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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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getroffen.
    «Wie ist sein Name?»
    «Moses. Ein Freund Ramses’ von Kindheit an, ein Hebräer, dem er die Aufsicht über die Baustätten von Pi-Ramses anvertraut hat. Überrede ihn, dir zu helfen, dann werden auch wir Bundesgenossen.»
    Der Kommandant der Festung Elephantine führte ein sorgloses Leben. Seit dem Feldzug, den Sethos persönlich geleitet hatte, herrschte in den unter ägyptischer Oberhoheit stehenden nubischen Provinzen Frieden, und sie entrichteten regelmäßig ihre Tribute.
    Die südliche Grenze der Beiden Länder war gut bewacht. Seit Jahrzehnten hatte kein nubischer Stamm mehr versucht, sie zu verletzen oder sie auch nur in Frage zu stellen. Nubien war für alle Zeit eine ägyptische Provinz. Die Söhne der Stammesfürsten wurden in Ägypten erzogen, ehe sie in ihre Heimat zurückkehrten und dort die Kultur des Pharaonenreiches verbreiteten. Dabei wurden sie vom Vizekönig Nubiens überwacht, einem hohen, vom Pharao ernannten Beamten. Obgleich Ägypter es im allgemeinen verabscheuten, sich für längere Zeit außerhalb ihrer Landesgrenzen aufzuhalten, war dieser Posten begehrt, denn sein Inhaber erfreute sich beachtlicher Sonderrechte.
    Trotzdem beneidete ihn der Kommandant nicht, denn nichts wog das Klima und die Beschaulichkeit der Insel Elephantine auf, von der er auch stammte. Nach Tagesanbruch ertüchtigten die Soldaten ihre körperlichen Kräfte, ehe sie den Arbeitern in den Steinbrüchen zur Hand gingen, um die Granitblöcke auf die gen Norden auslaufenden Lastkähne zu verladen. Wie weit lag die Zeit kriegenscher Auseinandersetzungen zurück, und wie gut war es, daß sie so weit zurücklag!
    Seit seiner Ernennung hatte sich der Kommandant vom Heerführer in einen Zöllner verwandelt. Seine Männer überprüften die aus dem tiefen Süden kommenden Erzeugnisse und erhoben die Abgaben, die von den Beiden Weißen Häusern - dem Amt des Obersten Vorstehers der Schatzhäuser - festgesetzt wurden. In den Diensträumen des hohen Offiziers sammelten sich Papyrusrollen und Schriftstücke der Verwaltung in großer Zahl an, doch er kämpfte lieber gegen sie als gegen die furcht erregenden nubischen Krieger.
    In einer Weile würde er ein schnelles Boot besteigen und vom Nil aus die Befestigungsanlagen in Augenschein nehmen. Wie jeden Tag würde er dabei die sanfte Brise genießen und sich am Anblick der Flußufer und der Granitfelsen weiden. Und wie sollte er da nicht bereits von dem köstlichen Mahl träumen, das er danach mit einer jungen Witwe teilen würde, die ganz allmählich ihre Trauer überwand?
    Der ungewöhnliche Klang eiliger Schritte ließ ihn hochschrecken.
    Völlig außer Atem erschien sein Bursche.
    «Eine dringende Meldung, Kommandant.»
    «Woher kommt sie?»
    «Von einem Spähtrupp in der Wüste Nubiens.»
    «Aus der Gegend der Goldbergwerke?»
    «Ja, Kommandant.»
    «Was sagt der Bote?»
    «Daß die Lage sehr ernst sei.»
    Mit anderen Worten, der Kommandant konnte den zusammengerollten Papyrus nicht in eine Truhe legen und ihn dort tagelang vergessen. Er löste das Siegel, entrollte das Schriftstück und überflog es mit wachsender Bestürzung.
    «Das ist… das ist eine Fälschung.»
    «Nein, Kommandant. Der Bote steht zu deiner Verfügung.»
    «Ein solcher Zwischenfall kann sich nicht ereignet haben… Sollten aufständische Nubier tatsächlich einen Geleitzug des Heeres angegriffen haben, der Gold nach Ägypten beförderte?»
     

ACHTUNDVIERZIG
     
     
    ES WAR NEUMOND. Ramses trug nur eine Perücke und einen schlichten Schurz, der in seiner überlieferten Form dem der Pharaonen des Alten Reiches glich, während die Königin ein langes, eng anliegendes weißes Kleid anhatte. Auf ihrem Haupt saß statt einer Krone der siebenstrahlige Stern der Göttin Seschat, die sie während des Rituals verkörperte, mit dem der Grundstein zum Ramesseum, zum Tempel der Millionen Jahre, gelegt wurde. Der König erinnerte sich an seinen Aufenthalt in den Sandsteinbrüchen am Gebel Silsileh, wo er einst Hammer und Meißel geschwungen hatte. Damals, noch ehe sein Vater ihn aus diesen Träumen riß, hatte er in die Zunft der Steinhauer eintreten wollen.
    Dem Königspaar standen während der Zeremonie an die dreißig Ritualpriester aus dem Tempel von Karnak zur Seite, an ihrer Spitze der Oberpriester Nebou, der Zweite Prophet des Amun, Doki, und der Vierte Prophet, Bakhen, der bereits am nächsten Tag zwei Architekten und ihre Mannschaften an die Arbeit schicken würde.
    Zwanzig Aruren! Also nahezu

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