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Der Tee der drei alten Damen

Der Tee der drei alten Damen

Titel: Der Tee der drei alten Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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flüsterte Frau Pochon, und dann brach ein Redestrom los, der Herrn Despine in seinen Stuhl zurückwarf. Sie habe dem Professor oft gesagt, er solle das Gift lassen, aber es habe nichts genützt, es sei nur immer ärger geworden. Angefangen habe es vor einem Jahr, da habe der Professor Neuralgien gehabt und habe nächtelang nicht geschlafen, und dann habe er eben begonnen, aber als die Schmerzen vorbei gewesen seien, habe er nicht aufhören können, und habe immer behauptet, er könne besser arbeiten mit dem Gift, und das sei ja wahr, im Anfang habe er viel geschrieben, damals habe er auch das neue psychologische Laboratorium eingerichtet und zwei Assistenten eingestellt und Material gesammelt für ein großes Werk über die Hallo-, Halla-, Hallizunationen… »Halluzinationen«, korrigierte O'Key sanftmütig vom Fenster her, erhielt einen dankbaren Blick und dann floß der Redestrom weiter. Der Professor habe auch mit ihr experimentieren wollen, aber sie sei zu alt, sie falle nicht mehr in Trance. Da habe er diesen Crawley entdeckt, diesen Sekretär, der sei leicht beeinflußbar gewesen, auch habe er immer seine Träume für den Professor aufschreiben müssen, er sei viel mit dem Professor zusammengewesen, bis… hier stockte Frau Pochon.
    »Nun, bis…?« ermunterte der Untersuchungsrichter und betrachtete aufmerksam seine Hände, deren Finger wie glatte Grottentiere wirkten.
    »Sie haben sich gezankt«, sagte Frau Pochon leise, »ich habe nur gehört, daß der Professor etwas von ›unsauberen Machinationen‹ gesagt hat…«
    »Wann war das?« fragte O'Key vom Fenster her und erhielt einen bösen Blick des Untersuchungsrichters.
    »Ja, aaaber«, sagte Herr Despine, »wir haben hier eine Karte, mit des Professors Schrift, die Crawley auf den Abend des –, wir hatten zuerst das Datum übersehen, aber hier in der Ecke steht es –, auf den Abend des 22. Juni zu sich eingeladen. Sehr freundschaftlich sogar. Da muß doch eine Versöhnung stattgefunden haben, oder?«
    »Vielleicht«, sagte Frau Pochon und schloß den Mund, definitiv.
    »Wo waren Sie in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni?«
    Frau Pochon schwieg. Dann schrak sie plötzlich zusammen, denn der Fauteuil, der ihr seine nackte Lehne zugekehrt hatte, so, als sei er unbewohnt, hatte einen Satz nach hinten gemacht und nun stand vor ihr ein blondes, kleines Ungetüm mit wehendem Bart, und höhnische Fragen prasselten auf sie herab.
    »Ja, in der Nacht, in der Eltester ermordet worden ist, wo waren Sie da? Und dieser Shawl gehört nicht Ihnen? Und Sie waren nie in einer Apotheke? Und der alte Professor hat sein Gift durch himmlische Boten bekommen…«
    »Himmlische Boten«, stotterte Frau Pochon, ehrlicher Schrecken war auf ihrem Gesicht, so daß Pillevuit erstaunt schwieg über die Wirkung dieses so alltäglichen Vergleichs.
    »Himmlische Boten«, murmelte Frau Pochon, und sie nickte mit dem Kopf, während ihre Lippen sich langsam von den Zähnen zurückzogen. Sie wirkte wirklich unheimlich, diese alte Frau.
    Aber Kommissar Pillevuit hatte sich schon wieder gefaßt.
    »Also, Sie geben zu, daß Sie in der Nacht vom 25. zum 26. Juni bei Eltester waren, zusammen mit Professor Dominicé«
    Frau Pochon schien die Frage gar nicht gehört zu haben, sie starrte gebannt auf die Hände des Untersuchungsrichters, am Kommissar vorbei, denn diese Hände spielten mit einer Münze und von dieser Münze konnte Frau Pochon nicht die Augen lösen.
    »Wo haben Sie die Münze gefunden?« fragte sie atemlos.
    »Wissen Sie das nicht? Dort, wo wir den Shawl gefunden haben. Wollen Sie nicht zugeben, daß Sie den Apotheker gekannt haben?«
    »Sie sollten mir die Münze geben«, sagte die alte Frau ruhig, »das ist nichts für Sie, das könnte gefährlich werden.«
    »Halten Sie uns für Kinder?« schnaube Pillevuit böse. »Kinder, die sich vor Hexen und solchen Dingen fürchten? Oder etwa vor Geheimgesellschaften, religiösen oder politischen? Wollen Sie mir jetzt bitte eine genaue Antwort geben, wo Sie in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni waren? Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie gesehen worden sind, und zwar nicht nur von einem Zeugen.«
    Da kam wieder das Zurückziehen der Lippen, das wie ein höhnisches Lächeln wirkte, und dann sagte Frau Pochon: »Das ist nicht gut möglich. Bis Mitternacht war ich mit Sir Eric Bose zusammen und dann war ich daheim, denn mein Sohn hatte Fieber und ich mußte ihn pflegen. Um sechs Uhr morgens hat mich Sir Eric im Auto abgeholt, und ich

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