Der tausendfältige Gedanke
zeigte auf Nin’janjin und erklärte: »Hass hat ihn geblendet.« Andere wiederholten diesen Verrat innerhalb eines Verrats, bis er zum Donnerruf wurde. Nin’janjin floh in der Hoffnung, Sil werde ihm Schutz gewähren. Daraufhin griffen die Inchoroi ihre Verbündeten an, um das Heer der Viri zu vernichten, bevor Cu’jara-Cinmoi und das große Heer von Siöl sie erreichten.
Die Nichtmenschen von Viri, die den Inchoroi und ihren Lichtwaffen hoffnungslos unterlegen waren, wurden verjagt und erlitten dabei furchtbare Verluste. Nur Cû’jara-Cinmoi und die Streitwagen seiner Ishroi bewahrten sie davor, vollkommen aufgerieben zu werden. Die Verfasser der Isûphiryas behaupten, die Schlacht habe die ganze Nacht über und bis weit in den Morgen getobt. Schließlich mussten sich selbst die mächtigsten Inchoroi dem Mut, den Hexenkünsten und der schieren Übermacht aus Siöl geschlagen geben. Cû’jara-Cinmoi selbst stach Sil nieder und entrang ihm seine gewaltige Lanze Suörgil oder »Leuchtender Tod«, die die Menschen später Heronspeer nannten.
Nur wenige Inchoroi konnten in ihre Arche fliehen und nahmen Nin’janjin mit. Cû’jara-Cinmoi jagte ihnen bis an die Ringberge nach, musste die Verfolgung aber abbrechen, als ihn weitere schlimme Nachrichten erreichten: durch Siöls Nöte ermutigt, hatten Nihrimsul und Cil-Aujas rebelliert.
Geschwächt durch die Schlacht von Pir Pahal, hatte Cû’jara-Cinmoi Mühe, sein Reich zurückzugewinnen. Für die Incu-Holoinas wurde eine Zweite Wache abgestellt, aber kein Versuch unternommen, die gefurchte Goldfassade der Arche zu durchbrechen. Nach Jahren harter Gefechte konnte Cû’jara-Cinmoi die Ishroi von Cil-Aujas schließlich an die Kandare nehmen, doch König Sin’niroiha und die Ishroi von Nihrimsul leisteten ihm weiter Widerstand. Die Isûphiryas berichtet von Dutzenden blutiger, aber unentschiedener Begegnungen zwischen den beiden Königen, von der Schlacht von Ciphara zum Beispiel, der Schlacht von Hilcyri und der Belagerung von Asargoi. In seinem unvernünftigen Stolz wollte Cû’jara-Cinmoi nicht nachgeben und ließ jede Gesandtschaft seines Gegners töten. Erst als Sin’niroiha durch Hochzeit König von Ishoriöl wurde, gab der König von Siöl nach. »Ein König über drei Häuser«, soll er gesagt haben, »mag Bruder eines Königs sein, der über zwei Häuser regiert.«
Die Isûphiryas erwähnt die Inchoroi in dieser Zeit nur einmal. Da Cû’jara-Cinmoi seine Ishroi, die er selbst dringend benötigte, nicht für die Zweite Wache an der Arche abstellen wollte, beauftragte er die beiden einzigen Überlebenden der Ersten Wache – die Zwillinge Oirinas und Oirûnas – damit, für diese Aufgabe Menschen zu rekrutieren. Unter diesen Halaroi war ein »Verbrecher« namens Sirwitta, der offenbar die Frau eines ranghohen Ishroi verführt und mit ihr eine Tochter namens Cimoira bekommen hatte. Die Richter der Ishroi waren verblüfft: so etwas hatte sich noch nie ereignet. Die Herkunft Cimoiras wurde verschwiegen, und sie wurde – obwohl ihr Vater zu den Menschen gehörte – als Cunuroi akzeptiert. Sirwitta aber wurde zur Strafe in die Zweite Wache gesteckt.
Irgendwie (die Isûphiryas geht nicht ins Detail) schaffte es Sirwitta, ins Innere der Himmelsarche zu gelangen. Ein Monat verging, und alle hielten ihn für verloren. Dann tauchte er wieder auf. Er war verwirrt und stieß so erschreckende Behauptungen aus, dass Oirinas und Oirunas ihn sofort zu Cû’jara-Cinmoi brachten. Worüber Sirwitta und der König von Siöl sprachen, ist nicht überliefert. Die Chronisten berichten nur, dass Cû’jara-Cinmoi Sirwitta nach dem Gespräch zu töten befahl. Ein späterer Eintrag nennt Sirwitta dagegen »zungenlos und eingekerkert«. Offenbar hatte der König sein Verdikt aus unbekanntem Grund abgemildert.
Viele friedliche Jahre folgten. Von ihren Festungen in den Ringbergen aus bewachten die Ishroi von Siöl die Arche. Ob die Inchoroi noch lebten oder umgekommen waren, wusste niemand. Cû’jara-Cinmoi wurde alt, denn damals waren die Nichtmenschen noch sterblich. Sein Augenlicht wurde schwach, und seine einst so kräftigen Glieder versagten allmählich den Dienst. Der Tod stand auf der Schwelle.
Dann kehrte Nin’janjin zurück. Unter Berufung auf alte Sitten trat er vor Cû’jara-Cinmoi und bat, ihm Gnade zu gewähren und Buße aufzuerlegen. Als der König von Siöl Nin’janjin bat, näher zu kommen, damit er ihn sehen könne, stellte er erstaunt fest, dass sein
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