Der tanzende Tod
weiß dies auch. Bitte, Oliver, lass uns dieses Thema nicht weiterverfolgen; es macht mich ganz krank.«
Er fügte sich, sehr zu meiner Erleichterung. »Nun gut, ich könnte es nicht verantworten, wenn du mir krank würdest, da es kein Tonikum gibt, welches du nehmen könntest, außer dem einen, nicht wahr?«
»Dies ist wahr«, stimmte ich zu, aber momentan fühlte ich mich nicht sonderlich hungrig. Ganz im Gegenteil.
»Dann lass uns nicht weiter über Politik reden. Was ist mit Edmond? Du hast keine Pläne, wie auch immer sie geartet sein mögen, mit ihm, wenn er sich entscheiden sollte, dir Richard wegzunehmen?«
»Aber dies wird er nicht tun. Ich habe es lediglich als entfernte Möglichkeit erwähnt, welche aus meinen eigenen Ängsten geboren wurde. Es ist wahr, dass ich Edmond, oder auch jeden anderen Menschen, beeinflussen könnte, damit sie meinen Bedürfnissen entsprächen, aber wo soll man Halt machen, wenn man einmal angefangen hat? Nein, Sir. Dies führt wieder zur Politik zurück, und dies könnte ich nicht ertragen.«
Er machte eine Geste, um anzuzeigen, dass er dieses Thema beenden wollte.
»Aber was ist dann mit Ridley und Arthur? Du tust dein Bestes, um ihr Leben vollkommen zu verändern.«
»Und ich wünschte bei Gott, dass ich mich von dieser Verantwortung befreien könnte. Inzwischen empfinde ich keinerlei Vergnügen mehr bei diesen Dingen, selbst wenn es darum geht, sie zum Besseren zu verändern. Ich hoffe, dass es schließlich keinen Grund mehr für meine Beeinflussung gibt, denn – glaube mir – ich verabscheue den Gedanken, bei menschlichen Angelegenheiten Gott zu spielen, zutiefst. Ich schrecke sehr davor zurück, ihnen dies einstweilen antun zu müssen, da mir, um alles in der Welt, kein anderer Weg einfällt. Wenn es einen Ausweg gibt, werde ich mich für ihn entscheiden, und wenn du eine bessere Idee hast, würde ich sie mir nur zu gerne anhören.«
»Im Augenblick fällt mir nichts ein. Aber die Veränderungen, die du in ihnen auslöst, sind Veränderungen hin zum Besseren. Gewiss wird dies deine starke Abneigung dagegen, deine Fähigkeit zur Beeinflussung einzusetzen, ein wenig mildern.«
»Oliver, wie viele Male hast du dich innerlich gewunden, wenn jemand zu dir sagte, dass er dir etwas Schreckliches antäte, nur weil es zu deinem Besten sei?«
Er dachte darüber nach und sagte dann: »Oh.«
»Und rufe dir deine Gefühle ins Gedächtnis zurück, die in dir auftauchten, als du dich daran erinnertest, wie Nora damals in Cambridge mit dir umging. Es war ebenso zu deinem eigenen Besten wie auch dem ihren, dass du die Liaison mit ihr und das, was sie mit dir tat, vergaßest, aber dennoch ...« Ich spreizte die Finger einer Hand, indem ich eine Geste verwendete, um den Gedanken zu Ende zu führen.
»Oh.« Er schluckte, seine Mundwinkel krümmten sich nach unten, und er blickte finster drein.
»In der Tat. Und um noch einmal zu fragen: Wo soll man Halt machen? Wer bin ich, dass ich entscheiden könnte, wessen Seele einer Verbesserung bedarf und wessen Seele nicht? Wer bin ich, dass ich entscheiden könnte, ob das, was für mich am besten ist, auch für jemand anders am besten ist? Erinnere dich, wie du dich gefühlt hast, als du herausfandest, dass ich dich beeinflusste, damit du meine ›Exzentrizitäten‹, wie du sie nennst, nicht wahrnahmst? Dadurch wurde in deinem Leben keine größere Veränderung ausgelöst, aber dennoch hasste ich es, dies zu tun, insbesondere, weil ich es ausgerechnet dir antat. Gott, so schwer es damals auch war, dies zu überstehen, so bin ich dennoch zutiefst dankbar, dass du in jener Nacht im ›Red Swan‹ zu mir und Miss Jemma hereingekommen bist; sonst würde ich dich möglicherweise noch immer hinters Licht führen.«
Seine Ohren und Nase färbten sich ein wenig rosig, und er räusperte sich ausgiebig, bevor er wieder zu sprechen anhob. »Es besteht kein Grund, so hart zu dir selbst zu sein, Vetter. Du tatest das, was dir notwendig erschien, und erklärtest mir die Angelegenheit so schnell wie möglich. Ich denke nicht schlecht von dir, weißt du, denn ich verstehe, warum du es tun musstest. Ich hoffe, alles ist vergeben und vergessen.«
Eine kleine Woge der Erleichterung überflutete mich, und ich nickte.
»Nun denn, dann wäre dies erledigt.« Er schüttelte sich und zuckte mit den Schultern. »Aber nur, um meine Neugierde zu diesem Thema endgültig zu befriedigen ...«
Ich stöhnte auf komische Art und Weise auf und richtete meinen Blick
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