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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Ramses.
    «Ist es unerläßlich?»
    «Nein, aber ich bin lieber vorsichtig. Gegen Schlangen vermag Serramanna dich schließlich nicht zu schützen.»
    Der König willigte ein, das gefährliche Gebräu zu trinken, das Setaou ihm regelmäßig aus dem Sud von Nesselpflanzen und verdünntem Kobrablut zubereitete. Auf diese Weise gegen Schlangengifte gefeit, konnte der Herrscher sich gefahrlos auf die Straße des Goldes wagen.
    «Danke, daß du mich auf diese Reise mitgenommen hast! Lotos ist ebenfalls entzückt, ihre Heimat wiederzusehen. Und was für schöne Kriechtiere uns in Aussicht stehen!»
    «Es wird kein Spaziergang zu unserem Vergnügen, Setaou. Uns steht sicher heftiger Widerstand bevor.»
    «Und wenn du diesen armen Teufeln ihr Gold läßt?»
    «Sie haben geraubt und gemordet. Keiner, der die Gesetze der Maat verletzt, darf unbestraft bleiben.»
    «Kann dich nichts umstimmen?»
    «Nein.»
    «Hast du an deine eigene Sicherheit gedacht?»
    «Die Angelegenheit ist zu bedeutend, um sie einem Untergebenen anzuvertrauen.»
    «Lege deinen Männern nahe, die größte Vorsicht walten zu lassen, weil die Schlangen um diese Jahreszeit besonders giftig sind. Sie sollen sich mit Teufelsdreck, dem Gummiharz des Persischen Stinkasants, einreiben. Sein widerwärtiger Geruch schlägt manche Kriechtiere in die Flucht. Falls ein Soldat gebissen wird, verständige mich. Ich lege mich auf einem der Lastschlitten schlafen, an der Seite von Lotos.»
    Die Expeditionstruppe drang auf einem steinigen Pfad vor. An ihrer Spitze ritten ein Späher, Serramanna und der König auf robusten Pferden. Ihnen folgten Ochsen, die die Lastschlitten zogen, mit Waffen und Wasserschläuchen beladene Packesel und die Fußtruppen.
    Der nubische Späher war überzeugt, daß die Angreifer sich noch in der Nähe des Ortes aufhalten dürften, an dem sie die Karawane überfallen hatten. Nur etliche Meilen entfernt lag in der Tat eine Oase, die es ihnen ermöglichte, ihre Beute vorübergehend zu verstecken, bis sie dafür Käufer fanden.
    Nach der Karte, die der König besaß, konnte er sich ohne Furcht in das Herz dieser Wüstenregion vorwagen, denn längs des Weges waren Brunnen gegraben worden. In den Berichten der Verwaltung Nubiens hieß es, daß seit Jahren kein Minenarbeiter mehr Durst gelitten habe.
    Deshalb überraschte es den Späher, als er den Kadaver eines Esels erblickte. Für gewöhnlich setzten die Goldsucher nur Tiere ein, die bei bester Gesundheit waren und der Anstrengung lange standhalten konnten.
    Kurz vor dem ersten großen Brunnen waren alle wieder frohen Mutes. Trinken, bis der Durst gestillt war, die Wasserschläuche auffüllen, im Schatten unter den zwischen vier Pflöcken gespannten Planen schlafen… Von den Offizieren bis zu den einfachen Soldaten gab sich jeder demselben Traum hin. Da in weniger als drei Stunden die Nacht hereinbrach, würde der König ihrem Vormarsch sicher Einhalt gebieten.
    Der Späher war der erste, der den Brunnen erreichte. Trotz der Hitze ließ ihm das, was er entdeckte, das Blut in den Adern gefrieren. Er lief zu Ramses.
    «Majestät… Der Brunnen ist versiegt!»
    «Vielleicht ist der Wasserspiegel nur gesunken. Steige hinunter!»
    Der Mann gehorchte, durch ein Seil gesichert, das Serramanna hielt. Als er wieder heraufkam, schien sein Gesicht um Jahre gealtert.
    «Trocken, Majestät.»
    Die Truppe verfügte nicht über genügend Wasser, um umzukehren. Das würden vielleicht nur die Widerstandsfähigsten überleben. Also mußten sie in der Hoffnung, den nächsten Brunnen zu erreichen, weitergehen. Aber da die Berichte der nubischen Verwaltung offenbar nicht stimmten, erhob sich die Frage, ob dieser nicht auch versiegt war.
    «Wir könnten von der Hauptpiste abweichen», schlug der Späher vor, «und nach rechts abbiegen, zu der Oase der Aufständischen. Auf dem Weg dahin gibt es einen Brunnen, den sie brauchen, wenn sie zu ihren Streifzügen ausschwärmen.»
    «Ruhepause bis zum Einbruch der Dunkelheit!» befahl Ramses. «Dann ziehen wir weiter.»
    «Nachts zu marschieren ist gefährlich, Majestät! Wegen der Schlangen. Außerdem könnten wir in einen Hinterhalt geraten.»
    «Uns bleibt keine andere Wahl.»
    Welch sonderbare Umstände! Ramses dachte an seine erste Expedition nach Nubien, an der Seite seines Vaters. Damals waren die Soldaten auf eine ebenso harte Probe gestellt worden, weil ein aufrührerischer Stamm die Brunnen vergiftet hatte. Insgeheim gestand der König sich ein, daß er die Gefahr

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