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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ein.»
    Die junge blonde Frau kauerte in einer Ecke des Raums. Ein Stück Stoff verhüllte ihr Gesicht.
    «Ist sie krank?»
    «Sie erträgt die Dunkelheit nicht. Sobald die Sonne aufgeht, fühlt sie sich wieder wohler.»
    «Sagst du mir nun endlich, wer du bist und was du von mir erwartest?»
    «Mein Name ist Ofir. Ich bin in Libyen geboren und habe mich der Magie verschrieben.»
    «In welchem Tempel übst du sie aus?»
    «In keinem.»
    «Also bewegst du dich außerhalb der Gesetze.»
    «Wir beide verbergen uns und wechseln unablässig unseren Aufenthaltsort.»
    «Welche Verfehlungen habt ihr euch zuschulden kommen lassen?»
    «Nur die eine, daß wir den Glauben von Sethos und Ramses nicht teilen.»
    Moses war verblüfft.
    «Ich verstehe nicht…»
    «Diese junge Frau, die man zutiefst beleidigt hat, heißt Lita. Sie ist die Enkelin Merit-Atons, einer der sechs Töchter des großen Echnaton, der vor fünfundfünfzig Jahren in seiner Sonnenstadt starb und aus den Listen der Könige gestrichen wurde, weil er Ägypten dazu bekehren wollte, nur an einen einzigen Gott zu glauben, an Aton.»
    «Keiner seiner Anhänger wurde je verfolgt.»
    «Ist das Vergessen nicht die schlimmste Strafe? Königin Anches-en-Amun, die Witwe Tut-ench-Amuns, der Ägyptens Thron gebührt hätte, ist zu Unrecht zum Tode verurteilt worden, und die verruchte, von Horemheb begründete Dynastie hat sich widerrechtlich der Beiden Länder bemächtigt. Gäbe es Gerechtigkeit, müßte Lita den Thron besteigen.»
    «Willst du eine Verschwörung gegen Ramses anzetteln?»
    Ofir lächelte von neuem.
    «Ich bin nur ein alter Magier, Lita ist schwach und mutlos. Von uns hat der starke Pharao Ägyptens nichts zu befürchten. Ihn wird eine höhere Macht auslöschen, die dem Land ihre Gebote auferlegen wird.»
    «Wer soll das sein?»
    «Der wahre Gott, Moses, der alleinige Gott, dessen Zorn schon bald alle Völker treffen wird, die sich ihm nicht beugen.»
    Ofirs tiefe Stimme ließ die Wände der baufälligen Behausung erzittern. Moses befiel ein sonderbares Grauen, ebenso furchterregend wie anziehend.
    «Du bist Hebräer, Moses.»
    «Ich bin in Ägypten geboren.»
    «Dennoch bist du, wie ich, hier nur ein Fremder. Wir sind auf der Suche nach einem unbefleckten, nicht von Dutzenden von Göttern besudelten Land. Du bist Hebräer, Moses. Dein Volk leidet. Es möchte die Religion seiner Väter wieder aufleben lassen, den hehren Plan Echnatons erneuern.»
    «Die Hebräer sind in Ägypten glücklich. Sie werden gut entlohnt und gut verpflegt.»
    «Es genügt ihnen nicht, nur die Bedürfnisse ihres Leibes zu befriedigen.»
    «Wenn du das so genau weißt, dann werde doch ihr Prophet!»
    «Ich bin nur ein Libyer, und ich genieße weder dein Ansehen, noch besitze ich deine Ausstrahlung.»
    «Dein Geist ist verwirrt, Ofir! Die Hebräer gegen Ramses aufwiegeln, das würde bedeuten, sie in ihr Verderben zu führen. Keinem von ihnen steht der Sinn danach, sich gegen Ägypten aufzulehnen oder dieses Land zu verlassen, und ich bin der Freund eines Pharaos, dem eine glorreiche Herrschaft verheißen ist.»
    «In dir lodert ein Feuer, Moses, gleich dem, das im Herzen Echnatons loderte. Und jene, die mit ihm nach seinen höchsten Zielen strebten, sind nicht alle verschwunden. Allmählich finden sie von neuem zusammen.»
    «Ihr steht also nicht allein, Lita und du?»
    «Wir müssen sehr vorsichtig sein, doch wir gewinnen jeden Tag wertvolle Freunde hinzu. Der Glaube Echnatons ist die Religion der Zukunft.»
    «Dieser Meinung ist Ramses gewiß nicht.»
    «Da du sein Freund bist, fällt es dir zu, ihn zu überzeugen.»
    «Bin ich denn selbst überzeugt?»
    «Die Hebräer werden der Welt die Vorherrschaft des alleinigen Gottes bringen, und du wirst ihr Anführer.»
    «Deine Prophezeiung ist lächerlich.»
    «Sie wird sich dennoch erfüllen.»
    «Ich hege nicht die geringste Absicht, mich dem König zu widersetzen.»
    «Möge er unseren Weg nicht behindern, dann wird ihm nichts geschehen.»
    «Höre auf, Unsinn zu reden, Ofir, und kehre in dein Land zurück.»
    «Noch besteht das neue Reich Gottes nicht, aber du wirst es begründen.»
    «Ich habe andere Pläne.»
    «Du glaubst doch nur an einen Gott, nicht wahr?»
    Moses war verwirrt.
    «Ich brauche deine Frage nicht zu beantworten.»
    «Versuche nicht, deinem Schicksal zu entfliehen.»
    «Scher dich fort, Ofir!»
    Moses schickte sich an, das Haus zu verlassen, und der Magier hielt ihn nicht zurück.
    «Die Schlangen sind wieder in

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