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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Majestät!»
    Romet, von Ramses zum Vorsteher seines Palastes befördert und folglich für das Wohlbehagen des Pharaos zuständig, legte größten Wert auf Sauberkeit. So konnten sich Stubenkehrer, Bodenwäscher und alle anderen, die einen Putzlappen oder ein Staubtuch schwangen, nicht dem Müßiggang hingeben, denn sie standen unter der Aufsicht eines überaus gewissenhaften Schreibers, der bestrebt war, seine Stellung dadurch zu festigen, daß er sich bei Romet beliebt machte. Er überwachte die Arbeit seiner Untergebenen und schreckte nicht davor zurück, jeden, der sich einen Verstoß gegen die Vorschriften zuschulden kommen ließ, zur Ordnung zu mahnen, indem er ihm androhte, beim ersten Rückfall seinen Lohn zu kürzen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit verließ der Schreiber einen spiegelblanken Palast. Müde und durstig strebte er eilends einer Schenke zu, in der man ein köstliches Bier anbot. Als er durch eine Gasse kam, in der mit Weizensäcken beladene Esel ihm den Weg versperrten, packte ihn eine kräftige Faust am Kragen seines Umhangs und zerrte ihn rücklings in einen düsteren, kleinen Laden, dessen Tür krachend zuschlug. Von panischer Angst erfaßt, hatte der Beamte nicht einmal einen Schrei ausgestoßen.
    Zwei riesige Hände legten sich um seinen Hals.
    «Raus mit der Sprache, du Schurke!»
    «Laß mich… laß mich wenigstens atmen…»
    Serramanna lockerte seinen Griff ein wenig.
    «Du stehst doch mit deinem Herrn im Bunde, wie?»
    «Meinem Herrn… Mit welchem Herrn?»
    «Mit Romet, dem Vorsteher des Palastes.»
    «Aber… Meine Arbeit ist tadellos!»
    «Romet verabscheut Ramses, nicht wahr?»
    «Das weiß ich nicht… Nein, nein, ich glaube nicht. Und ich bin ein treuer Diener des Königs.»
    «Romet ist doch gut Freund mit Skorpionen.»
    «Mit Skorpionen? Er? Sie versetzen ihn in Angst und Schrecken.»
    «Du lügst.»
    «Nein, ich schwöre es.»
    «Du hast gesehen, wie er mit ihnen umgeht.»
    «Du irrst dich…»
    Der Sarde begann zu zweifeln. Für gewöhnlich erzielte diese Behandlung ausgezeichnete Erfolge. Anscheinend sagte der Schreiber doch die Wahrheit.
    «Suchst du einen, der sich gut auf Skorpione versteht?»
    «Kennst du einen?»
    «Er ist ein Freund des Königs, ein gewisser Setaou… Der bringt sein Leben mit Schlangen und Skorpionen zu. Es heißt, er spricht ihre Sprache und sie gehorchen ihm.»
    «Wo ist er?»
    «Nach Memphis abgereist. Dort besitzt er eine Arzneikammer. Er hat eine nubische Zauberin mit dem Namen Lotos geheiratet, die ist genauso unheimlich wie er.»
    Serramanna ließ den Schreiber los, der sich den Hals rieb und glücklich war, daß er wieder Atem schöpfen konnte.
    «Darf ich… darf ich jetzt gehen?»
    Mit einer Handbewegung scheuchte der Sarde den Beamten hinaus.
    «Einen Augenblick noch… Ich habe dir doch nicht weh getan?»
    «Nein, nein!»
    «Fort mit dir, und erzähle ja niemandem von diesem Gespräch, sonst werden meine Arme zu Schlangen, die dich erwürgen!»
    Während der Schreiber das Weite suchte, verließ Serramanna in aller Ruhe den kleinen Laden und ging nachdenklich in die entgegengesetzte Richtung.
    Sein Gespür sagte ihm, daß sich dem Palastvorsteher Romet, zu schnell in ein hohes Amt befördert, die besten Gelegenheiten boten, dem König zu schaden. Der Sarde nahm sich vor Leuten in acht, die ihren Ehrgeiz geschickt hinter Frohsinn verbargen. Trotzdem mußte er sich wohl seinen Irrtum eingestehen, einen lohnenden Irrtum, weil der Schreiber ihm vielleicht die richtige Fährte gewiesen hatte: zu Setaou, einem Freund des Königs.
    Serramanna zog eine Grimasse.
    Ramses besaß einen ausgeprägten Sinn für Freundschaft, Für ihn war sie ein geheiligter Wert. Sich an Setaou heranzuwagen war nicht ungefährlich, dies um so mehr, als der Mann über beängstigende Waffen verfügte. Trotzdem, nachdem er diesen Hinweis erhalten hatte, konnte Serramanna nicht untätig bleiben. Sobald er wieder in Memphis war, würde er diesem ungewöhnlichen Paar, das so unbeschwert mit Kriechtieren zusammenlebte, besondere Aufmerksamkeit schenken.
    «Mir sind keinerlei Klagen über dich zu Ohren gekommen», bestätigte Ramses.
    «Ich habe mein Versprechen gehalten, Majestät», beteuerte Serramanna.
    «Bist du dir dessen so sicher?»
    «Ganz und gar.»
    «Und was haben deine Ermittlungen ergeben?»
    «Bis jetzt noch nichts.»
    «Ein völliger Mißerfolg?»
    «Ich war auf der falschen Fährte.»
    «Das heißt, du gibst noch nicht auf.»
    «Meine Aufgabe besteht dann, dich

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