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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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gemäß seinem Testament sollte ich es erhalten, sobald ich volljährig geworden war. Aber sie schloss das Haus und ließ das Grundstück verwildern, womit sie dafür sorgte, dass es schließlich einigermaßen wertlos wurde. Ich erinnere mich daran, wie sie Edmond ein oder zwei Tage, nachdem ich einundzwanzig geworden war, mit dem Angebot herschickte, es mir abzukaufen.«
    »Welches du ablehntest?«
    »Nicht ganz. Edmond sagte es mir nicht mit vielen Worten, aber er gab mir zu verstehen, dass ihr Angebot viel zu niedrig sei und dass ich noch ein wenig länger an dem Dokument festhalten solle. Zuerst wusste ich nicht, was er im Sinne hatte, aber verstand es, nachdem sie ihn ein zweites Mal zu mir geschickt hatte und es ihm gelungen war, mir erneut davon abzuraten. Mutter hatte unaufhörlich davon geredet, dass sie mir einen Gefallen täte, indem sie versuchte, mir das Haus abzunehmen, da es sich dabei im Wesentlichen um eine Ruine handelte, sodass ich hinausfuhr, um mir die Angelegenheit mit eigenen Augen anzusehen. Es scheint, dass Edmond ihr gegenüber alles andere als ehrlich gewesen war.«
    »In welcher Weise?«
    »Oh, immer wenn es gestürmt hatte, hatte er ihr erzählt, ein weiterer Fensterladen sei abgefallen oder es gäbe ein neues Loch im Dach. Die Wahrheit war, dass er es zu seiner Angelegenheit gemacht hatte, den Ort so weit zu reparieren, dass sich die Schäden in erträglichen Grenzen hielten. Sämtliche Türen und Fenster hängen gerade in ihren Angeln und schließen gut, und im Inneren ist es staubtrocken. Das Land ist völlig überwuchert, und dadurch hat es ein verlassenes, verfallenes Aussehen, aber davon abgesehen ist alles in Ordnung.«
    »Und Edmond hat dies für dich getan?«
    Oliver nickte. »Er nahm in all den Jahren ein fürchterliches Risiko auf sich. Ich meine, er wäre im Handumdrehen auf der Straße gelandet, wenn Mutter es sich in den Kopf gesetzt hätte, der alten Marling-Festung einen Besuch abzustatten. Er musste die Ausgaben für die Reparaturen und Steuern schlau vor ihr verheimlicht haben. Edmond ist ein unwirscher Brummbär, aber tief in seinem Herzen doch ein recht anständiger Kerl. Jedermann sollte einen solchen Burschen haben, der sich um unsere Angelegenheiten kümmert, meinst du nicht auch?«
    »Himmel, ja. Man fragt sich, welche anderen kleinen Geheimnisse er sonst noch verborgen hält.«
    »Ich werde es bald herausfinden, da bin ich sicher. Bevor er sich neulich mit Clarinda auf den Weg nach Hause machte, sagte er, er müsse sich bald mit mir zusammen hinsetzen, um mit mir die Buchhaltung durchzugehen. Es scheint, als gäbe es eine Menge gerichtlichen Unsinn, welcher nun meine Aufmerksamkeit beansprucht, und ich kann ihn einfach nicht länger hinauszögern. Wie auch immer, wenn du dir den Ort eines Nachts ansehen möchtest –«
    »Gewiss, ich würde mich sehr freuen, dies zu tun.« Was für eine einfache Methode, ein Haus zu finden! Wenn die gesamte Angelegenheit innerhalb der Familie geregelt würde, müsste ich nicht auf Vaters Ankunft warten, um mögliche Fallstricke beim Kauf zu vermeiden. »Wenn ich daran Gefallen finde, können wir über die Höhe der Miete sprechen – oder hattest du einen Verkauf im Sinn?«
    »Ich hatte keines von beiden im Sinn.« Er lehnte sich ganz in seinem Sessel zurück und hob das Kinn ein wenig, um auf mich herabzublicken. »Wenn du es haben möchtest – nun, dann ... kannst du es für den Preis der jährlichen Steuern bekommen!«
    Für einen langen Augenblick traute ich meinen Ohren nicht. »Wie bitte?«
    Er wiederholte seine Aussage, indem er wie ein Narr grinste, höchstwahrscheinlich deshalb, weil ich selbst genau wie ein solcher ausgesehen haben musste.

KAPITEL 5
    Er hatte mich völlig überwältigt. Dies war das einzige Wort, um meine Gefühle zu beschreiben, als die ganze Tragweite seines Angebotes schließlich mein Bewusstsein erreichte. Für eine beträchtliche Zeitspanne konnte ich nichts weiter tun, als ihn anzustarren, was bei ihm große Belustigung auslöste.
    »Aber das könnte ich nicht«, widersprach ich mit matter Stimme, als ich mich zumindest so weit erholt hatte, dass ich sprechen konnte.
    »Und warum nicht, um alles in der Welt?« Er grinste noch immer.
    »Deine Freundlichkeit ist einfach zu groß.«
    »Sei dir da nicht zu sicher. Warte erst einmal ab, bis du den Ort siehst – er passt vielleicht nicht für dich, weißt du. Aber abgesehen von alledem ist es mein Besitz, und ich kann damit tun, was auch immer mir

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