Der Tempel der Ewigkeit
entsetzlichen Kopfschmerzen.»
«Es betrübt mich zutiefst, daß ich der unfreiwillige Nutznießer dieser Ungerechtigkeit bin. Doch diese Zeiten gehen vorüber, Meba, vielleicht gelingt es mir, eine ehrenvolle Aufgabe für dich durchzusetzen.»
«Ramses ist kein König, der eine Entscheidung zurücknimmt. Der Erfolg, den er innerhalb so weniger Monate errungen hat, ist überwältigend.»
Chenar biß in einen Gänseflügel.
«Ich hatte mich bereits in mein Schicksal gefügt», gestand der ehemalige Gesandte, «bis zu dem Augenblick, da deine Schwester, Dolente, mich mit einem sonderbaren Mann bekannt gemacht hat.»
«Wie heißt er?»
«Ofir. Er ist Libyer.»
«Von dem habe ich noch nie reden hören.»
«Er hält sich versteckt.»
«Weshalb?»
«Weil er eine junge Frau beschützt, Lita.»
«Was für eine anrüchige Geschichte erzählst du mir da?»
«Ofirs Worten zufolge stammt Lita von Echnaton ab.»
«Aber seine Nachfahren sind alle tot!»
«Und wenn es doch wahr wäre?»
«Dann würde Ramses sie unverzüglich des Landes verweisen.»
«Deine Schwester setzt sich für sie ein und auch für die Anhänger Atons, des alleinigen Gottes, dem alle anderen Götter weichen müssen. Sogar in Theben soll sich eine Gruppe gebildet haben, die an ihn glaubt.»
«Ich hoffe, du schließt dich ihnen nicht an! Diese Torheit wird ein übles Ende nehmen. Hast du etwa vergessen, daß Ramses einer Dynastie angehört, die Echnatons Ansinnen verurteilt?»
«Darüber bin ich mir vollkommen im klaren, und die Begegnung mit diesem Ofir hat mich auch erschreckt. Aber wenn ich es recht bedenke, könnte dieser Mann ein wertvoller Bundesgenosse gegen Ramses werden.»
«Ein Libyer, der sich verbergen muß?»
«Ofir besitzt eine beachtliche Fähigkeit: Er ist Magier.»
«Davon gibt es Hunderte!»
«Aber der hat immerhin Nefertaris und ihrer Tochter Leben in Gefahr gebracht.»
«Was sagst du da?»
«Deine Schwester Dolente ist überzeugt, daß Ofir ein Weiser ist und Lita den Thron Ägyptens besteigen wird. Da sie auf mich zählt, um die Anhänger Atons zu vereinen, genieße ich ihr Vertrauen. Ofir ist ein furcht erregender Magier und dazu entschlossen, den magischen Schutz des Königspaares zu zerstören.»
«Bist du dir da sicher?»
«Wenn du ihn erst einmal gesehen hast, wirst du auch davon überzeugt sein. Aber das ist noch nicht alles, Chenar. Hast du an Moses gedacht?»
«Moses… Weshalb sollte ich an Moses denken?»
«Echnatons Vorstellungen waren nicht sehr weit von denen mancher Hebräer entfernt. Munkelt man denn nicht, der Freund des Pharaos werde vom Glauben an einen einzigen Gott umgetrieben und seine Treue zu unserer Kultur stehe auf schwachen Füßen?»
Chenar betrachtete Meba aufmerksam.
«Was schlägst du vor?»
«Daß du Ofir ermutigst, mit seiner Schwarzen Magie fortzufahren und Verbindung zu Moses aufzunehmen.»
«Nur, deine Nachfahrin Echnatons stört mich…»
«Mich auch, aber was tut das schon zur Sache? Reden wir Ofir doch ein, wir glaubten an Aton und an die Herrschaft von Lita. Sobald der Magier Ramses geschwächt und Moses gegen den König aufgebracht hat, entledigen wir uns dieses fragwürdigen Mannes und seines Schützlings.»
«Ein verlockender Plan, mein lieber Meba.»
«Ich vertraue darauf, daß du ihn noch verbesserst.»
«Und was begehrst du als Gegenleistung?»
«Wieder in mein ehemaliges Amt eingesetzt zu werden. Die Diplomatie ist mein Lebensinhalt. Es macht mir Freude, Botschafter zu empfangen, an einer erlesenen Tafel den Vorsitz innezuhaben, mich durch die Blume mit fremdländischen Würdenträgern zu unterhalten, Beziehungen anzuknüpfen, Fallen zu stellen… Das kann keiner verstehen, der diese Laufbahn nie eingeschlagen hat. Sobald du König bist, ernennst du mich wieder zum Obersten Gesandten.»
«Deine Vorschläge sind durchaus der Überlegung wert.»
Meba war entzückt.
«Ohne dir lästig fallen zu wollen, jetzt würde ich doch gern einen Schluck Wein trinken. Meine Kopfschmerzen haben sich verflüchtigt.»
Bakhen, der Vierte Prophet des Amun, warf sich vor Ramses zu Boden.
«Ich habe keinerlei Entschuldigung, Majestät. Für dieses Unheil bin ich ganz allein verantwortlich.»
«Welches Unheil?»
«Der Obelisk hätte verloren gehen können, die Mannschaft zu Schaden kommen…»
«Deine Alpträume entbehren jeder Grundlage, Bakhen. Nur Tatsachen zählen.»
«Sie sprechen mich nicht von meiner Unbesonnenheit frei.»
«Weshalb hast du sie begangen?»
«Ich
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