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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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unterschätzt hatte. Der schlichte Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, drohte ins Verderben zu führen.
    Ramses wandte sich an seine Männer und sagte ihnen die Wahrheit. Da sank ihre Stimmung, doch die erfahrensten unter ihnen gaben die Hoffnung nicht auf und sprachen ihren Gefährten Mut zu. Standen sie nicht unter dem Befehl eines Pharaos, der Wunder wirkte?
    Trotz der Gefahren zogen die Fußtruppen den nächtlichen Marsch vor. Der Späher an der Spitze des Zuges ritt mit äußerster Vorsicht voraus, eine überaus wachsame Nachhut würde einen plötzlichen Angriff von hinten abwehren, und dank des Vollmondes konnten sie weit sehen.
    Der König dachte an Nefertari. Falls er nicht zurückkehrte, würde die Last Ägyptens auf ihren Schultern ruhen. Kha und Merit-Amun waren noch viel zu jung, um schon zu regieren, und bei so manchem würde der Ehrgeiz, den er gezügelt hatte, mit um so größerer Verbissenheit wieder aufflammen.
    Plötzlich bäumte sich Serramannas Pferd auf. Der Sarde, davon überrascht, verlor das Gleichgewicht und stürzte auf den steinigen Boden. Vom Aufprall halb benommen, war er nicht imstande, sich abzufangen, und rollte einen sandigen Abhang hinunter, bis er in einer kleinen Senke, die von der Piste aus nicht einzusehen war, liegenblieb.
    Ein seltsames Geräusch, wie ein Keuchen, ließ ihn aufhorchen.
    Zwei Schritt von ihm entfernt hatte sich eine Schlange aufgebläht und preßte mit fauchendem Zischen die Luft aus ihren Lungen. Da sie in ihrer Ruhe gestört wurde, erwachte ihre Kampfeslust und sie war bereit zum Angriff.
    Bei seinem Sturz hatte Serramanna das Schwert verloren. Ohne Waffe blieb ihm nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten und dabei jede heftige Bewegung zu vermeiden. Doch die Schlange, die sich seitwärts wand, hinderte ihn daran.
    Obendrein hatte er Schmerzen in seinem rechten Knöchel, so daß er nicht aufstehen konnte. Unfähig, die Flucht zu ergreifen, drohte der Sarde eine leichte Beute zu werden.
    «Verdammtes Biest! Du bringst mich um einen ehrenvollen Tod in einer Schlacht!»
    Die Schlange kam näher. Serramanna schleuderte ihr eine Handvoll Sand an den Kopf, was sie nur noch mehr erzürnte. In dem Augenblick, da sie mit einer flinken Bewegung vorschnellte, um den kurzen Abstand zu ihrem Feind zu überwinden, wurde sie von einem gegabelten Stock auf den Boden gedrückt.
    «Ein schöner Fang!» beglückwünschte Setaou sich selbst. «Meine Aussichten, sie zu erwischen, standen eins zu zehn.»
    Er packte die Schlange am Hals, und ihr Schwanz peitschte wütend durch die Luft.
    «Wie hinreißend sie ist, diese Puffotter mit ihren drei Farben: Blaßblau, Dunkelblau und Grün! Ein wahrlich elegantes Fräulein, findest du nicht? Zu deinem Glück ist ihr Zischen weithin zu hören und leicht zu erkennen.»
    «Jetzt muß ich mich wohl bei dir bedanken.»
    «Ihr Biß ruft nur eine örtliche Schwellung hervor, die sich auf den betroffenen Körperteil ausdehnt und einen Bluterguß zur Folge hat, denn ihr Gift ist zwar sehr wirksam, aber nur in geringer Menge vorhanden. Wer ein starkes Herz hat, kann ihn überleben. Ehrlich gesagt, ist diese Puffotter nicht so gefährlich, wie sie aussieht.»
     

EINUNDFÜNFZIG
     
     
    SETAOU HATTE SERRAMANNAS zu Schaden gekommenen Knöchel mit Kräutern behandelt und mit einem Leinenstreifen umwunden, auf den er zuvor eine Salbe aufgetragen hatte, die die Schwellung lindern sollte. In wenigen Stunden würde sie nicht mehr zu sehen sein. Argwöhnisch fragte sich der Sarde, ob der Schlangenkundige den Zwischenfall mit der Puffotter nicht selbst herbeigeführt hatte, um als Retter zu erscheinen und ihn, Serramanna, davon zu überzeugen, daß er ein wahrer Freund von Ramses sei und sich keineswegs mit der Absicht trage, ihm Übles zuzufügen. Allerdings legte Setaou ein so kühles und uneigennütziges Benehmen an den Tag, daß es für ihn sprach.
    Vom Morgengrauen an wurde bis in den halben Nachmittag hinein Rast gehalten. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Noch gab es genügend Wasser für Menschen und Tiere, doch schon bald würden sie damit sparsam umgehen müssen. Trotz Müdigkeit und Angst trieb Ramses die Männer zur Eile an und beharrte weiterhin auf der unabdingbaren Wachsamkeit der Nachhut. Die Aufständischen würden nicht von vorn angreifen, sondern danach trachten, ihre Gegner zu schwächen, indem sie ihnen überraschend in den Rücken fielen.
    Inzwischen waren die Scherze verstummt, es war keine Rede mehr davon,

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