukunft auf mich wartete. Ich bemerkte, dass ich mir wieder meinen Arm rieb. Der Knochen schmerzte noch immer, wo Arthur Tyne ihn beinahe durchtrennt hätte. Ich wusste nicht, ob der Schmerz tatsächlich existierte oder nur in meinem Kopf, wann immer ich mich an den Zwischenfall erinnerte. »Vorerst wird alles mit ihnen in Ordnung sein. Ich werde ihnen in einer Woche oder so einen Besuch abstatten und die Beeinflussung noch einmal verstärken, damit sie sich benehmen.«
»Wie traurig, dass du das Gleiche nicht mit Clarinda tun kannst.«
»Oh, das könnte ich wahrscheinlich. Aber ich glaube nicht, dass es –«
Seine Augen wurden groß. »Wirklich? Nun, dies würde dem armen Edmond die Belastung abnehmen.«
»In der Tat, aber dann würde ich mich ihm erklären müssen. Im Augenblick bin ich dazu nicht bereit. Es ist ein verdammt heikles Geheimnis.«
»Ja, das ist wahr. Edmond könnte denken, dass du verrückt geworden seiest, und dich hinauswerfen, wenn du ihm jemals von deinem kleinen Geheimnis erzähltest.
Es ist so etwas Außergewöhnliches. Er müsste einen Beweis dafür haben.«
»Und dann müsste ich ihm diesen liefern, und ich bin nicht allzu überzeugt davon, dass seine Reaktion darauf wohlwollend ausfallen würde.« Was noch milde ausgedrückt ist, dachte ich, wobei eine hässliche Kälte in meinem Magen rumorte. Es erforderte keine lange Überlegung, um sich die möglichen Folgen auszumalen, wenn Edmond herausfände, dass der Vater seines Sohnes eine Art übernatürlicher Bluttrinker war. Meine eigene nächste Familie hatte meinen Zustand gut aufgenommen, aber schließlich wurden wir von dem Band unserer tiefen gegenseitigen Zuneigung zusammengehalten. Dies war bei Edmond nicht der Fall.
»Er besäße jedes Recht, mir Richard wegzunehmen«, sagte ich, indem ich meine
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