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Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition)

Titel: Der taubenblaue Drache / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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offen eine von Earls stolzesten Errungenschaften, seine Asienkennerschaft.
»Ich hab’s gesehen, Charley!« sagte Earl. »Ich spreche nicht als einer der vielen verdammten Sesselstrategen, die noch nie die Grenzen ihrer Heimatstadt verlassen
haben!«
    Slotkin feuerte seine Blitzlichter ab. »Eins noch«, sagte er.
    »Natürlich nicht, Earl«, sagte Charley. »Das war unhöflich von mir. Was du sagst, ist sehr wahr, auf seine Weise, aber es ist eine zu grobe Vereinfachung. Für
sich genommen, ist das eine gefährliche Denkungsart. Ich hätte nicht unterbrechen sollen. Es ist einfach so, daß ich ein tiefes Interesse für dies Thema entwickelt
habe.«
    Earl fühlte, wie seine Wangen rot wurden, als Charley sich zur größeren Autorität über Asien als er selbst aufschwang. »Vielleicht habe ich auch das Recht auf die
eine oder andere Meinung über Asien, Charley. Ich habe mich immerhin bei den Leuten da unten bewegt wie ein Fisch im Wasser und herausgefunden, wie sie im Kopf ticken und alles.«
    »Sie hätten ihn sehen sollen, wie er mit den chinesischen Hotelburschen in Manila gequasselt hat«, sagte Maude und forderte Charley mit den Augen dazu heraus, das erst mal zu übertreffen.
    »Also ...«, sagte die Autorin und überprüfte eine Liste, »als letztes Foto wollen wir Sie beide, wie Sie mit den Koffern zur Haustür hereinkommen und
überrascht kucken, als wären Sie gerade erst angekommen ...«
    Wieder im großen Schlafzimmer zogen sich Earl und Maude gehorsam die Sachen an, die sie getragen hatten, als sie angekommen waren. Earl studierte sein Gesicht in einem
Spiegel, übte das Mienenspiel freudiger Überraschung ein und versuchte, sich von der Anwesenheit Charley Freemans nicht diesen Tag aller Tage verderben zu lassen.
    »Er bleibt zum Abendessen und über Nacht?« fragte Maude.
    »Ach Mensch, ich habe am Telefon nur versucht, ein netter Kerl zu sein. Habe nicht mal nachgedacht, als ich gesagt habe, er soll hier übernachten und nicht im Hotel. Ich könnte
mir in den Hintern treten.«
    »Gottchen. Vielleicht bleibt er eine Woche.«
    »Wer weiß? Gegen Slotkin hatte ich keine Chance. Ich bin gar nicht dazu gekommen, Charley groß was zu fragen.«
    Maude nickte nüchtern. »Earl, worauf läuft das alles hinaus?«
    »Was alles?«
    »Ich meine –, hast du mal versucht, dir alles zusammenzureimen –, die alten Klamotten, und daß er so blaß ist, und diese Bemerkung, daß es ihm jetzt
bessergeht, als er vor sechs Monaten zu erwarten Grund gehabt hat, und die Bücher und den Fernseher? Hast du gehört, wie er Converse wegen der Bücher gefragt hat?«
    »Ja, das hat mich auch verblüfft, weil Charley immer viel gelesen hat.«
    »Alles Bestseller, und er hatte von keinem einzigen gehört! Und mit dem Fernseher hat er auch keinen Spaß gemacht. Er hatte wirklich noch keinen gesehen. Er war für einige
Zeit aus dem Verkehr gezogen, soviel ist sicher.«
    »Vielleicht krank«, sagte Earl.
    »Oder im Gefängnis«, flüsterte Maude.
    »Mensch! Du glaubst doch nicht ...«
    »Ich glaube, daß etwas faul ist im Staate Dänemark«, sagte Maude, »und ich möchte nicht, daß er noch sehr viel länger hier bleibt, tut mir leid. Ich
versuche, mir zusammenzureimen, was er hier zu suchen hat, und das einzige, was Sinn hat, ist, daß er hier ist, um dir mit seinen schicken Manieren Geld zu entsteißen, so oder
so.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Earl und bedeutete ihr mit den Händen, sie möge die Stimme senken. »Bleiben wir so freundlich, wie wir können, und schaffen wir ihn
uns auf nette Art vom Halse.«
    »Wie?« sagte Maude, und dann heckten die beiden etwas aus, was sie für eine subtile Methode hielten, Charleys Besuch noch vor dem Abendessen zu beenden.
    »Das, äh, das war’s dann auch«, sagte der Fotograf. Er zwinkerte Earl und Maude mit Wärme zu, als kämen sie ihm gerade zum erstenmal wie
menschliche Wesen vor. »Danke schön. Schönes Peckitsch leben Sie.« Er hatte das letzte Bild aufgenommen. Er packte seine Ausrüstung zusammen, verbeugte sich und
verließ mit Lou Converse und der Autorin das Haus.
    Earl schob den Moment, in dem er sich mit Charley hinsetzen mußte, vor sich her und half dem Dienstmädchen und Maude bei der Jagd auf Blitzbirnen, die Slotkin überall
hingeschmissen hatte. Als die letzte Birne gefunden war, mixte Earl Martinis und setzte sich auf eine Couch, die gegenüber einer zweiten Couch stand, auf welcher Charley saß.
    »Tja, Charley, da sind wir also.«
    »Und

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